Studie: Krenn und Groer unbeliebteste Bischöfe Zulehner: "Keine handlungsfähige Bischofskonferenz" König und Weber – beliebteste Bischöfe
Studie: Krenn und Groer unbeliebteste Bischöfe

Eine in der neuesten Ausgabe der "Furche" veröffentlichte Studie des Wiener Pastoraltheologen Paul M. Zulehner weist die Bischöfe Krenn und Groer als die unbeliebtesten Hirten in der katholischen Kirche Österreichs aus. Kardinal König ist nach der Umfrage hingegen der mit Abstand beliebteste Bischof.

Kurt Krenn, Bischof von St. Pölten, und der Wiener Alterzbischof Kardinal Hans Hermann Groer sind die unbeliebtesten Bischöfe Österreichs. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Wiener Pastoraltheologen Paul M. Zulehner. Unangefochten an der Spitze der Beliebtheitsskala steht Kardinal Franz König, der vor kurzem seinen 95. Geburtstag gefeiert hat. Auf Platz zwei folgt der Grazer Bischof Johann Weber, der sich offensichtlich nicht zuletzt als Impulsgeber des "Dialogs für Österreich" Sympathien erworben hat.

Ergebnisse von drei Untersuchungen im Überblick

Ausgangspunkt der neuen Zulehner-Studie war eine Veröffentlichung von Daten über Bekanntheit und Wertschätzung der österreichischen Bischöfe in der Tageszeitung "Die Presse" im Jänner 1991 auf Grundlage einer Repräsentativstudie. Frauen und Männern in Österreich wurden damals die Fragen gestellt: Kennen Sie diesen Bischof, schätzen Sie ihn, oder haben Sie von ihm keine gute Meinung? Im Jahr 1994 wurden die Daten von Zulehner neuerlich erhoben, jedoch nicht veröffentlicht. Die Lage der Kirche Österreichs hatte sich in den drei Jahren nicht entscheidend verändert. Mit einer dritten Befragung im Juli dieses Jahres sollten nun die Ergebnisse aller drei Untersuchungsjahre erstmals im Überblick publiziert werden.

Groer Spitzenreiter der Negativliste

77 Prozent der Befragten haben vom Wiener Alterzbischof Kardinal Hans Hermann Groer keine gute Meinung. Die "Affäre Groer" zeigt nach wie vor Wirkung. 1995 war gegen Groer der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs erhoben worden. Er schweigt dazu bis heute.

Auf Platz zwei der Negativliste liegt, nur knapp hinter Groer, der St. Pöltner Bischof Kurt Krenn. 70 Prozent der Befragten denken nicht gut über ihn. Krenn hat sich seit Amtsantritt als Verfechter eines äußerst konservativen Kirchenkurses einen Namen gemacht und gilt bis heute als Verteidiger Groers.

Die Bischöfe Krenn und Groer liegen, was die Unbeliebtheit betrifft, unangefochten an der Spitze. Nur 19 Prozent haben dezidiert keine gute Meinung vom derzeit amtierenden Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn – das bedeutet Platz drei.

König und Weber – beliebteste Bischöfe

Großer Beliebtheit hingegen erfreuen sich Kardinal König und der Grazer Diözesanbischof Johann Weber. Nur je zwei Prozent der Österreicher äußern sich negativ, 79 Prozent hingegen schätzen den Wiener Alterzbischof König, der bei allen drei Erhebungen mit Spitzenwerten - sowohl Bekanntheit als auch Respektierung betreffend – aufwarten kann. Mit 64 Prozent gilt Bischof Weber als zweitbeliebtester Bischof Österreichs.

Österreichs Bischöfe bilden zwei Pole

"Dass es eine Reihe von Bischöfen in Österreich gibt, von denen beträchtlich viele Menschen im Land ‚keine gute Meinung‘ haben, ist vor allem ein Votum nicht über die Person, sondern über den Kirchenkurs, für den sie stehen.", zeigt sich der Initiator der Umfrage, Paul M. Zulehner überzeugt. Deutlich zeigen die Ergebnisse für Zulehner auch, dass es derzeit in der katholischen Kirche nicht nur beliebte und unbeliebte Bischöfe gebe, sondern dass diese auch zwei Pole bilden. Gegenüber der "Furche" folgert Zulehner: "Das wäre an sich auch noch kein Problem, würde wie bei der Elektrizität diese Polarität über Spannung Energie erzeugen. Das ist aber nicht der Fall. Vielmehr gab es rund um die Causa Groer und den darauf folgenden ‚Dialog für Österreich‘ eine Art von Rom ausgelösten Kurzschluss. Die Folge: Es ist dunkel geworden." Vor allem für die derzeitige politische Lage Österreichs sei dies fatal, denn die Kirche Österreichs habe im Moment – abgesehen von Aktivitäten der Katholischen Aktion oder der Caritas – keine Kraft, sich als Ganze in der schicksalshaften Zeit des Landes mit starker Stimme einzubringen, konstatiert der Wiener Pastoraltheologe.

Österreichs Kirche brauche handlungsfähige Bischofskonferenz

Österreichs Kirche brauche nun wieder eine handlungsfähige Bischofskonferenz. Die Lösung wäre laut Zulehner auch ganz einfach: "Es braucht einen unbeugsamen Vorsitzenden und den Abschied vom Einstimmigkeitsprinzip. ... Solches Erstarken der Bischofskonferenz wird um so eher gelingen, je mehr sich die Kirche im Land neuen Themen zuwendet: der EU-Osterweiterung, dem Nationalegoismus, der angstbesetzten Fremdenabweisung, der Spaltung des Landes in Modernisierungsverlierer und Modernisierungsgewinner." Ausserdem müsse sich die katholische Kirche von einem "selbstmörderischen" Marketingkonzept verabschieden, das sich mit leidigen Irritationen wie Sexualmoral, Rolle der Frauen, Problemen mit synodaler Partizipation und Modernitätsproblemen in der Öffentlichkeit präsentiere.

Bekanntheit und Wertschätzung österreichischer Bischöfe 1991-2000

 

bekannt

%

1990

1994

2000

Aichern

28

30

40

Eder

47

42

53

Groer

 

84

96

Iby

 

12

34

Kapellari

42

45

77

König

93

90

89

Kothgasser

   

29

Krenn

63

91

97

Küng

35

29

40

Schönborn

 

20

91

Stecher

24

31

45

Weber

36

47

64

Werner

 

5

8

 

 

geschätzt

%

1990

1994

2000

Aichern

10

11

24

Eder

2

3

17

Groer

 

7

5

Iby

 

2

18

Kapellari

9

10

46

König

61

62

79

Kothgasser

   

12

Krenn

3

3

14

Küng

2

2

11

Schönborn

 

3

47

Stecher

18

9

27

Weber

11

14

64

Werner

 

0

1

 

 

keine gute Meinung

%

1990

1994

2000

Aichern

-1

0

-1

Eder

-15

-8

-17

Groer

 

-17

-77

Iby

 

0

-2

Kapellari

-1

0

-5

König

-1

-1

-2

Kothgasser

   

-3

Krenn

-26

-61

-70

Küng

-11

-5

-17

Schönborn

 

-1

-19

Stecher

-1

-1

-1

Weber

-1

-1

-2

Werner

 

0

-2

Link:
Die Furche

 

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Letztes Update dieser Seite am  11.07.2006 um 10:36