News 31. 07. 2009

Klares Nein Kyrills I. zur Autokephalie der ukrainischen Kirche

Der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. hat in Kiew Bestrebungen zur Schaffung einer "autokephalen" (selbständigen) orthodoxen Landeskirche in der Ukraine eine Absage erteilt.

Die Jurisdiktion des Moskauer Patriarchen erstrecke sich auf mehrere Staaten, betonte Kyrill I. laut "Kathpress" bei einem Treffen mit dem Heiligen Synod der autonomen ukrainisch-orthodoxen Kirche in Kiew am Mittwochabend. Staatliche Unabhängigkeit bedeute nicht automatisch Autokephalie der jeweiligen orthodoxen Landeskirche. Kyrill I. widersprach damit der These der ukrainischen Autokephalie-Anhänger. Sie meinen, dass ein unabhängiger Staat auch eine unabhängige Kirche haben soll. Demgegenüber erklärte der Patriarch, dass dies in keinem einzigen Gesetz der orthodoxen Kirche festgeschrieben sei. "Es gibt nur eine Regel, nach der die Bischöfe den Ersten in ihrer Gemeinschaft persönlich kennen sollen. Und hier in der Ukraine kennen sie ihn ja auch gut - den Metropoliten Wolodymyr". Dabei meinte Kyrill I. den Metropoliten von Kiew und der ganzen Ukraine, das Oberhaupt der autonomen ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.

"Patriarch von Moskau und ganz Russland und allen nördlichen Ländern"

Sein entschlossenes Nein zu einer Aufteilung des "kanonischen Territoriums" des Moskauer Patriarchats in eine Mehrzahl von autokephalen Landeskirchen begründete Kyrill I. mit dem Verweis auf das altkirchliche Pentarchiemodell: "Die Pentarchie - die fünf Patriarchate Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem - wurde in gewisser Weise weitergeführt: Denn nach der Abspaltung Roms nahm Moskau den Platz in dieser Pentarchie ein". Kyrill I. erinnerte daran, dass in der ersten Urkunde nach der Errichtung des Moskauer Patriarchats durch Konstantinopel, die von allen östlichen Patriarchen akzeptiert werde, die Formulierung "Patriarch von Moskau und ganz Russland und allen nördlichen Ländern" enthalten sei. Indirekt nahm der Moskauer Patriarch auch auf die Beschlüsse des Lokalkonzils von Konstantinopel 1872 Bezug, bei dem der "Phyletismus" (kirchliche Nationalismus) feierlich verurteilt wurde. Die Verurteilung richtete sich damals vor allem gegen die Proklamierung eines eigenständigen bulgarisch-orthodoxen Exarchats mit Sitz in Konstantinopel, die unter Mithilfe von Sultan Abdulaziz und seines damaligen Großwesirs (Ministerpräsidenten) Mahmud Nedim Pascha zustande gekommen war.

  

 

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Hintergrund:

- Die "Ostkirchen"

 
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