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20. Aug 99von Marcus Marschalek aktualisiert
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Reaktionen auf den Papstbesuch
Pfarrer Pater Udo Fischer
Der kritische Pfarrer Pater Udo Fischer aus Paudorf (NÖ) wertete den Papstbesuch in
einer Stellungnahme gegenüber der APA Sonntag nachmittag als "ziemlich sinnlose
Sache". Der Papst habe zwar viele körperliche Strapazen auf sich genommen, kehre
aber nach Rom zurück, ohne eine Lösung der Probleme in der Kirche Österreichs
aufgezeigt zu haben. Den Bischöfen Johann Weber und Christoph Schönborn müsse nun klar
sein, daß sie aus Rom keine Hilfe zu erwarten hätten.
Die Papstgottesdienste seien große Feste gewesen, so Fischer. Sie hätten jedoch in einem
Land stattgefunden, in der die Kirche - wegen der anhaltenden Probleme - nicht viel zu
feiern habe. Als Skandal bezeichnete er den Gebetsaufruf von Bischof Kurt Krenn für
Kardinal Hans Hermann Groer, nicht aber für dessen Opfer. Eigenartig sei auch gewesen,
daß bei der Messe am Heldenplatz Kardinal Franz König nicht begrüßt worden sei.
Offensichtlich sollte niemand merken, "daß es da noch einen anderen Wiener
Alterzbischof (Groer, Anm.) gibt".
Die geringe Teilnahme der Katholiken an den Papstmessen zeigt nach Ansicht Fischers,
"daß die Leute pessimistisch geworden sind - noch pessimistischer als ich, weil ich
zumindest an einen kleinen Neustart erhofft hatte". Die Probleme seien morgen aber
die selben wie vor dem Papstbesuch.
Thomas Plankensteiner
Plankensteiner kritisiert "Lobhudelei für Bischof Krenn"
Auch der Initiator des Kirchenvolks-Begehrens, Thomas Plankensteiner von der Initiative
"Wir sind Kirche", zeigte sich vom geringen Interesse der Katholiken am
Papstbesuch wenig überracht. Wie Plankensteiner gegenüber der APA am Sonntag betonte,
habe die Resignation und Gleichgültigkeit in der Kirche Österreichs seit den letzten
Papstbesuchen 1983 und 1988 "stark zugenommen". "Maßlos enttäuscht"
äußerte er sich über die Aussagen des Papstes zur innerkirchlichen Situation.
Der Papst, dessen Faszination auch er, Plankensteiner, nicht in Abrede stellen wolle, habe
erneut gezeigt, daß er in politischen und sozialen Aussagen sehr stark sei. Die
innerkirchlichen Aussagen seien jedoch enttäuschend, zum Teil - wie etwa in St. Pölten -
fast peinlich. Vor allem gestört hat Plankensteiner die "Lobhudelei für Bischof
Krenn".
Plankensteiner hat auf Einladung von Kardinal Christoph Schönborn an der Papstmesse in
Wien teilgenommen, auf seinen Ehrenplatz jedoch verzichtet. Der Inhalt der Rede des
Papstes vor den Mitgliedern der Bischofskonferenz mit dem Lob für den "Dialog für
Österreich" war Plankensteiner vorerst nicht bekannt. Eine Stellungnahme dazu ist
für den Nachmittag angekündigt.
Positiv bewertete der Initiator des Kirchenvolks-Begehrens, Thomas Plankensteiner, die
Papst-Worte zum "Dialog für Österreich". Diese seien ein klarer Auftrag, keine
Ergebnisse vorwegzunehmen, wie dies von Bischöfen wie Kurt Krenn oder Andreas Laun
bereits erfolgt sei. Die Strukturfragen der Kirche müßten mit offenem Ausgang diskutiert
werden.
Der Papst rufe klar dazu auf, daß im Dialog die Standpunkte aller Seiten ernst genommen
werden müßten. Damit sei der Dialog offen. Keine Seite dürfe ihren Standpunkt
absolutieren. Der Dialogpartner müsse respektiert werden.
TV-Diskussion in "Zur Sache"
In der ORF Sendung zur Sache diskutierten am Abend nach dem Papstbesuch
Kardinal Christoph Schönborn, Bischof Johann Weber, Bischof Kurt Krenn, Abt Joachim
Angerer, Publizist Hubert Feichtelbauer und Ingrid Thurner von der Plattform "Wir
sind Kirche"
Von den bisherigen Reisen im heurigen Jahr hat Johannes Paul II. Österreich als die
"sensibelste" bezeichnete. Das berichtete Kardinal Christoph Schönborn Sonntag
abend in der Fernseh-Diskussion "Zur Sache" über ein Vier-Augen-Gespräch mit
dem Papst knapp vor dessen Abreise. Es sei dies eine "klare Aussage" über die
Krise der Kirche in Österreich. Sowohl Schönborn als auch seine Bischofskollegen Johann
Weber und Kurt Krenn zogen eine positive Bilanz der vergangen drei Tagen mit dem Papst.
Eine Scheidung der Geister zeigte sich jedoch in der Einschätzung der Causa Groer.
Bischof Krenn verteidigte die Nennung des Namens von Kardinal Hans Hermann Groer in seiner
Rede vor der Papstmesse in St. Pölten. "Ich bereue das überhaupt nicht", so
Krenn wörtlich. Es sei noch nie ein Vergehen gewesen, für einen Menschen zu beten.
Groer, der ihn zum Bischof geweiht habe, sei "ein Mensch, dem ich größte
Hochachtung entgegen bringe". Für Groer zu beten, "sei nichts Böses" und
"kein fataler Fehler". Er habe mit dem Gebetsaufruf nicht provozieren wollen,
sondern seine Haltung darstellen wollen.
Angerer kritisierte Krenn
Der Abt des Stiftes Geras, Joachim Angerer, kritisierte in diesem Zusammenhang, daß Krenn
die Opfer zu Tätern mache: "Das tut sehr weh."
Schönborn betonte, daß niemand vom Papst ohne ein Verfahren "etwas
Definitives" zur Causa Groer habe erwarten können. Ohne ein Verfahren wäre das
"massivstes Unrecht". Der Kardinal bat neuerlich eindringlich, "lassen sie
den armen Kardinal Groer, lassen sie die Wunden heilen!" Die Entscheidung über den
Zeitpunkt der Rückkehr Groers sei "ausschließlich Sache des Papstes".
Angerer hielt dem entgegen, daß Aussagen des Papstes zu Groer keine Lehramts-Aussagen
gewesen wären. Dies hätte auch für ein Eingeständnis gegolten, daß Groer eine
Fehlbesetzung gewesen sei.
Der Auftrag des Papstes
In der Diskussion um Kardinal Hans Hermann Groer zeige sich "ein Teil unserer
Kirchenkrise", so Schönborn: "Es ist bedauerlich, aber es ist so, daß es unter
den Bischöfen nicht immer Einigkeit besteht." Krenn erinnerte daran, daß es
ausdrücklicher Wunsch des Papstes sei, nicht über die Causa Groer zu sprechen. Der Papst
habe sich in diesem Fall das letzte Wort ausgebeten.
Schönborn zitierte die Warnung des Papstes, den Streit nicht zu sehr in den Medien
auszutragen: "Wir widersprechen gerade diesem Auftrag des Papstes." Der Kardinal
betonte wiederholt, daß es ihm nach dem Fest des Papstbesuches lieber wäre, über die
positiven Seiten der vergangenen Tage zu sprechen.
Weber: Auftrag für den Dialog
"Wir gehen aus diesen Tagen mit einem klaren Auftrag heraus", resümierte der
Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, der Grazer Diözesanbischof Johann
Weber in der Fernseh-Diskussion "Zur Sache": "Wir haben keinen anderen Weg
als den Dialog." Diesen Auftrag habe der Papst den Bischöfen "strikt ans Herz
gelegt - ich sage nicht befohlen".
Den vom Publizisten Hubert Feichtelbauer geprägten Bild, der Papst habe mit seinem
Auftrag zum Dialog den Ball an die Kirche in Österreich zurückgespielt, wurde von
Kardinal Christoph Schönborn bestätigt: "Man kann sich nicht erwarten, daß der
Papst unsere Probleme löst." Wie die vom Papst geforderte Einigkeit erreicht werde,
könne noch nicht gesagt werden.
Abt Joachim Angerer forderte Bischof Kurt Krenn auf, "mit Redlichkeit und Ehrlichkeit
in den Dialog" zu gehen. Krenn selbst wies die Behauptung, er hätte mit seiner
Diözese am Dialog nicht teilnehmen wollen, entschieden zurück.
Ingrid Thurner von der Plattform "Wir sind Kirche" wertete die Rede des Papstes
zum "Dialog für Österreich" als Richtschnur, die aber von allen Seiten
ernstgenommen werden müßte.
Kontroverse über Bewertung der Messe in St. Pölten
Zu heftigen Diskussionen führte die Bewertung der Papstmesse in St. Pölten. Thurner warf
Krenn vor, den Gottesdienst "instrumentalisiert" zu haben. Es sei dies nicht ein
Lobpreis für Gott oder für den Papst gewesen, sondern ausschließlich für Bischof
Krenn. Dieser wies diese Darstellung entschieden zurück. Diese Behauptung werde ohne
konkrete Belege schon länger aufgestellt: "Mit solchen Leuten muß man scharf
reden." - "Es hat sich nichts geändert", antworteten Feichtlbauer und
Thurner.
Schönborn versuchte daraufhin das Thema zu wechseln: "Der Papst hat uns einige sehr
wichtige Dinge gesagt, lieber Mitbruder." Krenn stieg allerdings nicht ein: "Ich
kann mir das nicht bieten lassen. Du wirst von allen Seiten gelobt", so der St.
Pöltener Boischof zu Schönborn. Ihm selbst gehe es da nicht so gut.
Krenns Darstellung des "historischen Tags für St. Pölten": Der Papst selbst
sei nach der Messe sehr glücklich gewesen und habe zu ihm gesagt: "So wollen wir
weiter machen."
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