Wird Papstattentäter begnadigt? Die Erarbeitung eines vatikanischen Dokuments mit konkreten Begnadigungsmaßnahmen für italienische Häftlinge anläßlich des "Jubiläums der Häftlinge" gibt Anlass zu Spekulationen: Wird der Papst-Attentäter Ali Agca begnadigt? Ob der Vatikan einen konkreten Schritt in Richtung Begnadigung des 43-jährigen Papst-Attentäters Agca unternehmen wird, ist ungewiß. Gewiß ist jedoch, daß der Vatikan ein "Dokument mit konkreten Vorschlägen" zu Begnadigungsmaßnahmen für italienische Häftlinge ausarbeitet. Vorgestellt wird dieses anlässlich der Feierlichkeiten für das "Jubiläum der Häftlinge" am 9. Juli. "Alles ist möglich" antwortete Bischof Crescenzio Sepe auf die Frage, ob denn das Dokument einen Antrag an Italien zur Begnadigung des Papst-Attentäters Mehmet Ali Agca enthalten werde.
Begnadigung erst nach endgültiger Tataufklärung? Seit 19 Jahren sitzt Ali Agca nun schon im Gefängnis. Schon mehrere Male hatte sich die Rechtsanwältin des Türken, Marina Magistrelli, an den Vatikan und das italienische Justizministerium gewandt, um die Freilassung ihres Mandanten zu erreichen. Zuletzt hatte sie mit Hinweis auf das Heilige Jahr 2000 und der damit verbundenen Schuldenvergebung eine Begnadigung Agcas gefordert. Obwohl das Attentat auf vatikanischem Staatsgebiet verübt worden war, überließ der Vatikan die Strafverfolgung der italienischen Justiz und hielt sich bisher weitgehend aus der juristischen Frage der Begnadigung heraus. Lediglich Stanislaw Dziwisz, der päpstliche Privatsekretär, hatte 1997 angemerkt, daß eine Begnadigung nicht zu erwarten sei, solange Agca nicht die Wahrheit über die Hintergründe des Attentats vorbringe. Wegen der zahlreichen widersprüchlichen Aussagen über Motive und Hintergründe der Tat Agca hatte mehr als 100 Versionen zu Protokoll gegeben - ist bis heute unklar, wer letztlich hinter dem Attentat stehe. 1983 hatte der Papst seinen Attentäter im Gefängnis besucht und ihm persönlich vergeben.
Mai 1981: Johannes Paul II. wird angeschossen
Am 13. Mai 1981 hatte Ali Agca auf dem Petersplatz Johannes Paul II. angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Er wurde gleich darauf inhaftiert und am Juli 1981 wegen versuchten Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Angesichts seines guten Führungsverhaltens im Gefängnis hätte Agca nach italienischer Rechtspraxis bereits 1996 auf eine vorzeitige Entlassung hoffen können. Italienische Terroristen werden in der Regel nach 15 Jahren begnadigt. Schon öfters klagte Agca darüber, dass Terroristen, die mehrere Personen ermordet hätten, auf freiem Fuß seien. Er hingegen müsse obwohl ihm Johannes Paul II. vergeben habe noch immer hinter Gittern bleiben. |
Letztes Update dieser Seite am 11.07.2006 um 10:35 |