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Kirchliche "Movimenti" in Diskussion Christen "liberal" zu sich selbst, aber "intolerant" zu anderen!

News vom 25. Juni 1999

 

Christen "liberal" zu sich selbst, aber "intolerant" zu anderen!

Die katholische Kirche sollte nach den Worten von Ex-Außenminister Alois Mock die wesentlichen Punkte des Glaubens deutlich und ausdauernd verständlich darlegen. Weniger Wichtiges sollte nicht zu oft betont werden, sagte Mock gegenüber "Radio Vatikan". Die Menschen von heute müßten erfahren, was "das Wesentliche" im Glauben ist. Mock bemängelte, daß die meisten Christen mit sich selbst zu liberal, gegenüber Anderen aber intolerant seien. Richtig sei genau die umgekehrte Einstellung: der Christ müsse sich selbst gegenüber intolerant, den Anderen gegenüber aber liberal sein. "Die Grundsätze, die man verkündet, muß man auch praktizieren", meinte der langjährige Außenminister und fügte hinzu: "Jedesmal, wenn das Wort liberal fällt, dann muß das Wort 'Verantwortung' auch dazu kommen".

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Erzdiözese Wien: Bergmann wechselt zum "Standard"

Der Kommunikationsdirektor der Erzdiözese Wien, Wolfgang Bergmann, wechselt als Verlagsleiter zum "Standard". "Es ist Zeit für eine neue Herausforderung", so Bergmann über seine Entscheidung, das Angebot des "Standard" anzunehmen. Kardinal Christoph Schönborn würdigte in einer ersten Reaktion die "effiziente Pionierarbeit Bergmanns". Mit dem von Bergmann entworfenen und umgesetzten Kommunikationskonzept habe die Kirche in einer neuen Weise den Dialog mit den Menschen in der Erzdiözese Wien aufnehmen können. Es sei ihm wichtig, in diesem Bereich für Kontinuität zu sorgen, betonte der Kardinal. In diesem Sinn wird Erich Leitenberger die Leitung des "Amtes für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation" der Erzdiözese Wien übernehmen. Leitenberger bleibt Chefredakteur der katholischen Nachrichtenagentur "Kathpress", gibt aber die Chefredaktion der "Wiener Kirchenzeitung" ab. Er wird aber als Leiter des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit Herausgeber der "Wiener Kirchenzeitung" bleiben. Wolfgang Bergmann hatte ab März 1996 das neugeschaffene "Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation" aufgebaut. Wenige Monate später erschien erstmals "thema kirche" als Mitarbeitermagazin der Erzdiözese Wien. Mit Februar 1997 startete "Dialog, das Magazin Ihrer Kirche", das monatlich 720.000 Haushalte der Erzdiözese Wien erreicht. Zudem war Bergmann Initiator und Geschäftsführer von "Radio Stephansdom", das als "Klassiksender mit Sinn" im September 1998 seinen Betrieb aufnahm.

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Kirchliche "Movimenti" in Diskussion

"Es war ein wichtiger Schritt, mehr Gesichter zu sehen als Strukturen. Das wäre auch für die Kirche sehr wichtig". So faßte am der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner eine Diskussion mit Teilnehmern verschiedener kirchlicher Erneuerungsbewegungen ("movimenti") am Mittwoch im Kardinal-König-Haus in Wien zusammen. Nach dem "liebenswert, harmonischen" Zusammentreffen sollten aber nicht "wie am Delegiertentag in Salzburg alle mit einem Riesen-Halleluja wegfahren" und danach merken, daß es nicht ganz so ist. Hubert Feichtlbauer, der Vorsitzende der Plattform "Wir sind Kirche", mahnte eine "Konfliktkultur" ein: "Es geht nicht ohne Konflikte, wenn die einen drängen und die anderen bremsen."

Feichtbauer gab sich überzeugt, daß es nach dem Ersten Vatikanischen Konzil, wo es um die Rolle des Papstes ging, und dem Zweiten, wo die Bischofsrolle im Mittelpunkt stand, ein Drittes geben werde, bei dem der "Glaubenssinn aller Gläubigen definiert werden wird". Heute gebe es in der Kirche mehr als je zuvor Männer und Frauen, die sich engagieren. Das führe natürlich zu Reibereien mit der bestehenden Struktur und "ist schwer für die bisherigen Anschaffer". Keinesfalls dürfe aber die Gottesfrage gegen die Strukturfrage ausgespielt werden. Beides sei gleich wichtig. Der Diskussionssaal war bis auf den Gang hinaus gefüllt. Zulehner: "Wir haben lieber zuwenig Platz, als gähnende Leere. Das ist ungewohnt für die Kirche."

Franz Hammersdorfer von der Legio Mariens betonte, daß das Laienapostolat seiner Bewegung genau mit der Definition des Zweiten Vatikanums übereinstimmt. Pater Joseph möchte seine Cursillo-Bewegung lieber als "Impuls" verstanden sehen. Sie suche "das Wesentliche im Christentum mit der Dynamik der Urkirche". Die Aktion 365 will mit Straßenpredigten wachrütteln. Ihre Vertreterin Renate Fleischmann will die verschiedenen Bewegungen "lassen, ohne gleichmachen zu wollen". Franz Kronreif von der Fokolar-Bewegung betonte die Einheit in seinem über 20 Zweige umfassenden Movimento: Seit der letzten Reform gebe es auch einen für Bischöfe. Roswitha Feige vom Taize-Team der Katholischen Jugend sagte, sie spreche nicht für eine Bewegung. Taizé sei in erster Linie die ökumenische Gemeinschaft in Frankreich; die Brüder würden die Jugendlichen an die Ortsgemeinden zurückverweisen. Neben der charismatischen Erneuerung waren noch die Schönstattbewegung und die polnische Bewegung Hauskirche vertreten. Pfarrer Helmut Blasche von der Pfarrgemeinde Schwechat betonte die Wichtigkeit von Pfarrgemeinden. Gleichzeitig wolle er aber die Bewegungen nicht schlecht machen: "Zumindest manche liefern wunderbare Impulse." Dechant Otto Novotny, Pfarre Atzgersdorf, untermauerte die Wichtigkeit der Gemeinden: "Gott will, daß alle Menschen gerettet werden." Zulehner meinte in der abschließenden Zusammenfassung: "Ich habe den Eindruck, wir brauchen die geistlichen Bewegungen gegen eine Verseichtung, eine Privatisierung des Glaubens." Wobei er betonte: "Es wäre unfair, dem Kirchenvolksbegehren vorzuwerfen, es stehe für eine 'Kirche light'". Innerhalb der Bewegungen sei es oft leichter, "mit Engagierten zu gehen", während in der Pfarre "eine mühselige Vielfalt" vorzufinden sei.

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Gebetsmühle übers Datennetz

Aus den USA kommt ein computerisierter Gebetsservice für Menschen, die zu wenig Zeit haben, um selbst zu beten. Prayerwheel.com http://www.Prayerwheel.com bietet einen 24-Stunden-Service in sieben Glaubensrichtungen an. Bis zu drei Namen kann man angeben, für die die Gebete bestimmt sein sollen. Der Dienst bietet Komplettlösungen für Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, Juden, Muslime, Hindus und Buddhisten. Der Computer spricht nicht laut vor sich hin, sondern schickt die Gebete in einer Schleife durch die weltweiten Datennetze. Das preiswerteste Angebot sind drei katholische Gebete, die ein Jahr lang dreimal am Tag ausgesandt werden. Sie kosten 19,97 Dollar. Bezahlt wird mit Kreditkarte. Das teuerste Angebot: Zwölf islamische Gebete täglich kosten 29,95 Dollar. "Ich wollte keine Porno-Site eröffnen, da ich herausgefunden habe, daß es bereits genug davon gibt", sagte der Gründer Richard Catvich, ein früherer Buchhalter und bekennender Katholik. Rechtlich sicherte sich der Gründer vorsichtshalber ab. Im Kleingedruckten der Web-Site steht, daß er keine Verantwortung oder Garantien dafür übernimmt, daß die Gebete von Gott gehört oder erfüllt werden. Besonders erfolgreich war das Vorhaben bisher allerdings nicht. Obwohl die Site seit dem Start im April dieses Jahres bereits Tausende von Besuchern verzeichnete, haben sich erst ein paar Dutzend für ein Gebets-Abonnement entschieden.

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Schutzpatron des Internet

Nach Angaben des Wired-Magazins hat der Vatikan http://www.vatican.va/ bereits einen bevorzugten Kandidaten als Schutzpatron des Internet gefunden. Es handelt sich dabei um St. Isidor von Sevilla, der im 6. Jahrhundert ein Wörterbuch in 20 Bänden geschrieben haben soll, das aufgrund seiner baumartigen Struktur eine Vielzahl von Informationen erschließbar machte. Der Heilige soll von einer Gruppe namens "Internet Observation Service" für dieses Amt vorgeschlagen worden sein. Doch St. Isidor könnte Konkurrenz bekommen. In Spanien haben gläubige Anwender bereits San Pedro Regalado als "Patrón de los Internautas" erwählt, und einige Katalanen wollen lieber ein Frau auf diesem Posten sehen: Santa Tecla. http://www.dirtecdirac.com/san-pedro/index.htm und http://www.antaviana.com/capella/ Diese Heilige soll schon verschiedentlich Computer-Probleme gelöst haben, und auf ihrer Website können reuige Sünder sogar Buße tun. Auf Knopfdruck erteilt Santa Tecla Absolution für die Benutzung von Raubkopien, das Nicht-Bezahlen von Shareware, den Besuch pornographischer Angebote und das Versenden von Mail-Bomben.

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Ökumene-Symposion: Gegen neue Mauern im gemeinsamen Europa

Innerhalb eines nicht mehr geteilten Europas dürfen nicht neue Mauern im religiösen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich entstehen. Das forderte der Grazer Liturgiewissenschaftler und Leiter der Sektion Graz der Stiftung "Pro Oriente", Univ.Prof. Philipp Harnoncourt, bei einem ökumenischen Symposion in der steirischen Landeshauptstadt. Es gelte vielmehr, Europa in seiner legitimen Vielfalt, die über West- und Mitteleuropa hinausgeht, zu erfassen. Ein zukünftiges Europa sei ohne den Beitrag der traditionell orthodox geprägten Länder nicht zu denken. Der an der Grazer Universität lehrende griechisch-orthodoxe Theologe Univ.Prof. Grigorios Larentzakis beklagte unter Anspielung auf Wortmeldungen des österreichischen Wirtschaftsministers Johannes Farnleitner, daß es noch immer eine massiv besetzte öffentliche Meinung gegen die Orthodoxie gebe. Diese erschwere eine Verständigung nicht unerheblich. Eine "immer westlich ausgerichtete Perspektive" sei ein gefährlicher Auslöser für Ausgrenzungen. "Vorurteile müssen abgebaut werden, es braucht die ehrliche Bereitschaft, dem jeweils anderen zuzuhören und den Dialogpartner als gleichwertig zu betrachten", so Larentzakis. Der Theologe stellte in seinem Referat zum Thema "Christentum und Politik im neuen Europa" klar, daß entgegen weitverbreiteter Fehlmeinungen die Orthodoxen seit langem und immer wieder für die Gleichheit aller Menschen - gleich welcher Rasse, Nation, Religion und Sprache - eintreten. Sie betonten immer wieder das Recht auf Freiheit und Würde und hätten sich wiederholt dezitiert gegen jede Art von Fanatismus ausgesprochen. Vor allem das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel habe in zahlreichen Erklärungen und Dokumenten seine Bereitschaft zur Mitarbeit an einem gemeinsamen Europa erklärt. Leider seien diese Erklärung oft ignoriert worden. Larentzakis wünscht sich für die Zukunft eine noch stärkere Zusammenarbeit der christlichen Kirchen, gegenseitige Achtung und Unterstützung sowie ein gemeinsames Auftreten im Blick auf die Sorgen und Nöte der Menschen. "Wir sind auf dem Weg dorthin, auch wenn noch manche Hindernisse zu überwinden sind", so Larentzakis. Die Europäische Gemeinschaft dürfe neben den wirtschaftlichen und militärischen Prinzipien die geistige Dimension nicht vernachlässigen. Jede ausgrenzende Verabsolutierung im politischen und kirchlichen Bereich müsse verurteilt werden. Kirchenaustritte 1998 wieder gestiegen

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Wieder mehr Kirchenaustritte

Die Zahl der Kirchenaustritte ist 1998 nach einem kurzfristigen Rückgang in den beiden Jahren davor wieder deutlich gestiegen. Hatten 1997 "nur" 32.684 Katholiken der Kirche den Rücken gekehrt, waren es im Vorjahr 38.907, geht aus den jüngsten Zahlen der einzelnen Diözesen hervor. Dies ist bisher der zweithöchste Wert. Den bisherigen "Rekord" an Austritten mit 44.304 hatte es 1995 - im Jahr des Ausbruchs der Affäre rund um Kardinal Hans Hermann Groer - gegeben.

Die hohen Steigerungen im Vorjahr dürften vor allem auf das Wiederauflammen der Affäre Groer Anfang des Jahres sowie auf den Streit der Bischöfe rund um den Österreich-Bericht für den Ad-Limina-Besuch Ende des Jahres zurückzuführen sein. Die stärkste Steigerung bei den Austritten in absoluten Zahlen gab es erwartungsgemäß in der größten Diözese, der Erzdiözese Wien, mit 1.939. Am geringsten war diese Zahl in der Diözese Eisenstadt, der kleinsten, mit 49. Anteilsmäßig lag dagegen die Diözese St. Pölten mit einem Plus von 45,4 Prozent an erster Stelle der Austritte, den - allerdings positiv gemeinten - letzten Platz teilen sich hier die Diözese Graz-Seckau und die Diözese Eisenstadt mit nur 12,3 Prozent Zuwachs der Austritte.

Letztes Update dieser Seite am  11.07.2006 um 10:41 von Marcus Marschalek

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