News 13. 02. 2007

Slowakei: Neue Vorwürfe gegen Erzbischof Sokol 

Die slowakische Tageszeitung "Sme" hat am Dienstag neue "Dokumente" über die angebliche Zusammenarbeit des Preßburger Erzbischofs Jan Sokol mit dem kommunistischen Staatssicherheitsdienst StB veröffentlicht. Laut den Dokumenten soll Sokol den Geheimdienst über innere Angelegenheiten der Kirche und über die Tätigkeit slowakischer Emigranten-Priester im Vatikan informiert haben.

In slowakischen Medien kursieren seit Anfang der 90er Jahre Informationen über eine mögliche Zusammenarbeit Sokols mit dem kommunistischen Geheimdienst. Er war seit 1972 in der Kategorie "Kandidat für geheime Zusammenarbeit" eingestuft und wurde im Jahr 1989, kurz bevor er zum Erzbischof ernannt wurde, in die Kategorie "Agent" überführt. Erzbischof Sokol bestreitet jedoch jede Zusammenarbeit mit dem kommunistischen Geheimdienst. In die Kategorie "Kandidat" könnte jemand eingestuft werden, "ohne es zu wissen", betonte er. Ein "Agent" musste eine Erklärung über die Zusammenarbeit unterzeichnen.

"Außerhalb der Vollmacht der Bischofskonferenz"

Der Vorsitzende der Slowakischen Bischofskonferenz, Bischof Frantisek Tondra, sagte in einem Interview mit "Sme", eine allfällige Zusammenarbeit Sokols mit dem StB wäre eine Causa "außerhalb der Vollmacht der Bischofskonferenz". Tondra betonte die prinzipielle Überzeugung, dass es der Heilige Stuhl sei, der über die Bischöfe zu befinden habe. Im Übrigen verfüge Erzbischof Sokol über "Argumente, dass er nicht kollaboriert hat". "Es ist eine Frage seines Gewissens, und stets gilt die Unschuldsvermutung", betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

Tondra: Anwerbungsversuche "radikal zurückgewiesen"

Auf seine eigenen Kontakte mit dem Staatssicherheitsdienst angesprochen, berichtete Bischof Tondra, dass ihn ein Agent in seiner Pfarrerzeit anzuwerben versucht habe. Als er dies jedoch "radikal zurückwies", habe er "Ruhe gehabt". Ein zweites Mal habe man versucht, ihn "zu vergiften", als er kurz vor dem Sturz des kommunistischen Regimes zum Bischof ernannt wurde, so Tondra. Man habe begonnen, ihn "aufdringlich zu besuchen". Als er daraufhin gefragt habe, ob er dem Vatikan schreiben solle, dass er auf sein Amt verzichte, habe man ihm gesagt, das solle er nicht tun. Danach seien die Agenten nicht mehr erschienen.

Bischofskonferenz: Untersuchungskommission nicht notwendig

Zur Kollaboration von Priestern meinte Tondra, er beurteile einen Priester danach, "wie er sich heute verhält". Über die Vergangenheit "möge der Herrgott richten". Er selber kenne keinen Priester, der dem StB seine Mitarbeit aus freien Stücken angetragen habe. Die Einsetzung einer gesamtstaatlichen Untersuchungskommission, wie sie in Polen beschlossen wurde und in Tschechien erwogen wird, hält Tondra weiterhin für entbehrlich: "Wir haben unsere Entscheidung getroffen: Jeder Bischof soll das mit seinen Priestern selber regeln".

 

 

Weitere News zum Thema:
- 05. 02. 2007: Prager Erzbischof: Bis zu 150 Priester spionierten für Geheimdienst

- 15. 01. 2007: Polens Bischöfe: "Die Kirche hat keine Angst vor der Wahrheit"

- 12. 01. 2007: Polnische Bischöfe wollen ihre Geheimdienstakten prüfen lassen

- 09. 01. 2007: Nach Kirchenskandal in Polen neue Vorwürfe - Bischöfe als Spitzel?

- 08. 01. 2007: Warschauer Erzbischof wegen Spionage-Affäre zurückgetreten

- 12. 06. 2006: Polnischer Erzbischof will Kirchen-Spitzel aufdecken

- 10. 03. 2006: Polens Bischöfe bedauern KP-Spitzeldienste von Priestern

- 03. 03. 2006: Historiker: Ungarische Bischöfe als KP-Spitzel entlarvt

- 02. 02. 2006: Historiker: Ungarischer Ex-Primas Paskai war Geheimdienst-Informant

 

Webcast:

- Orientierung, 04. 02. 2007: Jan Sokol – ein Bischof unter „Spitzelverdacht“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
zum Seitenanfang Seitenanfang