News 31. 01. 2005

Irakischer Erzbischof ruft zur Versöhnung auf

Der im Jänner kurzfristig von Terroristen entführte Erzbischof von Mossul, Basile Georges Casmoussa, rief anlässlich der gestrigen Wahlen im Irak zur Versöhnung auf. Der Apostolische Nuntius in Bagdad kritisierte, die westlichen Besatzer hätten keine Ahnung von der Realität des Iraks.

"Wir müssen uns die Hände reichen und das Land wieder aufbauen", betonte der syrisch-katholische Erzbischof von Mossul, Basile Georges Casmoussa, im Hinblick auf die irakischen Wahlen im Gespräch mit dem Missionspressedienst "Misna". Wörtlich sagte der Erzbischof, der am 17. Jänner kurzfristig von Terroristen entführt worden war laut "Kathpress"-Meldung: "Jetzt geht es darum, uns auf die nationale Einheit zu konzentrieren und die Demokratie zu stärken, ohne die Christen zu vergessen, die seit 2.000 Jahren in diesem Land Heimatrecht haben".

Nuntius: Wahlen kein "Allheilmittel"

Der Apostolische Nuntius in Bagdad, Erzbischof Fernando Filoni, sagte im Gespräch mit "Misna", die Wahlen seien kein "Allheilmittel", sie könnten die Situation nicht von heute auf morgen verändern. Es gebe aber die Hoffnung, dass sie auf lange Sicht positive Auswirkungen haben. Der Grundfehler der westlichen Besatzer habe aber darin bestanden, dass sie keine Ahnung von der Realität des Irak hatten und das Land praktisch unregierbar gemacht hätten, so der Nuntius.

Christen gefährdet

Im Hinblick auf die Situation der Christen betonte der Nuntius seine Sorge. Die Kriminalität breite sich aus, die Polizei sei hilflos. Am Ende der Vorwoche seien wieder mehrere Christen ermordet worden, weil sie Alkohol verkauften; ebenso sei in Bagdad ein älteres christliches Ehepaar getötet worden. Die Christen hätten sich verpflichtet, auf die Angriffe nicht mit gleichen Mitteln zu antworten; das könne einen Anreiz für manche politischen oder kriminellen Übeltäter darstellen, so Erzbischof Filoni. Es sei auch schwierig zu beurteilen, welche realen Auswirkungen die Erklärungen islamischer geistlicher Würdenträger über das Lebensrecht der Christen im Irak haben.

Bischöfe unterstützten Wahlen

Die chaldäisch-katholischen Bischöfe des Irak gingen am Sonntag bewusst zur Wahl. "Die Toten dieser Tage sind ein blutiger Preis, den wir nicht tolerieren dürfen", sagte der Bagdader Weihbischof Shlemon Warduni. Nur die Demokratie könne dem Terrorismus den Weg abschneiden. Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk im Nordirak, Louis Sako, hatte im Vorfeld der ersten freien Wahlen im Irak nach dem Sturz Saddam Husseins sogar von der "nationalen und religiösen Pflicht" zu Wählen gesprochen.

 

 

 

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