News 09. 03. 2009 |
Pfarrer Friedl: "Keine Angst" vor einer AmtsenthebungDer Ungenacher Pfarrer Josef Friedl hat "keine Angst" vor einer möglichen Amtsenthebung nach seinem öffentlichen Eingeständnis, mit einer Frau zusammenzuleben.Er habe nichts in diese Richtung gehört, ein Gespräch mit Bischof Ludwig Schwarz werde es aber sicher geben, bestätigte der Pfarrer am Dienstag gegenüber der APA. "Zu einem Gespräch wird es sicher kommen", so Friedl. Er stelle aber diesbezüglich keine Überlegungen an, er lasse es auf sich zukommen. Einen Termin gebe es vorerst nicht, erklärte der Geistliche. "Laieninitiative": Nur die "Spitze des Eisbergs"Für die katholische "Laieninitiative" ist der Fall des Ungenacher Pfarrers nur die "Spitze des Eisbergs". Der Sprecher der Initiative, Herbert Kohlmaier, meinte am Dienstag im Gespräch mit der APA, viele in Partnerschaft lebende Priester würden durch den Zölibat in die Heimlichkeit abwandern. Die "Laieninitiative" fordert eine generelle Abschaffung des Zölibats, knapp 10.000 Unterstützungserklärungen habe man dafür bereits gesammelt, so Kohlmaier. Derzeitiger Zustand fördert "eine gewisse Unehrlichkeit""Nicht jedermann ist für den Zölibat geeignet", lautet Kohlmaiers Ansicht. Die Abwanderung in die "Illegalität" mancher Priester würde jedenfalls auch der Glaubwürdigkeit der Kirche schaden. An Konsequenzen, wie etwa eine Zwangspensionierung Friedls oder sogar die Amtsenthebung, glaubt der Sprecher der Initiative allerdings nicht - gerade in Zeiten des Priestermangels. In vielen Fällen würde die Kirche bereits jetzt ein Auge zudrücken, manche Geistliche hätten zudem schon ein oder mehrere Kinder. Die "Laieninitiative" sieht ihre Aufgabe nicht darin, sich hinter Einzelfälle wie Friedl zu stellen. Der Fall sei aber ein "neuerlicher Beleg dafür, wie die gegenwärtige Situation in vielerlei Hinsicht unbefriedigend ist", meint Kohlmaier. Dieser Zustand fördere auch "eine gewisse Unehrlichkeit". Zulehner: Zwölf bis 22 Prozent der Priester leben in einer BeziehungDer Pastoraltheologe Paul Zulehner schätzt in der Tageszeitung "Die Presse" die mit einer Partnerin lebenden Priester in Österreich auf zwölf bis 22 Prozent. Er verwies auf seine Studie "Priester 2000" aus dem Jahr 2000, wonach zwölf Prozent der Kleriker als "in einer Liaison" lebend identifiziert wurden. Elf Prozent erklärten, schon nahe daran gewesen zu sein, den Zölibat aufzugeben. Jeder Dritte bekannte sich zu der mehrdeutigen Aussage: "Ich habe einen eigenständigen Weg gefunden, den ich verantworten kann." Und fast die Hälfte stimmte dem Satz zu: "Es ging mir wie vielen Verheirateten, die ich kenne - es war ein Auf und Ab." Lediglich 16 Prozent der Priester sagten, das ehelose Leben sei ihnen leichtgefallen.
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