Weihbischof Laun organisiert Tagung "Homosexualität und Kirche"

Vom 4. bis 6. September findet in Salzburg eine Tagung zum Thema "Homosexualität und Kirche" statt. Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun will damit zur Klärung einer innerkirchlichen Position beitragen.

"Homosexualität und Kirche" – ein heißes Eisen innerhalb der katholischen Kirche, bei dem sich die Geister scheiden. Die Bearbeitung des Themas würde Zündstoff und reiches Konfliktpotential in sich bergen – wohl nicht jedoch bei der vom 4. bis 6. September in Salzburg stattfindenden Tagung zu selbigem Thema. Denn: Nicht die Kontroverse soll dabei im Mittelpunkt stehen, sondern "die möglichst sachliche und kompetente Zusammenschau von empirischen Befunden und kirchlicher Lehre", so der inhaltlich Hauptverantwortliche der Tagung, der Salzburger Weihbischof und Moraltheologe Andreas Laun. Der "katholische Weg", der zwischen der Bejahung homosexueller Menschen und der Beurteilung von Homosexualität als solcher genau unterscheidet, soll bei dieser Veranstaltung herausgearbeitet werden. Auch kirchliche Kreise seien bezüglich Homosexualität verunsichert, in Österreich und in ganz Europa gewinne die Homosexuellen-Bewegung mehr und mehr an Einfluss – deshalb bedürfe es einer neuen Reflexion auf das Phänomen Homosexualität und die entsprechende Haltung der Christen – steht im Tagungsprogramm geschrieben. Das Symposion findet im Internationalen Forschungszentrum (IFZ) Salzburg – mit Andreas Laun als Präsidenten – statt, zu dem Laun "Fachleute aus den USA und aus Deutschland" gewinnen konnte. Öffentlich zugänglich ist die Tagung jedoch nicht. Um nicht "Störefrieden"– so Laun wörtlich gegenüber RELIGION-ON – Tür und Angel zu öffnen, nimmt der Weihbischof persönlich alle Anmeldungen entgegen.

Laun: "Homosexualität widerspricht göttlicher Ordnung"

"Es gibt ernstzunehmende Leute, Wissenschafter, die sagen, dass Homosexualität überwunden werden kann. Die sagen, wir haben erlebt, dass Homosexuelle wieder zur Heterosexualität gefunden haben, die Heilung behauptet haben.", so Laun zu RELIGION-ON. Diesen Leuten und Positionen will der Weihbischof innerhalb der Tagung Raum, Platz und "eine Chance" geben. Als katholischer Moraltheologe ist Laun nämlich der Meinung, dass die Kirche der Bibel folgend einen differenzierten Standpunkt gegenüber Homosexualität einnehmen müsse. Homosexualität entspräche nicht dem Schöpfungsplan Gottes. Dass der Homosexuelle zuerst als Mensch und Person gesehen werden müsse, darauf legt Laun Wert. Jeder Mensch jedoch lebe in einer spezifischen Situation, mit der er lernen müsse umzugehen. So müsse auch der Homosexuelle mit seinen spezifischen Versuchungen umgehen und sich bewähren. "Den Homosexuellen soll geholfen werden!", zeigt sich der Salzburger Weihbischof überzeugt. Von sexueller Enthaltsamkeit möchte er niemanden überzeugen, wohl jedoch von Gott. "Wenn ein Homosexueller die Botschaft des Evangeliums glaubt, wenn er wirklich die Botschaft annehmen will, wird er auch die göttliche Ordnung annehmen", ist sich Laun sicher. Bei der "wissenschaftlichen Tagung" will Laun die innerkirchliche Position in dieser Frage klären, denn in der Kirche gäbe es auch andere Standpunkte, wie beispielsweise den von Vertretern des Kirchenvolksbegehrens, die "Schritte in die falsche Richtung" gemacht hätten. Dazu dürfe die Kirche nicht schweigen.

Feichtlbauer: Morallehre dürfe nicht von Anthropologie losgelöst werden

Schritte in eine andere Richtung in der Frage "Homosexualität und Kirche" will Hubert Feichtlbauer, Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche" auch wirklich gehen. Er ist nämlich überzeugt davon, dass die sexuelle Orientierung des Menschen nicht allein von einer Anthropologie losgelösten Morallehre bewertet werden könne. Auch wenn in der Bibel, v.a. im Alten Testament Homosexualität sehr deutlich abgelehnt werde, dürfe man dabei nicht die historische Situation aus den Augen verlieren – hatte man sich damals doch strikt von der heidnischen Götterwelt, in der Homosexualität eine große Rolle spielte, abgrenzen wollen. Natürlich aber sei Homosexualität auch damals schon als etwas zutiefst Widernatürliches empfunden worden – auch das dürfe man nicht vergessen. Weiß man jedoch um die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften, dass nämlich Homosexualität ein häufig vorkommendes Phänomen in der Tierwelt und eben auch beim Menschen sei, so müsse man dem auch bei einer sittlichen Bewertung von Homosexualität Rechnung tragen. "Wozu gibt es göttliche Rechte?" – das ist für den Publizisten die Hauptfrage, die sich stellt. Schließlich seien alle göttlichen Rechte für den Menschen da, um seine Personenwürde besser entfalten zu können. "Wenn zwei gleichgeschlechtliche Partner ihre Liebe zueinander ausleben und dabei niemandem schaden, warum sollte Gott dann etwas dagegen haben?"

Rotter: "Wille des Schöpfers ist, dass ich mit meiner Natur optimal umgehe!"

Ähnlich sieht das der Innsbrucker Universitätsprofessor und Moraltheologe Hans Rotter. Gegenüber RELIGION-ON betont er, dass man nicht von der Frage ausgehen dürfe, ob Homosexualität natürlich sei oder nicht, sondern man habe zu Kenntnis zu nehmen, dass es Homosexualität in der Natur gebe. Auch wenn eine homosexuelle Prägung in den meisten Fällen zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr abgeschlossen sei, gebe es aber eben auch Menschen, bei denen das nicht so sei. Diese Prägung sei nicht Folge einer Sünde des Kindes oder gar der Eltern, sondern sei eine Gegebenheit, womit gelebt werden müsse. Es sei sogar ein Lebensauftrag, damit zu leben. "Da hat es keinen Sinn zu sagen, es sei gegen den Willen des Schöpfers. Wille des Schöpfers ist, dass ich mit meiner Natur optimal umgehe, dass ich mich bejahe und annehme, damit ich in Folge auch andere annehmen kann!", konstatierte Rotter. Im Umgang mit Homosexualität sei das Wichtigste, den Menschen als solchen zu bejahen und ihn diese Bejahung auch spüren zu lassen. Sehr oft sei das Hauptproblem jenes, dass der Homosexuelle in der Gesellschaft Ablehnung erfahre und sich auch selbst ablehne. Das führe oft sogar bis in den Suizid – "das kann nicht im Interesse der Kirche sein", so der Innsbrucker Moraltheologe.

 

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Letztes Update dieser Seite am  11.07.2006 um 10:37