Schwierigste Reise des Papstes Nebo - Erste Station des Papstes6 Pixel Hintergrund 75 75 214.jpg (4854 Byte)Oberrabbiner Toaff: Papstreise positiv Chronologie Vatikan - Israel

 

Der Papst in Israel

Papst Johannes Paul II. ist am Montag aus Rom zu einer einwöchigen Pilgerreise nach Jordanien, Israel und in die Palästinensergebiete abgeflogen. Begleitet von rund 1.000 Journalisten besucht das gesundheitlich angeschlagene Kirchenoberhaupt die biblischen Stätten im Heiligen Land.

Der fast 80 Jahre alte Johannes Paul II. hatte die Gläubigen noch am Sonntag aufgerufen, für das Gelingen der Pilgerfahrt zu beten. Unmittelbar nach seiner Ankunft in der jordanischen Hauptstadt Amman fährt der Papst auf den Berg Nebo (Jordanien). Von hier hatte der biblischen Überlieferung zufolge Moses erstmals das "Gelobte Land" erblickt, als er vor über 3.000 Jahren sein Volk aus ägyptischer Gefangenschaft heimführte. (Quelle: APA)

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Schwierigste Reise des Papstes

Auf keine seiner 90 Auslandsreisen hat der Papst so lange warten müssen wie auf den Besuch im Heiligen Land. Bethlehem, Nazareth, der See Genezareth und erst recht Jerusalem: die Heimat des irdischen Jesus schien wegen der verworrenen Lage in Nahost in unerreichbarer Ferne. Zum Heiligen Jahr verwirklicht Johannes Paul II. jetzt seinen Traum. Es soll eine rein religiöse Pilgerreise sein, trotzdem halten manche Vatikan-Diplomaten das Projekt für verfrüht. Und so wird die wichtigste Reise des Papstes sicher auch seine schwierigste.

Die Erwartungen sind hoch: Israelis und Palästinenser, Juden, Christen und Muslime, alle erhoffen sich vom Papstbesuch eine Anerkennung und Aufwertung. Dabei bekommt in der aufgeladenen politischen, religiösen und sozialen Lage des Nahen Ostens und erst recht Jerusalems jeder Schritt, jede fromme Geste und jedes Gebets-Wort vielschichtige Bedeutung. Hart wie selten wurde daher im Vorfeld der Reise um Programm und Präsenz, um Auftritte und Alternativen gerungen.

Am einfachsten ist die erste Etappe, Jordanien. Ein Abstecher auf den Berg Nebo, von wo aus Moses in Gelobte Land schaute, eine Messe im Sportstadion von Amman, ein Besuch beim König und noch ein Stopp an der neu entdeckten Taufstelle Jesu. Das Programm ist sehr dicht, aber noch ohne diplomatische "Tretminen". Das ändert sich am zweiten Reisetag.

Offizielle Begrüßung ist auf dem Flughafen von Lod, nicht in Jerusalem - was Israel lieber gesehen, aber die Araber verprellt hätte. Erste Pilgerstation ist - gemäß der biblischen Chronologie - Jesu Geburtsstadt Bethlehem in den Palästinenser-Gebieten. Nach der Messe vor der Geburtskirche stehen Besuche bei Präsident Arafat und im Flüchtlingslager Daheishe auf dem Programm.

Am vierten Tag ist Johannes Paul II dann im jüdischen Jerusalem: Messe im Abendmahlssaal, Besuch beim Staatspräsidenten, Treffen mit den Ober-Rabbinern und Rede in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Zweifellos der erste Höhepunkt der Reise - politisch wie religiös.

Die 40 Jahre lang verweigerte und vor zehn Jahren endlich erreichte volle Anerkennung Israels durch den Vatikan erlebt hier einen Schlusspunkt. Und für die religiöse Aussöhnung zwischen Kirche und Judentum könnte es kaum ein eindringlicheres Symbol geben als die Rede am Shoah-Mahnmal. Sicher wird der Papst hier die Vergebungsbitte zum Anti-Judaismus konkretisieren.

Wie heiß das Pflaster Jerusalems auch für einen Pilger-Papst ist, zeigt die Tatsache, dass die Etappe strikt auf den jüdischen Westteil beschränkt bleibt. Von Jerusalem aus fährt Johannes Paul II. an den folgenden Tagen an die Wirkungsstätten Jesu am See Genezareth und nach Nazareth. Zur Freiluft-Messe auf dem Berg der Seligpreisungen werden insgesamt 150.000 Katholiken - auch aus dem Ausland - erwartet. Die größte Menschenmenge, die je zu einem Ereignis nach Israel eingereist ist, bemerkt die israelische Botschaft in Rom. Auch palästinensische Katholiken aus Gaza und der Westbank, für die Galiläa sonst "off limits" ist, dürfen zur Papstmesse kommen.

Erst nach diesen Überland-Etappen besucht der Papst am letzten Tag die arabische Altstadt von Jerusalem mit der Grabeskirche. Scharfe Sicherheitsmaßnahmen sollen den Papst hier, wie auf der ganzen Reise, schützen und zugleich demonstrieren, wer das Sagen hat.

In Jerusalem wird auch die christliche Ökumene betont, wenngleich nicht so spektakulär wie beim historischen Heilig-Land-Besuch von Papst Paul VI. im Jahr 1964, als es zum ersten katholisch-orthodoxen Kirchengipfel seit 910 Jahren kam. Johannes Paul II. wird sowohl den griechisch-orthodoxen Patriarchen Diodoros I. in dessen Amtssitz aufsuchen und dort auch mit den anderen Führungspersönlichkeiten der christlichen Kirchen in Jerusalem zusammentreffen als auch den armenisch-apostolischen Patriarchen Torkom Manoogian im St. Jakobskloster besuchen.

Im Vatikan hofft man, dass die religiöse Reise Impulse für den Friedensprozess bringt. So daß die Pilgerfahrt dann doch auch noch eine politische Nebenwirkung hätte. Der päpstliche Pressesprecher Joaquin Navarro-Valls betonte denn auch bei der Präsentation des Reiseprogramms, der Papst denke, dass die Religionen "bei den Bemühungen um einen gerechten und dauerhaften Frieden" eine entscheidendere Rolle spielen müssten. Navarro unterstrich aber auch, dass alle vier Aspekte der Papstreise gesehen werden müssten: Dem Papst gehe es um eine Pilgerfahrt zu den biblischen Stätten und um eine Rückkehr zu den "Wurzeln des Glaubens", aber auch um die christliche Einheit und um den interreligiösen Dialog und schließlich um den Friedensprozess im Nahen Osten. (Quelle: KAP)

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Oberrabbiner Toaff: Papstreise positiv

Der Oberrabbiner von Rom, Elio Toaff, hat sich positiv zur Israel-Reise von Johannes Paul II. geäußert und zugleich einige Erwartungen an den Papst formuliert. In einem Gastbeitrag für die Sonntagsausgabe der katholischen Tageszeitung "Avvenire" schrieb Toaff, dieser Besuch stelle einen weiteren Schritt in der Annäherung zwischen der katholischen Kirche und dem jüdischen Volk dar.

Toaff erinnerte laut Kathpress an die bisherigen Leistungen von Johannes Paul II. auf diesem Gebiet und nannte die Verurteilung des Antisemitismus, das Schuldeingeständnis für die früheren Sünden der Christen gegen die Juden, den Besuch des Papstes in der römischen Synagoge und die Anerkennung des Staates Israel.

Toaff nannte Johannes Paul II. einen "großen Papst", der den gegenseitigen Respekt und das gemeinsame geistliche Erbe von Juden und Christen hervorhebe. Zugleich erinnerte der Rabbiner daran, dass die Juden noch immer auf eine "unzweideutige Verurteilung des schuldhaften Schweigens während des Holocaust" warteten. Ebenso hofften sie auf eine eindeutige Anerkennung des besonderen politischen und religiösen Wertes Jerusalems als Hauptstadt und religiöses Zentrum für das jüdische Volk.

Der Direktor des Interreligiösen Koordinationsrates in Israel, Ronald Kronish, forderte in der "Jerusalem Post" seine Mitbürger aufgefordert, die Christen und vor allem die Katholiken in einem neuen Licht zu sehen. "Anstelle auf dem Bild der Christen als der ewigen Feinde und Verfolger zu bestehen, könnten wir die katholische Kirche und den Papst als unsere Partner im Dialog für eine bessere Welt betrachten", betonte Kronish.

Der Papst-Besuch in Israel sei ein wichtiger Schritt im Normalisierungsprozess zwischen Juden und Christen. Die katholische Kirche habe in den letzten 35 Jahren ihre Haltung gegenüber dem Judentum revolutionär verändert, betonte der Experte. Die Konzilserklärung "Nostra Aetate" sei der Ausgangspunkt eines ernsthaften interreligiösen Dialogs zwischen Katholiken und Juden geworden. In der Folge habe die katholische Kirche in wichtigen Dokumenten und symbolischen Gesten ihre frühere Haltung des Antijudaismus revidiert und die Juden als die "älteren Brüder im Glauben" anerkannt.

Er nannte das vatikanische Shoah-Dokument von 1998 und die Anerkennung des Staates Israel 1993. Kronish bedauerte, dass diese positiven Entwicklungen in jüdischen Kreisen "leider zu wenig bekannt sind oder nicht entsprechend gewertet werden". (Quelle: APA)

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Chronologie Vatikan - Israel

Es begann mit der Streichung beleidigender Worte für die Juden aus der Karfreitagsliturgie durch Johannes XXIII. Die Annäherung zwischen der Katholischen Kirche und dem Judentum war einer Kathpress-Chronologie zufolge ein langwieriger, zeitweise von Rückschlägen gekennzeichneter Prozess.

1904: Theodor Herzl versucht, den Vatikan für eine Heimstatt der Juden in Palästina zu gewinnen. Papst Pius X. entgegnet: "Wir können die Juden nicht abhalten, nach Jerusalem zu kommen, doch sanktionieren können wir das niemals".

1917: Nach Beendigung der osmanischen Herrschaft über Palästina sichert Großbritanniens Außenminister James Balfour den Juden Unterstützung bei der Errichtung einer Heimstatt in Palästina zu. Benedikt XV. äußert wenige Jahre später die Befürchtung, dass nationale Interessen der Zionisten auf Kosten der Araber verwirklicht werden sollten. Das widerspreche dem "fundamentalen Prinzip der natürlichen Gerechtigkeit". Der Vatikan bestreitet ein aus der Bibel ableitbares Recht für einen Staat Israel.

29. November 1947: Der Teilungsbeschluss der UNO für Palästina sieht eine Internationalisierung Jerusalems vor. Der Vatikan fordert, Jerusalem unter die Oberaufsicht der Vereinten Nationen zu stellen und zu internationalisieren.

1948: Der Vatikan gründet eine Apostolische Delegatur für Jerusalem und Palästina als Zeichen für ein ungeteiltes Palästina. Pius XII. fordert weiterhin in Reden und Enzykliken den Schutz und die Unverletzlichkeit aller Heiligen Stätten in Palästina. So wird in der Enzyklika "In multiplicibus" (24. Oktober) die Forderung nach einem "freien Zugang zu den Heiligen Stätten (...), Freiheit des Kultus und die Respektierung der verschiedenen christlichen Traditionen" erhoben. Der Schutz der Heiligen Stätten werde "unter den gegebenen Umständen" am besten durch einen "internationalen Status" für Jerusalem gesichert.

15. April 1949: In der Enzyklika "Redemptoris nostri" wiederholt Pius XII. seine Forderungen. Israels Präsident Chaim Weizmann garantiert daraufhin "die volle Sicherheit aller religiösen Institutionen" in Israel.

28. Oktober 1958: Wahl von Papst Johannes XXIII. Er streckt den Juden die Hand zur Versöhnung aus. Eine jüdische Delegation begrüßt er mit den Worten "Ich bin Josef, euer Bruder". Er streicht das Wort von den "treulosen Juden" (perfidis Judaeis) aus der Liturgie und beauftragt den deutschen Kardinal Augustin Bea, ein Papier über die Juden für das Konzil vorzubereiten.

1962 bis 1965: Das Zweite Vatikanische Konzil sanktioniert den Wandel im Verständnis des Judentums und betont das "gemeinsame Erbe" von Juden und Christen. Die Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nicht-christlichen Religionen, "Nostra aetate" (28. Oktober 1965), "beklagt (...) alle Hassausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgendjemandem gegen die Juden gerichtet haben".

4. bis 6. Jänner 1964: Als erster Papst der Geschichte besucht Paul VI. das "Heilige Land". Er wird mit staatlichen Ehren in Jordanien und Israel empfangen. Der Vatikan spricht aber offiziell nicht vom Staat Israel. Während der Visite besucht Kurienkardinal Eugene Tisserant den "Keller des Gedenkens" für die Nazi-Opfer beim Davidsgrab auf dem Zionsberg und entzündet dort im Auftrag des Papstes sechs Kerzen.

22. Juni 1967: Papst Paul VI. fordert für Jerusalem einen international garantierten Sonderstatus. Während des Sechstagekrieges (5. bis 10. Juni) war der Ostteil der Ewigen Stadt, wo sich die meisten Heiligen Stätten Jerusalems befinden, von Israel erobert worden.

16. Jänner 1973: Ministerpräsidentin Golda Meir wird als erstes israelisches Regierungsmitglied im Vatikan empfangen.

November 1977: Der Heilige Stuhl bittet Israel in einem offiziellen Briefwechsel um die Freilassung des wegen Waffenhandels inhaftierten melkitisch-katholischen Erzbischofs Hilarion Capucci. Beobachter sehen darin eine De-facto-Anerkennung des Staates Israel durch den Heiligen Stuhl.

22. Oktober 1978: An der Amtseinführung von Papst Johannes Paul II. der am 16. Oktober gewählt worden war, nimmt eine offizielle israelische Delegation teil.

10. Dezember 1978: Johannes Paul II. äußert erstmals den Wunsch, ins Heilige Land zu reisen.

28. Dezember 1978: Israels Staatspräsident Yitzhak Navon lädt den Papst offiziell ein, die "Heiligen Stätten im Heiligen Land Israel" zu besuchen.

7. Juni 1979: Johannes Paul II. bezeichnet bei einem Besuch in Auschwitz das einstige KZ als "Golgotha unserer Zeit".

30. Juli 1980: Die Knesset verabschiedet ein Grundgesetz, das "ganz Jerusalem" zur Hauptstadt Israels erklärt.

15. September 1982: PLO-Führer Yasser Arafat wird im Vatikan empfangen.

20. April 1984: In dem Apostolischen Schreiben "Redemptoris anno" spricht Johannes Paul II. erstmals in einem Dokument vom "Staat Israel".

19. Februar 1985: Israels Premierminister Shimon Peres wird vom Papst empfangen. Auf der Tagesordnung steht die "Normalisierung der Beziehungen".

13. April 1986: Als erster Papst besucht Johannes Paul II. offiziell eine Synagoge. Bei dem Besuch des Gotteshauses in Rom bezeichnete er die Juden als "ältere Brüder im Glauben".

29. Juli 1992: Bildung einer Ständigen Arbeitsgruppe zwischen dem Vatikan und Israel mit dem Ziel der "Normalisierung der Beziehungen".

21. September 1993: Israels Oberrabbiner Israel Lau besucht Johannes Paul II. im Vatikan, die erste Begegnung zwischen einem Papst und einem hochrangigen religiösen Würdenträger des jüdischen Staates.

30. Dezember 1993: Unterzeichnung eines "Grundlagenvertrags" zwischen Israel und dem Vatikan als erste vertragliche Beziehung zwischen beiden Partnern.

15. Juni 1994: Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel. Im Oktober folgen offizielle Beziehungen zwischen dem Vatikan und der PLO, im März darauf mit Jordanien .

3. Februar 1997: Israels Premierminister Benjamin Netanyahu lädt den Papst während einer Audienz ein, "so schnell wie möglich" zu einem Gegenbesuch nach Jerusalem zu kommen.

10. November 1998: Israel und der Vatikan unterzeichnen einen Vertrag zur juristischen Anerkennung der kirchlichen Einrichtungen und Institutionen im Heiligen Land.

16. März 1998: Der Vatikan veröffentlicht das Dokument "Wir gedenken: Eine Reflexion über die Shoah". "Wir bedauern zutiefst die Irrtümer und Fehler der Söhne und Töchter der Kirche", heißt es in dem Text.

15. Februar 2000: Der Vatikan und die Palästinenser schließen einen Vertrag über die Anerkennung kirchlicher Einrichtungen in den palästinensischen Gebieten. In der Präambel werden nochmals die Forderungen des Vatikan für "ein spezielles, international garantiertes Statut für Jerusalem" aufgeführt.

12. März 2000: Johannes Paul II. spricht eine historische Vergebungsbitte für die Verfehlungen der Christen in der Geschichte aus. Dabei werden auch die "Sünden" bekannt, die nicht wenige Christen "gegen das Volk des Bundes und der Seligpreisungen begangen haben..."

20. März 2000: Johannes Paul II. tritt Reise in das Heilige Land an. Erste Station Moses-Berg Nebo in Jordanien (Quelle: APA)

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Nebo – erste Station des Papstes

"Und Moses stieg aus den Gefilden Moabs auf den Berg Nebo, auf den Gipfel des Phasga, der gegenüber Jericho liegt. Der Herr ließ ihn das ganze Land schauen, von Gilead bis nach Dan .... Und der Herr sprach zu ihm: 'Dies ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob versprochen habe, indem ich sagte 'Deinen Nachkommen will ich es geben'. Ich habe es dich mit eigenen Augen sehen lassen, hinüber aber sollst du nicht gelangen'. So starb dort Moses, der Knecht des Herrn im Land Moab gemäß dem Wort des Herrn. Man begrub ihn im Tal gegenüber von Beth Phogor, aber niemand kennt sein Grab bis heute." (Deuteronomium 34, 1.4-7)

Etwa 50 km südwestlich von Amman liegt der Nebo - ein Bergrücken mit mehreren Kuppen, deren höchste 800 Meter Seehöhe überschreitet. Dessen Westende bildet die 710 Meter hohe, gegen das Jordantal steil abfallende Kuppe des Siyagha (der arabische Name für den Nebo). Dieser entspricht dem zweimal in den Büchern Mose erwähnten Phasga, den Moses kurz vor seinem Tod bestieg, wie die eingangs zitierte Bibelstelle besagt.

Auf dem seit Urzeiten bewohnten Höhenrücken (wie Dolmen, Menhire und aufgefundene Steinwerkzeuge bezeugen) wurde in frühchristlicher Zeit auf dem Siyagha eine kleine Kirche am legendären Sterbeort Mose errichtet, der ein Kloster angeschlossen wurde. Gegen Ende des 6. Jh. beschlossen die Mönche den Ausbau des Heiligtums. Wie moderne Ausgrabungen ergaben, wurde aus der ursprünglichen Kirche das Presbyterium einer neuen, aus großen Kalksteinen erbauten dreischiffigen Basilika. Die neue Kirche wurden mit Mosaikfußböden ausgestattet, die vielfach mit griechischen Inschriften christlichen Inhaltes versehene geometrische Ornamente, Tiere, Jagdszenen und Früchte zeigten.

Die Franziskaner-Kustodie des Heiligen Landes erwarb die Nebo-Bergkuppen und ließ durch ihr Bibelinstitut in Jerusalem seit 1933 umfangreiche archäologische Untersuchungen und Ausgrabungen vornehmen. Auf dem Siyagha wurden die Reste der Basilika und des angeschlossenen Klosters freigelegt. In den sechziger Jahren beschloß man die Abdeckung der Basilikareste, um die Bodenmosaiken zu schützen und sie zu restaurieren. Die zutage geförderten Reste der einst Moses geweihten Basilika und des Klosters sind von Kiefern, Zypressen und Agaven umgeben, sonst ist der gesamte Höhenrücken des Nebo von einigen Baumpflanzungen abgesehen kahl.

Man betritt die nun überdachte freigelegte Basilika von der Westseite. Mauer- und Säulenreste lassen die Abgrenzung der drei Schiffe deutlich erkennen. Im linken Seitenschiff sind noch mehrere Fußbodenmosaike an Ort und Stelle, im Mittel- und rechten Seitenschiff hat man die anderen Mosaike der Basilika zusammen mit den von Archäologen der Kustodie in der näheren Umgebung gefundenen Mosaiken in vorbildlicher Weise aufgestellt.

Im rechten Seitenschiff befindet sich eine gute Dokumentation der archäologischen Forschungen der Franziskaner-Kustodie im Heiligen Land, sowie eine Photomontage des berühmten Franziskus-Freskos in der Unterkirche der Basilika San Francesco in Assisi. Hinter dem modernen Altar der Apsis zeigen drei von einem italienischen Künstler geschaffene Glasfenster Episoden aus dem Leben Mose: die Eherne Schlange, Moses schlägt Wasser aus dem Felsen und der Tod Mose auf dem Berg Nebo.

Vom Vorplatz auf der Westseite - dort hat ein anderer italienischer Künstler eine moderne Version der Ehernen Schlange aus Bronze aufgestellt - genießt man in westlicher Richtung eine prächtige Aussicht, den gleichen Blick, der sich vor mehr als 3.000 Jahren Moses vor seinem Tod dargeboten hat: zur Rechten die kahlen, gegen das Jordantal absinkenden "Gefilde Moabs", dann das Jordantal selbst mit der Oase Jericho, links davon das Tote Meer und hinter allem das Bergland von Judäa. "Balkon des Jordantales" hat man einmal sehr treffend den Berg Nebo bezeichnet. (Quelle: APA)

 

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Letztes Update dieser Seite am  11.07.2006 um 10:33 von Marcus Marschalek &Elisabeth  Kluge

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