Koptischer Patriarch setzt sich für Einheit der Christen ein
Bei einem festlichen Empfang in der Wiener
Nationalbibliothek unterstrich der koptische Papst-Patriarch Schenuda III.
am Freitag die Bedeutung der christlichen Einheit.
Am Sonntag weihte Schenuda die neue koptisch-orthodoxe Kathedrale in
Wien.
Im Zeichen der Ökumene stand die Weihe der neuen koptisch-orthodoxen
Kathedrale am Sonntag in Wien. Bei einem feierlichen Gottesdienst weihte der
koptische Papst-Patriarch Schenuda III. die Pfarr- und Bischofskirche in der
Quadenstraße in Wien-Donaustadt der Heiligen Gottesmutter von Zeitoun. Beim
Gottesdienst weihte er nach koptischer Tradition das Taufbecken und taufte
15 Kinder. An dem Weihegottesdienst nahmen mehr als 2.000 Gläubige teil,
unter ihnen viele Jugendliche und Kinder. Auch Repräsentanten der anderen
christlichen Kirchen waren anwesend, an der Spitze der Wiener Erzbischof,
Kardinal Christoph Schönborn. In einem Grußwort während des
Gottesdienstes würdigte Schönborn die Vitalität der koptischen Kirche in
Ägypten wie auch in Österreich. Im Anschluss an den Gottesdienst trafen
Schenuda III. und Kardinal Schönborn zu einem ausführlichen Gespräch
zusammen.
Kirchenweihe auch in Graz
Am Samstag hatte Patriarch Schenuda in Graz ebenfalls eine koptische
Kirche eingeweiht. Sie ist dem Heiligen Johannes geweiht. In Graz besuchte
Schenuda auch das katholische Karmelitenkloster in der Grabnerstraße. Mit
dem neuen Gotteshaus in der Wiener Straße hat die wachsende Zahl von
koptischen Christen in der Steiermark nun ein eigenes spirituelles und
gesellschaftliches Zentrum.
"Kirche ohne
Jugend ist eine Kirche ohne Zukunft"
Seit er 1971 zum Patriarchen gewählt
wurde, habe er "immer das Ziel der Einheit der Christen vor Augen"
gehabt, betonte Schenuda bei seinem Festvortrag über die koptische Kirche
in der Wiener Nationalbibliothek am Freitagabend.
Aus diesem Grund habe er "nach über 15 Jahrhunderten Trennung"
die Oberhäupter zahlreicher anderer Kirchen besucht. Explizit unterstrich
der Patriarch die überragende Bedeutung der Jugendarbeit für die Kirche. Wörtlich
sagte das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche: "Eine Kirche ohne
Jugend ist eine Kirche ohne Zukunft". Große Bedeutung komme aber auch
den Klöstern zu, die in den letzten Jahren in Ägypten - dem Ursprungsland
des christlichen Mönchtums - wieder stark aufgeblüht seien, betonte
Schenuda III. Jedem Kloster angeschlossen sei ein Begegnungszentrum, in dem
auch Jugendliche gerne gesehen und spirituell begleitet werden. Alle
Jugendlichen würden davon profitieren; darüber hinaus würden aus diesen
Begegnungen viele geistliche Berufungen hervorgehen.
Koptische Anfänge in Österreich
Papst Schenuda III. erinnerte auch an die
Anfänge der koptischen Kirche in Österreich und würdigte besonders das
Wirken von Johannes el-Baramousy. Der vor vier Jahren verstorbene Priester
und Mönch war der erste koptische Seelsorger in Österreich. Er kam schon
1976 nach Österreich. Sein Werk werde nun von Bischof Gabriel fortgesetzt,
so der Patriarch, der zugleich die guten Beziehungen zwischen der koptischen
Kirche und der römisch-katholischen Kirche in Österreich hervorhob. Nicht
zuletzt sei dies auch ein besonderes Verdienst Kardinal Franz Königs
gewesen.
Ökumenische Gäste
Der Empfang im Prunksaal der
Nationalbibliothek fand in Zusammenarbeit mit der ökumenischen Stiftung
"Pro Oriente" statt. An der Veranstaltung nahmen u.a. auch Oberin
Christine Gleixner, Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich,
und der armenisch-apostolische Erzbischof Mesrob Krikorian teil. Auch Anas
Schakfeh, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich,
und der ägyptische Botschafter Ramzy Ezzedin Ramzy waren anwesend.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Chor der Diakone der neuen
koptisch-orthodoxen Kathedrale in Wien.
Neues Kloster in Niederösterreich
Am Freitagvormittag hatte Schenuda III.
das neue koptisch-orthodoxe Antonius-Kloster in Obersiebenbrunn im Marchfeld
besucht. Die koptische Kirche hat das ehemalige Schloss Prinz Eugens in
Obersiebenbrunn 2001 erworben und es zu einem Kloster und einem
Begegnungszentrum für die koptische Gemeinde in Österreich umgestaltet. In
dem Kloster lebt Bischof Gabriel zusammen mit zwei weiteren Mönchen.
Schenuda weihte zwei Kapellen des Klosters und segnete einen angeschlossenen
Mehrzwecksaal.
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