Papst Johannes Paul I. und der Tod


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20. Aug 99von Marcus Marschalek aktualisiert

Hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen, wählen 111 Kardinäle nach altem Ritus einen neuen Papst. Schon nach dem vierten Wahlgang steigt weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle. Den Kardinälen sagte der neue Papst nach dem Konklave: "Der Herr möge euch verzeihen, was ihr mir angetan habt".
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Vincent O’Keefe
Jesuit in Rom
Er war sofort beliebt. Die Leute mochten ihn. Er hatte so eine nette Art und legte Ballast ab, der einfach überflüssig war und keinen Sinn mehr hatte.

Agostino Casaroli
Kardinalstaatssekretär a. D.
Also, wenn die ganze Sache - soweit ich das annehmen kann - über 33 Tage hinausgegangen wäre, dann wäre alles - so glaube ich - traditionell geblieben. Er war eine sehr offene Person, aber er war doch verbunden mit dem Alten. Ich würde sagen, keine großen Neuheiten, keine Erneuerungen.

Carlo Bolzan
Sekretär des Kardinal Luciani
Als Radio und Fernsehen die Nachrichten über seine Wahl brachten, war niemand glücklicher als ich. Zugleich aber fürchtete ich um seine Gesundheit. Er hatte immer Schmerzen und abends zog er sich schon früh zurück.

Ein Papst wird nicht geschont.

Edoardo Luciani
Bruder des Papstes
Er war verbraucht, schon als Bischof und dann als Patriarch stand er jeden Morgen um 5.30 Uhr auf und ging um 22.30 schlafen, den ganzen Tag diese Audienzen, er mußte jedes Wort, das er sagte, genau überlegen. Ein falsches Wort hätte gereicht, um eine Katastrophe herbeizuführen. Man muß sich vorstellen, wie er sich am Ende eines Tages fühlte. Ich hätte es nicht geschafft.

Carlo Bolzan
33 Tage war er wie er immer war. Er war der lächelnde Papst. Aber wenn er allein war, lächelte er nie.

33 Tage Papst - 33 Tage Euphorie.

Edoardo Luciani
Wir hatten nicht die Gewohnheit, uns zu umarmen und zu küssen beim Abschied. Vielleicht gaben wir uns mal die Hand. Aber damals, an dem Tag, als ich nach Australien flog, hat er mich bis zum Aufzug gebracht, er hatte mich schon davor umarmt, dann wollte er mich noch einmal umarmen. Das hat mich wirklich beeindruckt. Ich dachte, was ist mit ihm, er hat sich verändert? Im Nachhinein erkläre ich es mir.

Der letzte Abend. Beim Essen klagt Johannes Paul I. über Schmerzen. Einen Arzt will er nicht holen lassen. Gegen 21.00 Uhr wünscht er seinen Sekretären - wie jeden Abend - eine "gute Nacht!"

Der Morgenkaffee von Schwester Vinzenca bleibt unberührt. Zum ersten Mal in 17 Jahren.
Wenig später findet sie den toten Papst in seinem Bett.

Pia Luciani
Nichte des Papstes
Wenn sie gesagt hätten, daß eine Nonne ihn tot aufgefunden hätte ... das wäre ein Skandal gewesen. Sie hat gemerkt, daß er den Kaffee nicht getrunken hatte, dann hat sie geklopft. Deshalb haben sie gesagt, daß es der Sekretär war, der ihn gefunden hat. Das stimmt aber nicht. Es war Schwester Vincenza. Das hat sie mir selbst gesagt.

Schon strickt man im Zimmer des Verstorbenen an einer Legende.

Guilio Andreotti
Der Papst hielt eine alte Predigt oder einen Artikel in der Hand, aus der Zeit, als er Bischof von Vittorio Veneto war, weil er dabei war, sich für irgendeine Sonntags- oder Mittwochsrede vorzubereiten. Kardinal Villot dachte, daß es wahrscheinlich schöner ist, wenn man sagt, daß er mit der "Nachfolge Christi" in der Hand starb. Das war ein schwerer Fehler, weil aus einer Lüge alle anderen entstehen.

David Yallop
Bestsellerautor
Es gab eine Verschwörung. Der Banco Ambrosiano ist kollabiert. 1,3 Milliarden Dollar sind verschwunden. Johannes Paul I. wurde umgebracht, weil er dabei war, den Dieben die Grundlage zu entziehen. Er war dabei, sie aufzudecken, ohne es zu wissen. Am letzten Tag seines Lebens wollte er Marcinkus kündigen. Der sollte nicht weiter die Vatikanbank führen. Es gab noch andere Gründe, das aber war das Schlüsselmotiv. Ich habe nicht einen Moment zu träumen gewagt, daß das Buch den Erfolg haben würde, den es hatte. Nicht einmal in meinen wildesten Träumen hatte ich gehofft, daß ein Buch, daß ich geschrieben habe, sich verkaufen läßt. 6 Millionen Exemplare. Das hätte ich nie geglaubt.

Die unglaubliche Geschichte eines Kriminalromans.

Viktor J. Willi
Vatikan-Experte
Yallop war ein Scharlatan, ein sehr geschickter. Er hat ein ausgezeichnetes Buch geschrieben, das man als Kriminalroman lesen sollte. Er hat keinen Dokumentarbericht geschrieben. Das Schlimme an der Sache ist, daß die meisten dieses Buch als Dokumentarbericht lesen und nicht als Krimi.

Die Geheimnisse des Vatikan. Halbwahrheiten aus Rücksicht auf fromme Klischees ... ein Bankskandal und ein skrupelloser Autor machen aus einem tragischen Tod einen Mord. Noch heute raunen in der Gruft der Päpste Pilger, es sei Mord gewesen. Eine Legende! Sie hält einer Prüfung nicht stand und besteht doch weiter fort.

Albino Luciani, der lächelnde Papst, starb einsam und in aller Stille.

Informationen zur Sendung lesen Sie hier!

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