News 11. 05. 2009

Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem

Acht Jahre nach Ende des Holocausts beschloss Israels Parlament 1953 den Bau einer Forschungs- und Gedenkstätte für die etwa sechs Millionen Opfer der Judenvernichtung. Yad Vashem ("Denkmal und Name") sollte den häufig anonymen Opfern des Nazi-Terrors einen Namen geben und sicherstellen, dass die Toten niemals vergessen werden.

Der weitläufige Komplex auf dem "Hügel der Erinnerung" in Westjerusalem umfasst neben einem Museum, einer Bibliothek und einer Synagoge eines der wichtigsten Dokumentationszentren der Judenverfolgung während des Nationalsozialismus. In einer eigenen Ausstellung werden Werke jüdischer Künstler gezeigt, die während des Holocausts entstanden sind. Die Gedenkstätte verfügt außerdem über eine Online-Datenbank über die von den Nazis und ihren Mittätern ermordeten Juden.

"Gedenke!"

In der "Halle der Erinnerung", auf deren Boden die Namen der 22 wichtigsten Konzentrations- und Vernichtungslager eingemeißelt sind, wird bei einer täglichen Zeremonie eine Gedenkflamme entzündet. Auf einer 30 Meter hohen Säule ist das hebräische Wort "Zor" ("Gedenke!") eingraviert.

Namen getöteter Kinder werden verlesen

Eine besondere Gedenkstätte ist den 500.000 während des Holocausts ermordeten Kindern geweiht. Ihre Namen, ihr Alter und ihr Todesort werden fortdauernd in einem halbdunklen Raum verlesen. Als Symbol für die hohe Zahl der Toten werden kleine Lichter von zahlreichen Spiegeln reflektiert.

Umstrittene Darstellung von Pius XII.

Aus kirchlicher Sicht umstritten ist die Darstellung von Papst Pius XII. im Yad Vashem-Museum. Pius XII. war von 1939 bis zu seinem Tod 1958 Oberhaupt der katholischen Kirche. Kritiker werfen ihm vor, nicht deutlich gegen die von Nazideutschland organisierte Vernichtung der Juden protestiert zu haben. Benedikt hatte Pius mehrfach gegen die Vorwürfe verteidigt.

"Weder mündlich noch schriftlich dagegen protestiert"

Auf einer Tafel im Yad Vashem-Museum heißt es über Pius XII.: "Selbst als Berichte über den Mord an Juden den Vatikan erreichten, hat der Papst weder mündlich noch schriftlich dagegen protestiert (...) Selbst als Juden aus Rom nach Auschwitz deportiert wurden, hat er nicht eingegriffen." Vor wenigen Tagen erklärte der Leiter der Holocaust-Gedenkstätte, Avner Shalev, allerdings, Yad Vashem habe neue Dokumente aus dem Geheimarchiv des Vatikan erhalten, die das öffentliche Bild von Pius XII. "zutiefst verändern" könnten. Demnach gab der Papst während des Zweiten Weltkrieges persönlich die Anweisung, in einem Kloster bei Rom verfolgte Juden zu verstecken.

Größtes Archiv zum Thema Holocaust

Wissenschaftler von Yad Vashem haben das weltweit größte Archiv zum Thema Holocaust aufgebaut und eine 18-bändige Dokumentation aller jüdischer Gemeinden zusammengestellt, die von den Nazis vernichtet wurden. Zu bereits 10.000 Aufzeichnungen von Überlebenden und rund 5.000 Filmen kamen im September 2008 Aufnahmen von etwa 52.000 Zeitzeugen, die eine vom US-Regisseur Steven Spielberg gegründete Stiftung übergab. Eine internationale Schule für Holocaust-Studien dient zur Ausbildung von Lehrern aus aller Welt.

"Allee der Gerechten der Nationen"

Am Ausgang des Yad Vashem-Museums beginnt die "Allee der Gerechten der Nationen", die von etwa 2000 Bäumen gesäumt wird. Jeder Baum steht für einzelne oder Gruppen, die Juden vor der Verfolgung durch die Nazis gerettet haben.

 

 

Link:

- Yad Vashem

 

 

TV- und Radio-Tipps:

- Umfangreiche ORF-Berichterstattung

 

Grafik:

- Der Papst im Heiligen Land

 

Webcast:

- Orientierung, 03. 05. 2009: Gelobtes Land? Israel und Vatikan – ein schwieriges Verhältnis

- Orientierung, 01. 02. 2009: Bruderzwist? Katholische Kirche und Judentum – ein schwieriges Verhältnis

 

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