Polen: Arbeiteten Priester für
die Geheimpolizei?
In Polen sollen katholische
Priester für die kommunistische Geheimpolizei SB (Sluzba Bezpieczenstwa)
gearbeitet haben. Das behauptet ein ehemaliger SB-Offizier im Gespräch mit
dem Nachrichtenmagazin "Newsweek", wie "Kathpress" am
Mittwoch berichtet.
Laut
dem ehemaligen Offizier hat die Geheimpolizei junge, gebildete Kapläne mit
guten kirchlichen Karrierechancen angeworben. Deshalb gebe es in der
polnischen Kirche heute noch überall derartige "Ehemalige". Aus
Unterlagen des Instituts für das Nationale Gedächtnis (IPN) geht laut
"Newsweek" angeblich hervor, dass in den siebziger und achtziger
Jahren rund 15 Prozent der polnischen Geistlichen mit der kommunistischen
Geheimpolizei zusammengearbeitet hätten. Im Jahr 1977 habe es sich um etwa
2.700 Personen gehandelt, 1984 um etwa 4.500.
Karol Wojtyla bespitzelt
Als
Spitzel der Geheimpolizei wird in dem "Newsweek"-Bericht der Prälat
Wladyslaw K. aus Krakau genannt. Unter den Tarnnamen "Zagielowski"
und "Torano" soll er bis zu seinem Tod im Jahr 1968
Spitzelberichte über den damaligen Erzbischof Karol Wojtyla, den heutigen
Papst Johannes Paul II., geschrieben und an die Geheimpolizei geliefert
haben.
Neue Liste mit ehemaligen
Geheimdienstmitarbeitern
Die
neuerliche Diskussion über ehemalige Geheimdienst-Mitarbeiter wurde durch
die so genannte Wildstein-Liste in Gang gebracht. Die Ende Jänner im
Internet veröffentlichte Liste enthält nach unterschiedlichen Angaben bis
zu 240.000 Namen von Personen, die als Spitzel oder inoffizielle Mitarbeiter
für den polnischen Geheimdienst SB geführt wurden oder als solche
angeworben werden sollten. Allerdings wird aus den Angaben auf der Liste
nicht klar erkennbar, wer damals Täter und wer Opfer war. Veröffentlicht
hat die Liste der frühere Dissident Bronislaw Wildstein. Er besorgte sich
die Namen von einem geheimen Informanten des IPN. Wildstein wollte dadurch
nach eigenem Bekunden die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit
beschleunigen.
|