News 29. 09. 2009

Kothgasser fordert neue Diskussion über Spätabtreibung

Die eugenische Indikation, die einen Schwangerschaftsabbruch bei erkennbarer Behinderung des Kindes bis unmittelbar vor der Geburt straffrei stellt, sollte vom österreichischen Nationalrat neu diskutiert werden. Das forderte der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser bei der 3. Down Syndrom-Tagung im Bildungszentrum St. Virgil in Salzburg. Die eugenische Indikation stelle eine "eklatante Diskriminierung von ungeborenen Menschen" dar, so Erzbischof Kothgasser.

Babys mit Down Syndrom seien nachweislich die häufigsten Opfer dieser Indikation, betonte Erzbischof Kothgasser, der eine neue Sichtweise auf Menschen verlangte, denen ein Chromosom fehlt oder die eines mehr haben: "Haben wir nicht alle von manchen Gaben zu viel oder zu wenig. Fehlt uns nicht allen irgendetwas". Der Umgang mit dem "Anderen" stelle in vielfältiger Weise eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft dar.

Enormes Potenzial

Das enorme Potenzial, das in Menschen mit Down Syndrom steckt, stand im Mittelpunkt der Tagung, zu der Experten, Pädagogen und Eltern aus dem deutschsprachigen Raum nach Salzburg gekommen waren. Die deutsche Behindertenpädagogin Etta Wilken, die seit 40 Jahren Eltern von Down Syndrom-Kinder begleitet, betonte: "Der Öffentlichkeit ist nicht klar, welches Potenzial in diesen Menschen schlummert". Diese besonderen Kinder seien in ihrer Entwicklung genauso individuell wie Kinder mit einem anderen Chromosomensatz. Darin liege auch die pädagogische Herausforderung für das Umfeld. Im "Dschungel" der Gutachten berichteten betroffene Familien von einem entwürdigenden Umgang. "Zu oft wird im Zusammenhang mit Down Syndrom von einer Schwerstbehinderung gesprochen, sogar bei Kindern, die einen normalen Hauptschulabschluss schaffen", so Bernadette Wieser vom "Europa-Kompetenzzentrum Leben Lachen Lernen" in Leoben.

 

 

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