CHRISTENTUM - FESTE

Mose als Bergsteiger, Elija als Lebensmüder: Über die Zahl 40 in der Bibel

Dass sich die Vorbereitungszeit auf Ostern gerade als 40-tägige Zeit – als "Quadragesima" – herausgebildet hat, ist keineswegs Zufall. Denn die Zahl 40 spielt in der Bibel eine große Rolle: 40 Tage lang weilt beispielsweise Mose auf dem Berg Sinai, um das Gesetz zu empfangen. Der Prophet Elija geht nach schweren Depressionen 40 Tage und 40 Nächte zum Berg Horeb, um Gott zu begegnen. Die Zahl 40 steht für eine Zeit, in der sich das Leben durch die Begegnung mit Gott verändert.

 

Außer Mose und Elija gibt es noch eine Reihe von anderen Beispielen zur Zahl 40 in der Bibel: 40 Tage und 40 Nächte dauert nach der Erzählung des Buches Genesis die Sintflut, 40 Jahre irren die Israeliten durch die Wüste, ehe sie in das Gelobte Land kommen. Und schließlich stehen auch am Beginn des Wirkens Jesu 40 Tage: diese Zeit fastet er in der Wüste.

Schöne Rechnung

Dass man vom Aschermittwoch bis zum Karsamstag rechnerisch auf 40 Tage kommt, macht Mathematiker vielleicht stutzig. Der Trick: Die Sonntage werden nicht zu den "40 Tagen" gezählt und gelten deshalb auch nicht als Fastentage. Die Sonntage können durchaus als kleine "Oasen" in der "Wüste" der Fastenzeit betrachtet werden, an denen man sich zur Hebung der Laune auch einmal eine Kleinigkeit vergönnen darf. Denn finstere Mienen beim Fasten sind bekanntlich unchristlich.

Dauer unterschiedlich

Die Dauer der "Fastenzeit" war keineswegs immer einheitlich. Sogar die römische Liturgie hat in den verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung eine unterschiedlich lange Vorbereitungszeit auf Ostern gekannt. Je nachdem, für wann man das Ende der Fastenzeit ansetzte, dauerte die Vorbereitungszeit im Westen sechs, in Byzanz sieben und in Jerusalem acht Wochen.

Jüngere Schwester der Karwoche

Schon im 3. Jahrhundert kennt man in Syrien und Ägypten eine einwöchige Vorbereitungszeit auf Ostern, also die Karwoche. Es ist wahrscheinlich, dass die jüngere Quadragesima ("Fastenzeit") dann für die Zeit vor dieser Vorbereitungswoche anberaumt wurde. Die Anfänge der "Fastenzeit" lagen also in den Kartagen unmittelbar vor Ostern.

"Manche fasten überhaupt nicht"

Wie unterschiedlich die Fastenpraxis in den Anfängen war, wissen wir von einem Bischof von Alexandrien, einem gewissen Dionysius († 264/65). Er bezeugt eine vorösterliche Fastenpraxis, die institutionell noch nicht festgelegt war. Einige, so Dionysius, würden alle Tage vor Ostern fasten, also in der ganzen Karwoche. Andere wiederum zwei, drei oder vier Tage, manche fasteten überhaupt nicht.

3 Wochen Fastenzeit

Für Rom bezeugt erstmals ein gewisser Socrates († nach 439) - nicht zu verwechseln mit dem Socrates aus Platons Dialogen - eine dreiwöchige Fastenzeit vor Ostern. Es war schließlich Athanasius von Alexandrien, der in seinem Osterfestbrief von 334 erstmals von einer 40-tägigen Vorbereitungszeit auf Ostern berichtet. Eusebius bezeugt die 40 Tage kurz darauf auch für Kleinasien.

 

 

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