Österreich: Erstmals kirchlicher
Kollektivvertrag
Am 11. September war es soweit: Erstmals wurde in Österreich eine "kirchlicher Kollektivvertrag" besiegelt. Der Vertrag regelt das Einkommen der Laien-Angestellten der Diözese Linz und soll helfen, das Budget der Diözese zu entlasten. Vorteil des Vertrags für die Laien-Angestellten: Die Arbeitszeit wurde verkürzt. Statt bisher 40 Stunden, müssen Pastoralassistenten nur noch 37,5 Stunden pro Woche arbeiten. Was die Laien-Angestellten freut, bedauern rund 260 Priester. Sie befürchten, dass die kürzere Arbeitszeit der Laien zu ihren Lasten gehen wird. Der Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern sowie die Gewerkschaftsvorsitzenden Fritz Neugebauer und Hans Sallmutter haben den ersten Kollektivvertrag für die Laien-Angestellten einer Diözese in Österreich unterzeichnet. Bisher gab es nur standardisierte Einzelverträge mit den kirchlich Beschäftigten. Diese waren nach kirchlichem Recht ausgelegt. Mit dem neuen Kollektivvertrag bekommen nun die Gewerkschaften "Öffentlicher Dienst" (GÖD) und "Privatangestellte" (GPA) als offizielle Vertragspartner ein Verhandlungsmandat auch für die Diözesanangestellten. Neuordnung des Entlohnungsschemas Der neue Kollektivvertrag sieht eine umfassenden Neuordnung des Entlohnungsschemas vor. Ziel war es, langfristig das Budget der Diözese nicht durch explodierende Gehaltskosten zu belasten. Bisher verdienten langjährige Mitarbeiter wesentlich besser als junge Kollegen. In wenigen Jahren schon wären - nach dem bisherigen Schema - die Gehälter der jetzt noch jungen Mitarbeiter nicht mehr zu zahlen gewesen. Das hätte vermutlich Entlassungen zur Folge gehabt. Der Kollektivvertrag sieht nun eine sogenannte "lebensnahe Einkommenskurve" vor. Das heißt, die Anfangsgehälter werden künftig höher sein. Dafür werden die Endbezüge niedriger angesetzt als bisher. In Summe steigt die Diözese besser aus: Angestellte der Diözese werden in Zukunft für ihre Lebensarbeitszeit weniger Geld bekommen. Der Vertrag gilt ab Jänner 2001 für alle neu Mitarbeiter. Religion On gegenüber betont man von Seiten des diözesanen Betriebsrates, dass man sich aus Gründen der Stabilisierung des Budgets bemühen werde, möglichst alle Einzelverträge in neue Kollektivverträge umzuwandeln, um langfristig Arbeitsplätze zu sichern. Arbeitszeitverkürzung auf 37, 5 Stunden Eine entscheidende Neuregelung betrifft auch die Arbeitszeit. Statt bisher 40 Stunden werden Laienmitarbeiter nur noch 37,5 Stunden pro Wochen arbeiten müssen. Mehr als 260 Pfarrer und Priester haben freilich eine Protestnote gegen diese Arbeitszeitverkürzung der Laienmitarbeiter unterschrieben. Sie befürchten, dass die kürzere Arbeitszeit der nicht geweihten Kolleginnen und Kollegen zu Lasten der Priester und Pfarrer gehen wird. In dem Protestschreiben heißt es wörtlich: "Man braucht die 37,5 Stunden-Woche nicht einführen, weil die Idealisten von dieser gesetzlichen festgelegten Arbeitszeit nicht Gebrauch machen und jene, die nur die gesetzliche Pflicht zu erfüllen gewillt sind, nicht die Möglichkeit erhalten sollen, noch weniger im Dienst an den Menschen zu stehen." Der Pfarrer von Grieskirchen, Johann Gmeiner, fühlt sich persönlich durch den neuen Kollektivvertrag seiner Laien-Kollegen demotiviert und demoralisiert. "Dadurch wird es sicher nicht leichter, die uns zustehende Freizeit, die wir auch dringend brauchen, nehmen zu können." Als unberechtigt bezeichnet hingegen der Vorsitzende der Berufsgemeinschaft der Pastoralassistenten in der Diözese Linz, Georg König, den Unmut von Priestern über die Arbeitszeitverkürzung der Laien-Mitarbeiter in der Diözese Linz. Für ihn sitzen Priester und Pastoralassistenten "im selben Boot" und sollten daher auch gemeinsam rudern. Schließlich bringt der neue Kollektivvertrag ja nicht nur Vorteile, sondern ist auch einen großen Beitrag der Laien-Angestellten zur Budgetsicherung der Diözese. Link:
|
Letztes Update dieser Seite am 11.07.2006 um 10:38 |