Missbrauch: Belgiens Justiz durchsucht Ordensgemeinschaften

Die belgische Justiz hat laut Medienberichten weitere Durchsuchungen bei der belgischen Kirche vorgenommen. Die Ermittler haben demnach am Montag bei rund 30 Ordensgemeinschaften Hausdurchsuchungen durchgeführt.

Laut den Medienberichten stehen die Ermittlungen im Zusammenhang mit Vertuschungsvorwürfen bei Kindesmissbrauch. Sie seien allerdings ergebnislos geblieben, so die Zeitung „Het Laatste Nieuws“. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Justiz Durchsuchungen in den belgischen Bischofssitzen durchgeführt. Dabei wurden Personalakten beschlagnahmt. Ziel der Behörden ist offenbar der Nachweis von Vertuschungsversuchen seitens der kirchlichen Verantwortungsträger.

Umstrittener Untersuchungsrichter

Die Durchsuchungen seien vom Brüsseler Untersuchungsrichter Wim de Troy angeordnet worden, heißt es in den Berichten weiter. Dieser hatte auch im Juni 2010 Durchsuchungen bei der Belgischen Bischofskonferenz und bei der Erzdiözese Mechelen-Brüssel angeordnet. Dabei waren Akten und Computer inklusive der vertraulichen Unterlagen der kirchlichen Missbrauchskommission beschlagnahmt worden. Diese war danach aus Protest zurückgetreten. Inzwischen haben Prüfungsinstanzen entscheiden, dass die Durchsuchungen rechtswidrig waren. Das beschlagnahmte Material sei zurückzugeben und dürfe nicht von der Justiz verwendet werden. De Troy wird aufgrund dieser Entscheidung im März ebenfalls zurücktreten.

Missbrauchs-Debatte seit fast zwei Jahren

Belgiens katholische Bischöfe haben sich Mitte Jänner für Fälle von sexuellem Missbrauch durch Kirchenmitarbeiter entschuldigt. Bereits davor hatten die Bischöfe Entschädigungszahlungen angekündigt, je nach Schwere des Falles sollen zwischen 2.500 Euro und 25.000 Euro Schmerzensgeld gezahlt werden. In Belgien wird seit fast zwei Jahren über Konsequenzen aus Kindesmissbrauch durch Geistliche debattiert. Auslöser war der Rücktritt von Bischof Roger Vangheluwe von Brügge im April 2010. Dieser hatte einen Neffen jahrelang sexuell missbraucht.

(KAP)