![]() |
![]() |
|
Kommentar 13. 03. 2007 |
Mit seinem Latein-Votum schreibt Benedikt XVI. KirchengeschichteFührt Papst Benedikt XVI. die katholische Kirche zurück hinter die Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils? Ein Kommentar von Peer Meinert, dpa.Papst Benedikt XVI. hat die Welt schon des Öfteren überrascht. Durch seine harschen Äußerungen zum Thema Islam und Gewalt etwa, durch sein Treffen mit dem notorischen "Rom- Kritiker" Hans Küng. Oder auch nur damit, dass er die rote Weihnachtsmütze (Kamauro) wieder aus dem Schrank holte. Mit seinem Votum für die Wiedergeburt der lateinischen Messe schreibt der Deutsche auf dem Petrusstuhl an diesem Dienstag vermutlich Kirchengeschichte - einen Monat vor seinem zweijährigem Amtsjubiläum ist Joseph Ratzinger auf dem bestem Wege, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ist es ein Weg zurück? "Es ist gut",…Zwar drückt der Papst sich in seinem Schreiben "Sacramentum Caritatis" (Sakrament der Liebe) zum Thema Eucharistie (Abendmahl) vorsichtig und bedächtig aus. Fast demütig und bescheiden spricht er lediglich von einer Empfehlung, betont, formell sei sein Wort ja durchaus mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) vereinbar. Doch in der Sache ändert das wenig: Gut 40 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil macht der konservative deutsche Papst ohne Wenn und Aber klar, dass ihm die katholische Messe auf Latein ganz besonders das Herz erwärmt. "Es ist gut", wenn die großen Gebete der Messe in Latein gehalten werden - mehr braucht ein Papst nicht zu sagen. Ausdrücklich fügt er hinzu, auch die angehenden Priester sollten künftig schon im Seminar lernen, wie man in lateinischer Sprache zelebriert. Papst Benedikt macht klar, dass er es ernst meint. Eine "Reform der Reform"?Das Zweite Vatikanische Konzil - das war seinerzeit ein Meilenstein für die katholische Kirche. Jahrelang hatten die Bischöfe und Kardinäle in den 60er Jahren gerungen. Es ging um nichts weniger als die "Öffnung der Kirche", eine Tür zur modernen Zeit sollte aufgestoßen werden. Und das Symbol dieser Zeitenwende war die Abkehr von der lateinischen Messe und die Reform der Liturgie. Jetzt öffnet Ratzinger, in aller Behutsamkeit und mit Blick auf die "immer häufigeren internationalen Treffen", den Weg zur "Reform der Reform". "Viel erhabener"Allerdings, nicht wenige Katholiken und Kirchgänger vor allem im südlichen Europa räumen ein, der alte Ritus mit dem guten alten Latein sei doch "viel feierlicher, viel erhabener" gewesen. "Hic est enim calix sanquinis mei" klinge einfach viel schöner als "Das ist der Kelch meines Blutes", wie der erste Satz der Wandlungsworte bei der Eucharistiefeier (Abendmahl) auf Deutsch heißt. "Pater noster, qui es in caelis" schlichtweg bewegender als "Vater unser, der Du bist im Himmel". Eine Empfehlung, keine Weisung"Das Papstschreiben ist ein Schritt zu mehr Würde im Gottesdienst, das Latein kann dabei eine Rolle spielen", meint eine Mitarbeiterin von Radio Vatikan. "Außerdem sehe ich die Worte des Papstes wirklich nur als eine Empfehlung, nicht als eine Weisung." Und zudem, tatsächlich könnte das Latein bei internationalen Gottesdiensten als Lingua Franca (Weltsprache) dienen - wenn die Gläubigen sie verstehen. "Wer spricht denn heute noch Latein?"Dabei klagen im Vatikan Lateinexperten, die intern gerne "Latin Lover" genannt werden, seit Jahren über den Niedergang der klassischen Sprache: "Wer spricht denn heute noch Latein?", fragte unlängst ein Experte aus dem "Übersetzungsbüro" des Vatikans, in dem alle Dokumente und Schreiben in die Sprache Ciceros gebracht werden. "Die Priester können es nicht mehr, nicht mal mehr die Bischöfe, es ist furchtbar. Manche können nicht mal mehr die Inschriften auf den Grabsteinen lesen, ein Skandal."
|
![]() |