Allerseelen - Tag der Friedhofsstimmung
Dass man Gräber mit Blumen schmückt und Kerzen am Grab anzündet, ist
nicht ungewöhnlich. Selten ist aber die Besucherzahl auf Österreichs
Friedhöfen so hoch wie in den Tagen um Allerheiligen und Allerseelen.
Niemals sonst im Jahr kommen so viele Menschen auf die Friedhöfe wie
Anfang November. Das Bedürfnis, der verstorbenen Verwandten und Freunde zu
gedenken, ist so alt wie der Mensch selbst. Der Allerseelentag ist aber
nicht nur ein wertvoller Beitrag zur psychologischen Todesbewältigung für
die Hinterbliebenen. Nach christlicher Überzeugung besteht eine Verbindung
mit den Verstorbenen über den Tod hinaus. Deshalb wird in katholischen
Gemeinden auch für die Toten gebetet, vor allem für die "armen Seelen
im Fegefeuer", wie es in traditioneller Formulierung heißt.
Fegefeuer?
Die Lehre vom sogenannten Fegefeuer ist Eigengut der katholischen Kirche.
Orthodoxe und evangelische Kirche kennen diese Glaubenslehre nicht. Im
Lateinischen ist vom "Purgatorium" die Rede, also von einem
"Reinigungsort". Wer als Sünder stirbt, muss von Sünde gereinigt
werden, um in den Himmel eingehen zu können. Nach alter Überzeugung ist
der betende Beistand der Lebenden dabei eine Hilfe für die Verstorbenen.
Schmerzlich, aber heilend
Mit dem "Fegefeuer" ist im Grunde ein Teil des persönlichen
Gerichts vor Gott gemeint: Im Tod begegnet der Mensch dem liebenden Gott,
der ihn so annimmt, wie er ist. In dieser Begegnung kann der Mensch sich
selbst ganz so erkennen, wie er wirklich ist. Alle Masken fallen, alle
Verlogenheit wird abgelegt. Genau das aber ist ein schmerzlicher Moment, der
wie Feuer "brennt", der den Menschen aber auch wahr und heil macht
und ihn mit sich selbst, seinem Nächsten und mit Gott versöhnen kann. Die
schreckliche Möglichkeit, dass sich der Mensch in seiner eigenen
Verlogenheit abkapselt und Gott, der ihm heilend nahen will, dadurch von
sich stößt, nennt die Kirche "Hölle". Doch sie hofft, dass alle
Menschen gerettet werden, wenn sie sich von Gottes brennender Liebe
ergreifen lassen.
Odilo war`s!
Ansätze zu einem Allerseelentag gab es bereits im frühen Mittelalter.
Der Tag Allerseelen am 2. November geht aber ganz konkret auf Abt Odilo von
Cluny in Frankreich zurück. Von Odilo, der von 994 bis 1048 lebte, weiß
man, dass er die Feier eines Gedächtnistages für alle verstorbenen
Gläubigen nach dem Allerheiligenfest anordnete. Unter dem Einfluss des
Reformklosters Cluny verbreitete sich dann der Allerseelentag sehr schnell
in der gesamten Kirche.
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