Brasilien: Kirche bittet Indios und Schwarze um Vergebung "Wir haben nichts zu feiern...." Österreich-Beiträge zum 500. Jahrestag der Entdeckung Veranstaltungen auch in Österreich
 

 

Brasilien: Kirche bittet Indios und Schwarze um Vergebung

"Wir wollen um Vergebung bitten für die Fehler und Unterlassungen, die wir während der Verkündigung des Evangeliums in den vergangenen 500 Jahren begangen haben." Es waren klare Worte, die Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano bei einer Messe vor 50.000 Besuchern anläßlich der staatlichen 500-Jahr-Feiern in Brasilien fand.

Sodano, der in Vertretung von Johannes Paul II. nach Brasilien gekommen war, erinnerte aber auch an die Arbeit von Missionaren, die zahlreiche Bildungseinrichtungen geschaffen und die menschliche Würde der indigenen Bevölkerung verteidigt hätten.

Ein Indio-Vertreter äußerte bei der Großveranstaltung herbe Kritik: "Dies war unser Land seit 40.000 Jahren, als vor 500 Jahren die Weißen kamen. Wir waren fünf Millionen, als sie ankamen. Jetzt sind wir 300.000 und werden weiter verfolgt."

 

Brasilien: Kirche bittet Indios und Schwarze um Vergebung "Wir haben nichts zu feiern...." Österreich-Beiträge zum 500. Jahrestag der Entdeckung Veranstaltungen auch in Österreich

 

Brasilien: "Wir haben nichts zu feiern...."

"Brasilien ist kein armes, sondern ein ungerechtes Land", bringt es der brasilianische Präsident Fernando Henrique Cardoso auf den Punkt. Und er bestätigt damit jene Befunde, die Brasilien-Experten erstellt haben.

Einer dieser Brasilien-Experten ist Jose Murilo, Geschichtsprofessor an der Universität Rio. "Es war Völkermord", urteilt er über das, was in diesen Wochen als "Entdeckung" gefeiert wird. Waren es etwa fünf bis acht Millionen Indios, die um das Jahr 1500 in jenem Gebiet lebten, das heute Brasilien heißt, so seien es im Jahr 2000 gerade einmal rund 300.000.

Kritik kommt aber auch von der Weltbank: Die Einkommensverteilung im größten Land Lateinamerikas sei eklatant ungerecht. Die ärmsten 20 Prozent der brasilianischen Bevölkerung würden lediglich über 2,5 Prozent des Gesamteinkommens verfügen.

Hinzu kommt eine Verteilung des Grundbesitzes, die schon bisher Anlaß zu heftigen Auseinandersetzungen geboten hat: Ein Prozent der Grundbesitzer – der wohlhabendste Teil der brasilianischen Gesellschaft – verfügt über mehr als 1,5 Millionen Quadratkilometer Land. Das entspricht einer Fläche, die dem Territorium von Deutschland, Spanien, Frankreich, Österreich und der Schweiz gleich kommt. Andererseits ziehen 4,5 Millionen brasilianische Familien durch das Land – landlos, hungernd und ohne Arbeit.

Nur mutige Reformen könnten den 160 Millionen-Einwohner-Staat, die achtgrößte Industrienation der Erde, vor Aufständen der Hungernden und Entrechteten bewahren, meinen aufmerksame Beobachter der Entwicklungen in Brasilien. Vielleicht wäre das halbe Jahrtausend brasilianischer Geschichte – das Erinnern an die "Entdeckung" – Anlaß genug, notwendige Schritte der Veränderung in die Wege zu leiten.

 

Brasilien: Kirche bittet Indios und Schwarze um Vergebung "Wir haben nichts zu feiern...." Österreich-Beiträge zum 500. Jahrestag der Entdeckung Veranstaltungen auch in Österreich

 

 

Brasilien: Österreich-Beiträge zum 500. Jahrestag der Entdeckung

Recht unterschiedlich sind die heimischen Beiträge zum 500. Jahrestag der Entdeckung Brasiliens: 28 Stück einer riesigen, zwölf Tonnen schweren, Monumentaluhr hat der Vorarlberger Designer Hans Donner zu den "Jubiläumsfeiern" beigesteuert. Donner lebt bereits seit vielen Jahren in Brasilien.

Mit Ausstellungen in Brasilien sind der zeitgenössische Maler Arnulf Rainer und der Biedermeierkünstler Thomas Ender vertreten. Rainer präsentiert in Rio de Janeiro Übermalungen von Werken eines deutschen Naturforschers. In Sao Paolo sind Aquarelle von Thomas Ender mit historischen Ansichten brasilianischer Städte zu sehen.

 

Brasilien: Kirche bittet Indios und Schwarze um Vergebung "Wir haben nichts zu feiern...." Österreich-Beiträge zum 500. Jahrestag der Entdeckung Veranstaltungen auch in Österreich

 

 

Brasilien: Veranstaltungen auch in Österreich

Zum Thema "500 Jahre Brasilien" finden in diesen Wochen auch in Österreich zahlreiche Veranstaltungen statt.

Der brasilianische Außenminister wird beim 33. Lateinamerika-Tag das Lateinamerika-Instituts (LAI) erwartet. Drei Tage lang – vom 25. bis zum 27. Mai – sollen aktuelle Forschungsergebnisse "zur historischen, politischen, wirtschaftlichen und architektonischen Entwicklung Brasiliens einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden", so die Veranstalter.

Bunt und klangvoll verspricht ein Festival im Wiener Werkstätten- und Kulturhaus (WUK) zu werden. Dort sollen vom 16. bis zum 24. Juni zahlreiche brasilianische Künstler dem österreichischen Publikum ihre Heimat näher bringen.

 

Letztes Update dieser Seite am  11.07.2006 um 10:34 von Marcus Marschalek

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