News 17. 04. 2007

Schönborn: "Papst bringt Ernte eines langen Weges mit Jesus Christus ein"

Kardinal Christoph Schönborn präsentierte am Montagabend das neue Buch "Jesus von Nazareth" von Papst Benedikt XVI. in Wien. Dabei betonte Schönborn die innere Verbundenheit des Papstes mit der Bibel. Für den St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng ist das Jesus-Buch des Papstes "ein Geschenk für die Kirche".

"Nicht der Papst, auch nicht der vormalige Kardinal, der Bischof, der Professor, der Priester, sondern der einfache Gläubige, der Christ Joseph Ratzinger, spricht hier": Dies betonte Kardinal Christoph Schönborn laut "Kathpress" am Montagabend bei der Buch- im Wiener Erzbischöflichen Palais. Es handle sich um kein päpstlich-lehramtliches Werk, sondern ein ganz persönliches Buch. Ein Buch, zu dem der Autor nach eigenen Angaben "lange innerlich unterwegs gewesen" sei. Joseph Ratzinger bringe hier "die Ernte eines langen Weges mit Jesus Christus ein". Dabei sei Ratzinger aber allem Subjektivismus abhold, jede Art von Selbstdarstellung sei ihm fremd, so Schönborn. Im Vordergrund stehe vielmehr "die nie ermüdende geistige Auseinandersetzung, die Mühe des Begriffs, die Kraft der Argumente, die Leidenschaft des objektiven Suchens nach der Wahrheit, das Bemühen, allen Fragenden und Suchenden Rechenschaft zu geben über den Grund der eigenen Hoffnung". Deshalb begebe sich der Papst auf die "Agora", den Platz der öffentlichen Debatte, um seine Überzeugung argumentativ darzulegen, dass der "historische Jesus" und der "Christus des Glaubens" deckungsgleich sind.

Mit Bibelwissenschaft vertraut

Kardinal Schönborn hob bei der Buchpräsentation die innere Verbundenheit des Papstes mit der Bibel hervor. Benedikt XVI. weise die historische Glaubwürdigkeit der Evangelien und ihres Jesus-Bildes nach. Dazu sei er auch von seiner Biografie her bestens vorbereitet. Der Papst kenne die "historisch-kritische" Methode der Bibelauslegung genau. Und wenn er ihr gegenüber kritisch sei, dann nicht aus Angst, sondern aus der begründeten und durchargumentierten Überzeugung, dass sie ihre Grenzen anerkennen muss. So wolle der Papst in seinem Buch auch verdeutlichen, dass es "nicht gegen die moderne Exegese geschrieben ist, sondern in großer Dankbarkeit für das viele, das sie uns geschenkt hat und schenkt". Schönborn dazu: "Er weiß, wovon er spricht." Sein Buch bezeugt auf jeder Seite, wie sehr er mit den Arbeiten heutiger Bibelwissenschafter vertraut ist".

Ist Jesus als Gestalt glaubwürdig?

Und gerade diese Vertrautheit habe den Papst auch in der Überzeugung bestärkt, dass er den Evangelien trauen kann, wenn er schreibt: "Ich denke, dass gerade dieser Jesus - der der Evangelien - eine historisch sinnvolle und stimmige Figur ist". Auf dieser Basis des Vertrauens in die historische Zuverlässigkeit der Evangelien und ihres Jesusbildes stelle sich freilich eine viel radikalere Frage, die die eigentliche Mitte der Diskussion um Jesus betrifft: "Wenn Jesus so war, wie ihn die Evangelien darstellen, ist er dann als Gestalt glaubwürdig? Ist sein Selbstverständnis, wie es uns zuverlässig in den Evangelien begegnet, nicht eine maßlose Selbstüberschätzung?" Judentum und Islam würden sich gerade an Jesu Anspruch stoßen und darauf zu antworten sei die eigentliche Herausforderung, der sich der Nachfolger des Petrus auf dem Areopag der heutigen Öffentlichkeit stellen will.

"Ein Rabbi spricht mit Jesus"

Kardinal Schönborn erinnerte daran, dass nach den Worten von Papst Benedikt XVI. ein Anstoß für sein Werk die Begegnung mit dem Buch des jüdischen Gelehrten Jacob Neusner "Ein Rabbi spricht mit Jesus" gewesen sei. In diesem Buch werde deutlich, dass es nicht die Kirche oder der Apostel Paulus war, die einen "sanften, liberalen, prophetischen oder wie sonst immer gearteten Wanderprediger aus Galiläa zum Gottessohn hochstilisiert" habe. Vielmehr stelle Jesus selbst in seinem ganzen Tun und Reden einen "Anspruch, der Gott allein zusteht", unterstrich Kardinal Schönborn. Das sei die "zentrale Thematik" des Buches "Jesus von Nazareth".

"Was hat Jesus dann eigentlich gebracht?"

So stelle sich für den Papst auch die zentrale Frage, "was hat Jesus dann eigentlich gebracht, wenn er nicht den Weltfrieden, nicht den Wohlstand für alle, nicht die bessere Welt gebracht hat?" Die Antwort darauf laute für Benedikt XVI. schlicht: "Gott. Er hat Gott gebracht" "Jesus hat Gott gebracht und damit die Wahrheit über unser Wohin und Woher", schreibe der Papst und an anderer Stelle: "Er lebt vor dem Angesicht Gottes, nicht nur als Freund, sondern als Sohn; er lebt in innerster Einheit mit dem Vater". Wenn man diese eigentliche Mitte ausblende, gehe man am Eigentlichen der Gestalt Jesu vorbei; dann werde sie widersprüchlich und letzten Endes unverständlich.

Ratzinger seit 1956 "Herder"-Autor

Von einem "einmaligen und herausragenden Buch" sprach der Verleger Hermann Herder bei der Präsentation. Herder würdigte die jahrzehntelange vertrauensvolle Zusammenarbeit des nunmehrigen Papstes mit dem renommierten Freiburger Verlagshaus. Am 8. November 1956 habe der damalige junge Dozent am Priesterseminar in Freising seinen ersten Vertrag mit "Herder" unterschrieben und für die zweite Auflage des von Karl Rahner herausgegebenen "Lexikons für Theologie und Kirche" zwei Artikel zu den Stichworten "Auferstehung des Fleisches" und "Auferstehungsleib" übernommen. Bald seien Ratzinger weitere Artikel anvertraut worden, u.a. auch zu den Themen Himmel, Hölle, Liebe, Schöpfung und Papst-Primat. Herder: "So sind die zehn Bände dieses Lexikons ebenso wie die sich anschließenden Kommentarbände zum Zweiten Vatikanischen Konzil aufs Engste mit dem Namen Ratzinger verbunden."

25 Pfennig pro Zeile

Joseph Ratzinger sei immer schon ein vielumworbener Autor gewesen, zugleich aber auch ein treuer Autor, der Vereinbarungen mit Verlagshäusern immer eingehalten habe, so der Verleger, der sich auch noch an das erste Honorar aus dem Hause "Herder" für den jungen Dozenten Ratzinger erinnern konnte: 25 Pfennig pro Zeile.

 

Scheuer: Buch ist "lesbarer als die meisten theologischen Werke"

Das neue "Jesus-Buch" des Papstes ist "lesbarer als die meisten theologischen Werke", sagte der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer am Montag bei einem Journalistengespräch. Das Buch sei flüssig geschrieben, für die Leser sei es zwar gut, theologische Vorkenntnisse zu haben, um den Inhalt zu verstehen. Voraussetzung sei dies aber nicht. Bischof Scheuer betonte, der Papst wolle mit diesem Buch im gegenwärtigen "Tohuwabohu" von kultischen und magischen Strömungen, Wahrsagereien und Prophetien Jesus von Nazareth wieder ein "Profil zu geben, das sich vom Evangelium her und nicht aus anderen Quellen speist. Ratzinger vertraue auf das Evangelium, dass es "im Sinne der Wahrheitsfrage" jenen Jesus schildert, in dem Gott sein wahres Gesicht zeigt. Scheuer wörtlich: "Gott ist keine Fratze, kein Januskopf, Gott ist die Liebe".

"Jesus ist nicht vor allem Moralist"

"Relativ stark", so Scheuer, kritisiere Ratzinger im Buch die sogenannte historisch-kritische Bibelexegese, obwohl er durchaus auch einige ihrer Verdienste anerkenne. Der Grund: Mit der historisch-kritischen Methode werde allzu oft der "Jesus der Geschichte" und der "Christus des Glaubens" auseinander gerissen, obwohl beide "ein und derselbe" seien. Eine "Hauptstoßrichtung" des Buches sei es, dagegen anzukämpfen, dass Jesus zum "Moralisten" degradiert werde, betonte Scheuer. Jesus habe nicht in erster Linie Moral gepredigt, wie viele meinen, sondern die Gnade, die Zuwendung Gottes zu den Menschen aufgezeigt.

Küng: "Dieses Buch ist ein Geschenk für die Kirche"

Das "Jesus-Buch" des Papstes sei "ein Geschenk des Heiligen Vaters für die Kirche" sagte der St. Pöltner Bischof Klaus Küng in der niederösterreichischen Landeshauptstadt bei einem Pressegespräch über das Buch "Jesus von Nazareth". "Es ist ein erstaunliches Buch", betonte der Bischof. In diesem ersten Teil würden "die grundlegenden Züge der Gestalt des Jesus von Nazareth" dargestellt. Das Buch kennzeichne "ein hohes Niveau" und sei "die Frucht einer intensiven Auseinandersetzung mit allen wichtigen Strömungen in Bibelwissenschaft, Theologie und Zeitgeist", sagte Bischof Küng. Es sei aber offenbar auch das Ergebnis einer "jahrelangen Meditation" des Papstes. Das Buch sei, so Bischof Küng, "spannend geschrieben", mit reichhaltigem Inhalt und "gut verständlich".

Iby: "Klare theologische Sprache"

Auch der Eisenstädter Bischof Paul Iby würdigte das neue Buch des Papstes: "Der Jesus im Buch des Papstes hat ein Gesicht. Er ist lebendig. Man gewinnt eine Ahnung, weshalb er fasziniert und irritiert hat", so der Bischof wörtlich. Das Buch sei ein wissenschaftliches Buch über Jesus in einer klaren theologischen Sprache, "wie man dies aus den Büchern von Prof. Ratzinger gewohnt ist". Die einzelnen Stationen im Leben Jesu würden ausführlich beschrieben und mit Hinweisen auf das Alte Testament sowie auf die Meinungen führender Theologen versehen. Iby: "Die Seiten führen den Leser in die Tiefe und helfen, Jesus als den Sohn Gottes kennen zu lernen und seine Botschaft vom Reich Gottes zu erfahren". In den einzelnen Kapiteln seien überdies auch immer wieder Hinweise auf die notwendigen Auswirkungen der Lehre Jesu in unsere Zeit zu finden, würdigte Iby das Buch. Zusammenfassend könne man sagen, dass das Jesusbild dreifach gezeigt wird: "Jesus ist der Sohn Gottes. Er gehört zum Volk Gottes und er dient der Herrschaft Gottes".

 

 

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