News 30. 01. 2009

Christen: Religionsunterricht leistet einen Beitrag zur Toleranz

Im Zusammenhang mit der Studie über die Haltung islamischer Religionslehrer zu Demokratie und Menschenrechten haben sich am Freitag die christlichen Kirchen zu Wort gemeldet. Der Religionsunterricht sei in Österreich eindeutig gesetzlich geregelt und leiste außerdem einen wesentlichen Beitrag zu Solidarität und Toleranz, so der Sprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger. Auch der evangelisch-lutherische Oberkirchenrat Karl Schiefermair ist der Ansicht, dass Wert-Erziehung "hauptsächlich im Religionsunterricht" stattfinde.

Der evangelisch-lutherische Oberkirchenrat Karl Schiefermair verwies im Gespräch mit dem "Evangelischen Pressedienst" darauf, dass qualifizierter Religionsunterricht "das beste Mittel gegen Fundamentalismus und für kulturelle und religiöse Dialogfähigkeit" ist. Im konfessionellen Religionsunterricht, wie er von evangelischen Religionslehrern angeboten wird, erlernten die Schüler "religiöse Sprachfähigkeit und Bildung", so der Oberkirchenrat, der in der evangelischen Kirchenleitung für den Bereich Religionsunterricht zuständig ist. "Hauptsächlich im Religionsunterricht" fände die immer wieder geforderte Wert-Erziehung statt. Das beinhalte eine "persönlichkeits-und gemeinschaftsbildende Erziehung, eine identitäts- und sinnstiftende Pädagogik und eine wissenschaftliche Fundierung".

Religionsunterricht soll die Toleranz fördern

Der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos - der zugleich auch Leiter des orthodoxen Schulamtes ist - betonte im Gespräch mit "Kathpress" die Bedeutung des orthodoxen Religionsunterrichts, der einen wesentlichen Beitrag für die Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu Humanität, Offenheit, Solidarität, Toleranz, Demokratiefähigkeit und Friedensbereitschaft leiste. Aufgabe des orthodoxen Religionsunterrichts sei es, orthodoxen Schülern den orthodoxen Glauben zu vermitteln, aber auch die Integration dieser Schüler in die österreichische Gesellschaft zu fördern. Der orthodoxe Religionsunterricht werde auf Deutsch erteilt, die Lehrpläne seien in Österreich erarbeitet, betonte Staikos.

Religionsunterricht ist durch die Verfassung geregelt

Es gebe niemanden, der die Organisation des katholischen Religionsunterrichts in Österreich ernsthaft in Frage stelle, betonte der Pressesprecher der Erzdiözese Wien Erich Leitenberger gegenüber "Kathpress". Die Position des Religionsunterrichts sei sowohl durch österreichische Gesetze im Verfassungsrang als auch durch internationale Verträge (das Konkordat zwischen der Republik Österreich und dem Heiligen Stuhl) geklärt. Die Fachaufsicht sei Sache der Religionsgemeinschaften, die Dienstaufsicht (Unterrichtssprache etc.) falle in die Zuständigkeit der staatlichen Schulbehörden.

Hohe Akzeptanz des Religionsunterrichts

Die Akzeptanz des Religionsunterrichts in Österreich sei ein Beweis für die gute Arbeit, betonte Leitenberger. Von den 1,026 Millionen Schülerinnen und Schülern in Österreich sind 785.906 (76,56) Prozent katholisch, 193.298 (18,83 Prozent) gehören anderen Glaubensbekenntnissen an (evangelisch, orthodox, muslimisch usw.), 47.324 (4,61 Prozent) sind ohne religiöses Bekenntnis. Von den katholischen Schülerinnen und Schülern nehmen mehr als 93 Prozent am Religionsunterricht teil. Nur 6,85 Prozent sind abgemeldet. Von den Schülerinnen und Schülern ohne religiöses Bekenntnis nehmen 12.784 oder mehr als 27 Prozent am katholischen Religionsunterricht als Freigegenstand teil.

"Staatliche Schulaufsicht" ist schon gegeben

"Erstaunt" reagierte die Leiterin des Schulamts der Erzdiözese Wien, Christine Mann, darauf, dass im Blick auf den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen aktuell der Ruf nach einer "Verschärfung der Gesetze" laut wird. Im "Kathpress"-Gespräch erinnerte Christine Mann daran, dass eine "staatliche Schulaufsicht" in organisatorischer und schuldisziplinärer Hinsicht (auch was die Unterrichtssprache betrifft) auch bisher schon gegeben und im Religionsunterrichtsgesetz "ausdrücklich vorgesehen" sei. Die erstzuständige staatliche Schulaufsicht - die Schulleitung - sei immer schon ganz nahe.

Schulaufsicht konsequent wahrnehmen

Im Hinblick auf die Diskussion um den islamischen Religionsunterricht sagte Christine Mann: "Der erste Schritt zu einer Problemlösung kann nur sein, dafür Sorge zu tragen, dass die Agenden der staatlichen Schulaufsicht unaufgeregt und konsequent wahrgenommen werden". Wenn Fachinspektoren für den katholischen Religionsunterricht diesen besuchen, sei es etwa üblich, dass auch die Schuldirektion eingeladen werde, um sich selbst ein Bild zu machen.

 

 

 

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Webcast:

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