Der Unbeugsame: Vor 25 Jahren starb Kardinal Jozef Mindszenty Satanismus: Labile Jugendliche sind gefährdet Mauthausen: 55. Jahrestag der Befreiung Papst: Ökumenische Gedenkfeier
Dorothee Sölle: Über Mystik und Widerstand Österreich: Zahl der Kirchenaustritte auf Rekordniveau

News vom 5. 5. 2000

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Papst: Ökumenische Gedenkfeier für "Märtyrer des 20. Jahrhunderts"

Am 7. Mai gedenkt Johannes Paul II. am römischen Kolosseum zahlreicher Märtyrer der vergangenen hundert Jahre. Vertreter anderer christlicher Kirchen werden an dieser ökumenischen Feier teilnehmen.

Mit einem feierlichen Akt am Kolosseum im Rom gedenkt Papst Johannes Paul II. am 7. Mai der "neuen Märtyrer" des 20. Jahrhunderts. Bei der ökumenischen Zeremonie sollen stellvertretend für die vielen Opfer 16 Märtyrer namentlich erwähnt werden. Darunter sollen sich u.a. der deutsche Lutheraner Paul Schneider mit seinem "mutigen Zeugnis im Konzentrationslager Buchenwald" befinden, aber auch die Geschwister Scholl von der Widerstandsgruppe "Weiße Rose".

Der Papst hatte bereits 1994 die Ortskirchen in aller Welt dazu aufgerufen, für das Heilige Jahr 2000 eine Märtyrergeschichte zu schreiben. Die bislang weitgehend geheime Liste umfaßt nach Angaben des Vatikan mehr als 12.000 Verfolgte. Mehr als 80 Länder hätten sich daran beteiligt.

In keinem Jahrhundert zuvor habe es so viele Blutzeugen für Gott, für Christus, aber auch für Gerechtigkeit aus christlichen Motiven gegeben wie im 20. Jahrhundert – in der katholischen Kirche wie auch in anderen Kirchen. Diese Ansicht vertrat der Sekretär des Päpstlichen Einheitsrates, Kurienbischof Walter Kasper. Die Feier am Kolosseum sei "ein großes ökumenisches Ereignis".

Ziel des Gedenkens sei es, Männer und Frauen dem Vergessen zu entreißen, die um des christlichen Glaubens willen verfolgt und gewaltsam getötet wurden.

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Dorothee Sölle: Über Mystik und Widerstand

Dorothee Sölle war in Wien zu Gast und referierte über ihr Verständnis von Mystik in der heutigen Zeit.

"Mystik heißt immer auch Widerstand!" – das unterstrich die evangelische Theologin Dorothee Sölle bei einem Vortrag vor dem Katholischen Akademikerverband zum Thema "Mystik und Widerstand". Die Literatin und Mitbegründerin der politischen Theologie sieht Mystik immer im Zusammenhang mit der Erfahrung von Einheit inmitten der Zerstreuung und mit dem Wahrnehmen des "stillen Geschreis, das Gott ist". Diese Dimensionen der Wirklichkeit stehen laut Sölle im Widerspruch zu der heutigen, als normal angesehenen Lebensweise.

Die Theologin thematisierte v.a. auch den Zusammenhang von Mystik und Ökologie und sieht diesbezüglich Globalisierung und Individualisierung als Bedrohung. Sölle wörtlich: "Je globaler sich die Weltwirtschaft organisiert, je desinteressierter sie sich allen sozialen oder ökologischen Eingebundenheiten gegenüber gibt, desto mehr benötigt sie als Ansprechpartner das Individuum ohne jede Beziehung." Als Leitfigur des "homo oeconomicus" stellte Sölle das geschäfts- und genussorientierte Einzelwesen heraus, das weder an Tretminen, die sein Autohersteller auch produziere, noch am Wasser, das seine Nachkommen trinken werden und schon gar nicht an Gott interessiert sei. Im Gegensatz dazu stehe ein mystisch-ökologisches Bewußtsein, ein Bewußtsein über die Verwobenheit von allem, was existiert. Gewiss ist sich die Theologin darüber: "Dass wir ohne diesen mystischen Traum keine Chance haben, ist evident. Ihn schon jetzt zu leben ist die Hoffnung bewußter Minderheiten."

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Mauthausen: 55. Jahrestag der Befreiung

Auch die christlichen Kirchen in Österreich wollen sich an den Gedenkfeiern anlässlich des 55. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen beteiligen. Sie feiern einen ökumenischen Gottesdienst.

Mit einem ökumenischen Wortgottesdienst wollen die christlichen Kirchen am Sonntag der Befreiung der Häftlinge des Nazi-Konzentrationslagers Mauthausen vor 55 Jahren gedenken. Im Rahmen dieses Gottesdienstes am 7. Mai um 9 Uhr auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers, wird von Bischofsvikar Willi Vieböck die Gedenkrede von dem Linzer Bischof Maximillian Aichern verlesen. Aichern selbst kann wegen eines Spitalsaufenthalts nicht am Gottesdienst teilnehmen. Neben Bischofsvikar Vieböck werden der griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos und der evangelische Superintendent Hansjörg Eichmeyer die Feier leiten. Im Anschluß daran kommen um 11 Uhr im Rahmen der großen Gedenk-Kundgebung im Lager u.a. der ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch zu Wort, Vieböck wird ein Grußwort des Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn vorlesen.

Das Konzentrationslager Mauthausen, in dem mehr als 100 000 Menschen ums Leben gekommen sind, wurde im Jahr 1938 errichtet, am 7. Mai 1945 von US-Streitkräften besetzt und in Folge aufgelöst.

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Österreich: Zahl der Kirchenaustritte auf Rekordniveau

Im Jahr 1999 haben mehr als 44.000 Katholiken "ihre Kirche" verlassen. So viele Austritte wie im vergangenen Jahr gab es noch nie zuvor.

Die Zahlen, die dieser Tage veröffentlicht wurden, geben führenden Vertretern der katholischen Kirche Österreichs zu denken: Exakt 44.361 Menschen sind im Jahr 1999 aus der katholischen Kirche ausgetreten. Ein ähnlich hoher Wert war zuletzt 1995 registriert worden. Die "Austrittswelle" war damals mit der "Affäre Groer" in Zusammenhang gebracht worden.

Warum die Zahl der Kirchenaustritte nun einen neuen Rekordwert erreicht hat, darüber wird derzeit wortreich spekuliert. Die auch öffentlich ausgetragene Uneinigkeit unter heimischern Bischöfen könnte Katholiken vergrämt haben. Die überraschende Absetzung Helmut Schüllers habe bei vielen Unmut ausgelöst, wird gemutmaßt.

Kardinal Christoph Schönborn, der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, hat sich gegenüber der Nachrichtenagentur "Kathpress" zu den Kirchenaustritten geäußert: "Die Ursachen der Kirchenaustritte sind vielfältig; generelle Skepsis gegenüber den großen Institutionen mag dabei ebenso mitspielen wie Enttäuschung über kirchliche Personen oder kirchliche Entscheidungen. Aber niemand kann die Sinnfrage auf Dauer beiseite schieben - auch wenn man meint, eine Zeit lang auf Religion verzichten zu können."

Zu Wort gemeldet haben sich aber auch zahlreiche andere Vertreter des kirchlichen Lebens in Österreich. Der Grazer Diözesanbischof Johann Weber: "Wir wissen aus Erfahrung, daß bei sehr vielen Menschen ein längerer Prozeß der Entfernung dem Kirchenaustritt vorangeht. Dann ist es oft ein bestimmter Anlaß, daß darauf der Entschluß gefaßt wird, sich offiziell von der Kirche zu distanzieren. (.....) Das beste Gegengewicht zu den Kirchenaustrittszahlen ist eine gute Seelsorge in unseren Pfarren und Gemeinschaften."

Die Versöhnung zwischen Kirche und postmoderner Gesellschaft stehe immer noch aus, meinte der Präsident der Katholischen Aktion Österreich, Christian Friesl. Deshalb stehe die Kirche wie ein "anachronistischer Fremdkörper" in einer pluralistischen und individualistischen "anything goes"-Gesellschaft da.

Die Kirche sei heute so wenig attraktiv, so der Obmann der Plattform "Wir sind Kirche", Hubert Feichtlbauer, "weil sie in ihrem äußeren Erscheinungsbild ihrer eigenen Lehre widerspricht." Wo sich diese decke - wie etwa bei der Caritas - hätten kirchliche Einrichtungen auch heute noch ein hohes Ansehen.

Daß sich auch im Jahr 2000 eine Rekordzahl von Katholiken "verabschieden" könnte, ist nach Aussagen von Kirchenstatistikern nicht zu erwarten: In den ersten vier Monaten des heurigen Jahres seien deutlich weniger Kirchenaustritte als im Vergleichszeitraum 1999 registriert worden. Ob das allerdings als Anzeichen einer "Trendwende" gedeutet werden darf, scheint fraglich.

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Der Unbeugsame: Vor 25 Jahren starb Kardinal Jozef Mindszenty

Gefangenschaft, Hausarrest und Exil. Jahrzehnte lang leistete der ungarische Kardinal Widerstand gegen die kommunistische Herrschaft. Dann auch gegen päpstliche Wünsche. - Am 6. Mai 1975 starb Jozef Mindszenty in Wien.

Mit zahlreichen Feiern gedenkt die katholische Kirche in Ungarn und in Österreich in den kommenden Wochen des 25. Todestages des ungarischen Kardinals Jozef Mindszenty. Erinnert wird dabei auch an die Geschichte eines Unbeugsamen, der Zeit seines Lebens für seinen Glauben gekämpft hat.

Schon 1919 geriet der damals 27-jährige Priester mit der kommunistischen Kurzzeit-Räteregierung in Konflikt. 1941 legte er aus Protest gegen erlebte Nazi-Gräuel seinen deutschen Geburtsnamen "Pehm" ab und nannte sich nach seinem Geburtsort Mindszenty.

Papst Pius XII. ernannte Jozef Mindszenty im März 1944 zum Bischof von Veszprem. Im Oktober 1944 protestierte Mindszenty gegen den Krieg, den ungarische nationalsozialistische "Pfeilkreuzler" gegen die vorrückende Rote Armee führten. Darauf hin wurde er in Sopron eingekerkert. Im März 1945 wurde er aus dem Gefängnis befreit.

Als Erzbischof von Esztergom, ab 1946 auch als Kardinal, trat Mindszenty gegenüber den neuen kommunistischen Machthabern unerschrocken für die Rechte der Kirche ein. 1948 wurde der Kardinal - Vorwurf: "Konspiration gegen den Staat" - verhaftet und anschließend wegen "Hochverrats, Spionage, Bedrohung der Staatssicherheit und Devisenvergehens" zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Während der Volkserhebung im Jahr 1956 wurde Mindszenty befreit. Für kurze Zeit konnte er seine Tätigkeit wieder aufnehmen. Doch als sowjetische Panzer den "Traum von der Freiheit" zerstörten, floh Jozef Mindszenty in die US-amerikanische Gesandtschaft in Budapest. 15 Jahre lang blieb der "streitbare Kardinal" - die USA hatten ihm Asyl gewährt - in der Budapester US-Mission, ohne ungarisches Territorium betreten zu dürfen. Dort besuchte ihn der damalige Wiener Erzbischof, Kardinal Franz König, regelmäßig im Auftrag des Papstes.

Diplomatische Bemühungen zwischen dem Vatikan und der kommunistischen Führung Ungarns, die sich zu Beginn der sechziger Jahre entwickelten, waren vorerst fruchtlos. Die Möglichkeit, aus Ungarn auszureisen, lehnte Mindszenty ab. Als schließlich auch die USA immer vehementer auf eine "Lösung" des Falles drängten, kam es zu einer Übereinkunft zwischen dem Vatikan und der ungarischen Führung. Die Folge: Im Jahr 1971 verließ Jozef Mindszenty seine Heimat und fand Aufnahme in Österreich.

Das päpstliche Ansinnen, Mindszenty zum Rücktritt als Erzbischof von Esztergom zu bewegen, scheiterte am Willen des Kardinals. Im Februar 1974 entband ihn Papst Paul VI. von seiner erzbischöflichen Funktion - "aus pastoralen Erwägungen".

Der Kardinal selbst machte nie ein Hehl daraus, daß er mit diesen Entscheidungen nicht einverstanden war. Es sah sich als "Opfer der vatikanischen Ostpolitik", die ihm gegenüber den kommunistischen Machthabern zu freundlich gesinnt erschien. Er habe nicht freiwillig abgedankt, weil der ungarische Staat nach wie vor in das kirchliche Leben eingreife und Druck auf die Gläubigen des Landes ausübe.

In der Basilika von Mariazell wurde Jozef Mindszenty, nach seinem Tod 1975, beigesetzt. Erst im Mai 1991 - nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" - wurde der Sarg nach Ungarn gebracht. Es war eine "späte Heimkehr".

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Satanismus: Labile Jugendliche sind gefährdet

Junge Mädchen und Burschen feiern Messen für Luzifer - die Anfragen besorgter Eltern bei den Sektenreferaten der Diözesen häufen sich.

"Wir haben mittlerweile pro Monat mit fünf bis zehn Vorfällen zu tun, die mit Satanismus in Verbindung zu bringen sind", berichtet der Sektenbeauftragte der Diözese Linz Andreas Girzikovsky,

Die vorsichtige Formulierung des Experten mag es andeuten: Vor voreiligen Schlüssen sei gewarnt. Denn was unter Erwachsenen als "bedenkliches Anzeichen" gewertet wird - schwarze Kleidung, Symbole wie 666, Pentagramme oder verkehrte Kreuze- ist für Jugendliche bisweilen nicht viel mehr als "Ausdruck modischer Freiheiten", nicht selten auch versuchte Provokation.

Ernst zu nehmen - weil als Zeichen pubertärer Desorientierung deutbar, die helfendes Eingreifen verlangen kann - sind grobe Verhaltensauffälligkeiten aber auf jeden Fall. Vor allem, wenn sich Jugendliche von Freunden und Verwandten abwenden, nicht mehr in der Schule oder am Arbeitsplatz erscheinen, dann sei Sorge angebracht, meinen Sektenexperten. Gefahr sei im Verzug, wenn der Bezug zu bisher erlebter Alltagsrealität verloren gehe. "Wirklich gefährlich wird es, wenn satanische Praktiken dazu benützt werden sollen, um Probleme des Alltags bewältigen zu wollen".

Bisweilen stehe aber einfach "die Lust am Neuen" im Vordergrund. "Jugendliche verkehren immer häufiger in gewissen Szenen, die alle sehr erlebnisorientiert sind", meint Andreas Girzikovsky. In diesen Szenen gehe es nicht selten vor allem um "den gewissen Kick".

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Letztes Update dieser Seite am  11.07.2006 um 10:34 von Barbara Krenn

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