Vorwürfe über Vertreibung von Moslems aus dem Sandschak Kärnten: Kirche erstellt neues Pastoral- und Personalkonzept Bischof Küng für Aufnahme von mehr Flüchtlingen Kirche im Netz: Viele Amerikaner sprechen zu Gott über das World-Wide-We

News vom 26. April 1999


Vorwürfe über Vertreibung von Moslems aus dem Sandschak
Die jugoslawische Bundesarmee vertreibt nach Angaben islamischer Staaten Moslems aus dem Sandschak. Das Vorgehen erinnere sehr an die Vertreibungen im Kosovo, erklärte der Vorsitzende der Balkan-Kontaktgruppe der Islamischen Weltkonferenz (ICO), der iranische UNO-Botschafter Hadi Nedjad Hosseinian in New York. Viele Moslems aus dem Sandschak würden gezwungen, in die Bosniakisch-Kroatische Föderation zu fliehen.
Hosseinian appellierte an den UNO-Sicherheitsrat, sich dringend mit der Situation im Sandschak zu befassen. Die jugoslawische Armee und paramilitärische Einheiten würden dort Verbrechen begehen, mit denen sich auch das Haager UNO-Kriegsverbrechertribunal beschäftigen müsse.
Der mehrheitlich moslemische Sandschak (Gau) von Novi Pazar gehörte bis 1912 zum Osmanischen Reich und stand von 1878 bis 1909 unter österreichisch-ungarischer Verwaltung. Als "Keil" zwischen Serbien und Montenegro hatte er sowohl für die Türkei als auch für Österreich große strategische Bedeutung.
Die Organisation der Islamischen Konferenz sei tief besorgt über die zunehmende Zahl von Moslems, die aus dem Sandschak fliehen würden, schrieb Hosseinian in einem Brief an den UNO-Sicherheitsrat. Erneut würden Menschen wegen ihrer Religion Opfer von Mord, Folter und Vertreibungen. Der Botschafter nannte keine Zahlen. In UNO-Kreisen hatte es geheißen, in den vergangenen Wochen seien etwa 12.500 Moslems aus dem Sandschak nach Bosnien geflohen.

 


Kärnten: Kirche erstellt neues Pastoral- und Personalkonzept
Für die katholische Kirche in Kärnten soll ein neues Konzept zur Pastoral- und Personalplanung erstellt werden, wie Diözesanbischof Egon Kapellari laut Kathpress vor dem Diözesanrat seiner Diözese Gurk bekanntgab. Der Kärntner Bischof bekannte sich erneut zum "Dialog" als "Lebensprinzip der Kirche" und als "ständigen Auftrag".
Ein Dialog könne dann besonders fruchtbar sein, wenn unverrückbare und zentrale Glaubensinhalte nicht zur Disposition stünden. Gleichzeitig sprach sich Bischof Kapellari dafür aus, nicht nur sogenannte "heiße Eisen" vorrangig zum Gegenstand des Dialogs zu machen, sondern auch "leise Themen" wie die Frage nach Gott und die Möglichkeiten spiritueller Vertiefung "lauter" zu diskutieren.
Der Leiter der slowenischen Abteilung des Klagenfurter Seelsorgeamtes, Joze Marketz, sagte bei der Präsentation der Überlegungen für ein neues Pastoral- und Personalkonzept, Motiv seien die gegenwärtigen Herausforderungen wie das hohe Durchschnittsalter der Priester, knapper werdende finanzielle Ressourcen und neue kirchliche Fragestellungen. Das neue Konzept soll ab dem Jahr 2002 wirksam werden. Unter dem Hauptziel einer menschennahen Seelsorge sind die Schaffung von großräumigen Seelsorgeeinheiten, die "Neubelebung der Eucharistie angesichts einer geringer werdenden Zahl von Priestern" sowie neue Formen der Zusammenarbeit zwischen den Pfarren und den kirchlichen Zentralstellen Schwerpunkte des Prozesses.
Mit der Ausarbeitung des Konzepts wurden von Bischof Kapellari die Vorstände des Diözesanrates und der Dechantenkonferenz sowie der Generalsekretär der Katholischen Aktion beauftragt. Die kirchliche Strukturreform setze, so Marketz, bei allen Beteiligten eine Veränderungsbereitschaft voraus, "die nicht verordnet, sondern nur im Dialog entwickelt werden kann". Die Entwicklung des Konzepts müsse von Anfang an kein rein struktureller, sondern auch ein spiritueller Prozeß sein.


Kirchen im Netz: Viele Amerikaner sprechen zu Gott über das World-Wide-Web
"Betet mit mir für die Serben, daß sie endlich lernen, ihre Nachbarn zu lieben", wünscht Brandi Day. Der Krieg im Kosovo bereitet der Frau, die Mitglied der amerikanischen United Methodist Church ist, derartige Sorgen, daß sie zur Fürbitte aufruft - aber nicht etwa von der Kanzel ihrer Kirche aus, sondern über deren weltweit zugängliche Homepage.
Auch Deb Vaughn, Mitglied der Washington Community Fellowship Church, greift gerne zur Computertastatur. Als seine Tochter Elizabeth wegen eines Sportunfalls ins Krankenhaus mußte, rief er via Internet zu Gebeten für die Siebenjährige auf. Knapp ein Dutzend Gläubige haben darauf reagiert und eine elektronische Fürbitte verschickt. "Für Elizabeth war das eine große Hilfe zu wissen, daß Menschen an sie gedacht und für sie gebetet haben", sagte ihr Vater.
Immer mehr Kirchen-Anhänger in den Vereinigten Staaten nutzen wie Brandi und Deb die Homepages ihrer Gemeinden, um zu Gott zu beten und ihre Mitmenschen aufzufordern, es ihnen gleichzutun. "Der Einzug des Internets bringt viele neue Möglichkeiten", erklärt Soziologe Ken Bell den sich rasch verbreitenden Virus des Internet-Dialogs auch unter Gläubigen.
Bell hat in einer Umfrage zum Thema "Kirche und Internet" unter 600 Mitgliedern der United Methodist Church ermittelt, daß bereits 53 Prozent von ihnen per e-mail beten oder Gleichgesinnte um Gebete für erkrankte Freunde und Angehörige bitten. "Es ist ein sehr moderner Weg mitzuteilen, was einen bewegt", sagt Deb Vaughn, "Web-Master" seiner Washingtoner Kirchengemeinde.
Steve Carpenter, Verwaltungsmitglied der Washington Community Fellowship Church, will das Gebet im Internet keineswegs als Ersatz für den regelmäßigen Kirchgang verstehen: "Die Kommunikation über das elektronische Netz kann nur eine Ergänzung sein." Seine 220 Gläubige zählende Gemeinde nutzt ihre Homepage vor allem, um die Mitglieder über anstehende Aktivitäten und Termine zu informieren. "Rund 80 Prozent sind bereits online und richten auch ihre Fragen und Wünsche per e-mail an uns. Mit den übrigen verständigen wir uns noch mühsam per Telefon, wenn Außerordentliches ansteht", so der Kirchenmann.

Viele US-Kirchengemeinschaften nutzen ihre Homepage in erster Linie, um Mitglieder zu werben. Ausführlich stellen sie dar, wer sie sind, woran sie glauben und wie Interessenten zu ihnen Kontakt aufnehmen können. Manche locken dabei nicht nur mit bunten Bildern und Text, sondern fordern weitere Sinnesorgane heraus. Nach entsprechendem Mausklick können die Besucher zum Beispiel wie in der Kirche spirituellen Klängen lauschen.
Auf der erst drei Monate bestehenden Web-Seite der katholischen St. Raymond's Gemeinde, US-Bundesstaat Virginia, werden die Surfer jede Woche mit der jüngsten Predigt des Pastors versorgt. "Das Internet ist für unsere drei Jahre bestehende und somit noch sehr junge Gemeinde ein wichtiger und zugleich einfacher Weg, ins Gespräch zu kommen", erklärt Gemeindesekretärin Becky Maurer.
Natürlich besteht auch bei St. Raymond's die Möglichkeit zur elektronischen Diskussion und Fürbitte. Benannt nach Erzengel Gabriel kann unter dem Link "Gabriel.Net" munter drauflos geplaudert und gebetet werden.
Bei der Sugarloaf Congregation of Unitarian Universalists im US-Bundesstaat Maryland kann insbesondere der Kirchennachwuchs einiges über die Gemeinschaft lernen. Es gibt einen Extra-Link für Kinder. Dort können sie ihre religiösen Fragen loswerden, die dann ein Lehrer oder Pastor Charles Davis beantwortet. Der freut sich über die Erfindung Internet. Er ist zwar nicht davon überzeugt, daß der Computer Spirituelles besser vermitteln kann als er selbst. "Aber diese Technik trägt doch dazu bei, daß unsere gerade mal 75 Mitglieder zählende Gemeinde wächst." Jede Woche meldeten sich ein paar mehr, die seine Kirche im allgegenwärtigen Netz entdeckt hätten.
Mancher Gläubige ziehe den Besuch der elektronischen Kirche der realen sogar vor, hat Forscher Bell während seiner Studien herausgefunden. So lädt die "First Church of Cyberspace", eine nur virtuell existierende Gemeinschaft, jeden Sonntag und Donnerstag um 21.00 Uhr zum Gottesdienst ein. Mehr als zehn Surfer hätten nach Bells Recherchen allerdings noch nie daran teilgenommen.

 


Zulehner-Appell für Zusammenarbeit und gegen Astsägerei in der Kirche
Der Wiener Pastoraltheologe Professor Paul Zulehner wendet sich in einem Kommentar in der "Furche" gegen Auswüchse innerkirchlicher Kritik. Kaum sonst wo werde "so gekonnt am eigenen Ast gesägt" wie in der katholischen Kirche. Zulehner fordert daher: "Es ist besser, statt zu demontieren, in Loyalität hart zu arbeiten und fällige Kritik den Betroffenen direkt mitzuteilen."
Aus dem eigenen inneren Bereich werde die Kirche öffentlich als "illiberal, frauenfeindlich, sexualneurotisch, undemokratisch, vormodern" kritisiert. Würdenträger würden so lange beschädigt, bis sie "untragbar" werden. In der Kirchenleitung dürften offensichtlich nur noch jene übrigbleiben, "die den Kritikern hundertprozentig alles Recht machen". Alle anderen würden "erbarmungslos demoniert".
Zulehner bedauert, daß auch jene, die "vom Kirchenbeitrag leben", noch nicht begriffen hätten, daß "sie so auch ihre eigenen Interessen schädigen". Morgen werde auch das Geld fehlen, um sie zu bezahlen. Außerdem sei es unmöglich, zu Menschen über Brücken zu gelangen, "die vorher systematisch abgebrochen werden". Wenn das Evangelium erst nach einer Runderneuerung der Kirche kommt, ist Zulehner pessimistisch: "Wer so denkt, wird sich ums Evangelium nie mehr kümmern müssen. Denn wer auf eine fehlerlose Kirche wartet, die alle zufriedenstellt, wartet aufs Ende der Geschichte."

 


Bischof Küng für Aufnahme von mehr Flüchtlingen
Der Feldkircher Bischof Klaus Küng tritt für verstärkte österreichische Flüchtlingsaufnahme aus dem Kosovo ein. In der Gesprächsreihe der Katholischen Kirche Vorarlberg mit Parteien, betonte Küng am gestrigen Mittwoch im Bildungshaus St. Arbogast beim FPÖ-Termin, er sei überzeugt, daß in Österreich, "wenn es notwendig ist", mindestens so viele Flüchtlinge Platz haben, wie nach dem Bosnien-Krieg vor einigen Jahren. Die Kirche werde helfen und "den Menschen Zuflucht gewähren", bekräftigte der Bischof: "Auch wenn es manchmal gegen den Willen der einen oder anderen Partei ist."
Das Hilfsprogramm der in Flüchtlingsfragen erfahrenen Caritas der Diözese Feldkirch betreut in Albanien in Zusammenarbeit mit der örtlichen Caritas rund 33.000 Kosovo-Flüchtlinge. Vier Vorarlberger Lkw-Transporte mit haltbaren Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern wurden bereits nach Albanien geschickt, weitere Caritas-Lieferungen sind in Vorbereitung. Außerdem werden aus den Spendengeldern von bisher rund 6,5 Mill. S an Ort und Stelle Lebensmittel besorgt.
Wie der Leiter der Auslandsabteilung der Caritas Vorarlberg, Martin Hagleitner-Huber, am Donnerstag betonte, gehe es darum, sowohl die Flüchtlinge, als auch die größtenteils sehr armen albanischen Familien zu unterstützen. "die oft ganze Großfamilien bei sich aufnehmen". Die Hilfe der Caritas Vorarlberg konzentriere sich nicht auf das Österreich-Camp, sondern versuche tausende Flüchtlinge in verschiedenen Lagern der Caritas Albanien mit Hilfslieferungen zu versorgen.


"Iustitia et Pax": Verständnis für "Pille danach" an Kosovo-Frauen
"Verständnis" für die Verteilung der "Pille danach" an vergewaltigte Flüchtlingsfrauen aus dem Kosovo hat der Direktor der österreichischen kirchlichen Kommission "Iustitia et Pax", Gerhard Bittner, geäußert. In einer Aussendung am Freitag stellte Bittner laut Kathpress wörtlich fest: "Wir haben uns angesichts der Vergewaltigungen zu fragen, ob nicht das Leben der Frau, vielmehr ihr künftiger Lebensweg aus einer pastoralen Verantwortung heraus im Mittelpunkt unserer Überlegungen zu stehen hat."
Die Abgabe von Präparaten, die zum Ende der Schwangerschaft führen, dürfe jedoch "nicht leichtfertig erfolgen". Die Flüchtlingsorganisationen hätten hier eine besondere Verantwortung, so Bittner. Der Schutz des Lebens bleibe "das höchste Gut".
Der Direktor der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden bezeichnete die Vergewaltigungen als "besonderes Kriegsverbrechen". Es zeige sich, daß Frauen vorrangige Opfer von individueller Gewalt seien. Die Maßnahmen für vergewaltigte Frauen seien im Zusammenhang mit der Sorge um Frauen im Kriegsgeschehen zu sehen. Bittner: "Diese Sorge muß die Kirche mit den Betroffenen teilen." Bittner vertritt damit in der Frage der "Pille danach" eine andere Position als der St. Pöltner Diözesanbischof Kurt Krenn und der Salzburger Weihbischof Andreas Laun.


Papst weihte 15 Neupriester des Neokatechumenates im Petersdom
Papst Johannes Paul II. hat am Sonntag - der in der katholischen Kirche als "Weltgebetstag um geistliche Berufe" begangen wurde - 31 Neupriester geweiht. Unter den Neupriestern im Alter zwischen 24 und 61 Jahren, denen der Papst bei der feierlichen Messe im Petersdom die Hände auflegte, waren laut Kathpress neben Italienern auch Brasilianer, Chilenen und Mexikaner. Alle hatten ihre Ausbildung in Rom erhalten und werden künftig dort auch in der Seelsorge eingesetzt. Rund 50 Prozent der Neugeweihten kommen aus dem Neokatechumenat.

In seiner Predigt äußerte Johannes Paul II. die Hoffnung, daß sich wieder mehr junge Menschen für das Priestertum oder das Ordensleben entscheiden. Derzeit leisten 404.208 Priester in der katholischen Weltkirche ihren Dienst. Darunter sind mehr als 263.000 Diözesanpriester, die übrigen gehören Ordensgemeinschaften an. Dazu kommen 24.407 Ständige Diakone. In aller Welt leben 819.278 Ordensfrauen.
Unter dem Eindruck des Kosovo-Krieges rief der Papst am Sonntag die Christen zur wohltätigen Hilfe auf. Sie sollten "auf konkrete Weise das Evangelium der Nächstenliebe verbreiten und bezeugen", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag vor Gläubigen auf dem Petersplatz. Zugleich kündigte Johannes Paul ein "Welttreffen für die Wohltätigkeit" am 16. Mai in Rom an. Dazu werden nach italienischen Presseberichten etwa 50.000 Menschen erwartet.

 

"Wir sind Kirche" bereitet auf Frauenweihe vor

Die Plattform "Wir sind Kirche" startet einen Lehrgang zur Ausbildung von Frauen für Weiheämter in der römisch-katholischen Kirche. Sie versteht diese Initiative als Dienst an der Kirche und lädt die Diözesen zur Zusammenarbeit ein. Dies hat die am vergangenen Sonntag in Salzburg tagende Vollversammlung der Plattform nach eingehender Debatte einstimmig beschlossen.

Die Plattform geht dabei von der festen Überzeugung aus, daß die Weihe von Frauen zu Diakoninnen, die es auch in der frühen Kirche gegeben hat, und in weiterer Folge auch zu Priesterinnen eines Tages auch in der römisch-katholischen Kirche möglich sein wird. Die Voraussetzungen hierfür müssen auf weltkirchlicher Ebene geschaffen werden, doch soll eine solche Entscheidung die Ortskirchen nicht unvorbereitet treffen. Daher sollen Frauen, die sich zum geweihten Dienst in ihrer Kirche berufen erfahren, rechtzeitig darauf vorbereitet werden. Das Lehrgangsprogramm geht von der Voraussetzung aus, daß die interessierten Frauen eine theologische Ausbildung mitbringen.

Bei der Plattform haben bisher rund 40 Frauen, einige davon aus dem benachbarten Bayern, ihr Interesse für eine solche Ausbildung bekundet. Ein Großteil von ihnen nahm an einem Studientag zum Thema "Frauenberufung – Frauenweihe" teil, der vor der Vollversammlung der Plattform gleichfalls in Salzburg abgehalten wurde. Dabei hat die altkatholische Priesterin Karin E. Leiter die Teilnehmerinnen in die Spendung der Krankensalbung eingeführt und mit den römisch-katholischen Frauen anschließend Eucharistie gefeiert.

Der Lehrgang ist mit Rücksicht auf die Berufstätigkeit vieler der interessierten Frauen und auf deren Familiensituation auf einen Zeitraum von ca. 3 Jahren angelegt. Die Absolventinnen könnten dann zu Diakoninnen geweiht werden und wären in weiterer Folge im Falle einer Priesterweihe mit den "viri probati" auf männlicher Seite vergleichbar.