News 05. 11. 2009

Kreuze in Schulen: Protestinitiativen in Italien gegen Urteil

Italien reagiert weitgehend geschlossen auf das vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) gefällte Urteil, wonach Kruzifixe nicht in Schulklassen hängen dürfen, weil damit das Recht der Schüler auf Religionsfreiheit verletzt werde. Hochrangige Politiker warnten vor Verlust der kulturellen Identität Italiens. Die Vertretung der Waldenser bezeichnet das Urteil hingegen als positiv.

Hochrangige Spitzenpolitiker der Regierungskoalition und der Opposition attackierten die Straßburger Richter und warnten vor dem Verlust der kulturellen Identität Italiens, die eng mit dem Katholizismus zusammenhängt. Demonstrationen und Protestinitiativen wurden zum Schutz des Kruzifixes in den Schulen und öffentlichen Ämtern organisiert.

Proteste von Gläubigen

Gruppen von Gläubigen planen am Samstag vor dem Gymnasium "Vittorino da Feltre" in Abano Terme nahe der norditalienischen Stadt Padua eine Demonstration gegen das Urteil des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs, demzufolge Kreuze aus den Klassenzimmern entfernt werden sollen. Das Gymnasium in Abano wurde von den beiden Kindern der italienischen Bürgerin finnischer Abstammung, Soile Lautsi, besucht, die sich an die Straßburger Richter gewandt hatte, nachdem sie durch alle italienischen Instanzen gegen Kreuze in den Schulen geklagt hatte und stets gescheitert war.

Referendum vorgeschlagen

"Wir wollen unsere christliche Identität und unsere Wurzeln retten. Unsere Kinder sollen die christliche Kultur kennen", sagte der UDC-Politiker Antonio De Poli, der die Demonstration in Abano organisiert hat. Die rechte Tageszeitung "Il Giornale" schlug ein Referendum vor, mit dem sich die Bürger über Kreuze in öffentlichen Ämtern und Schulen aussprechen sollen.

50 Kruzifixe bestellt

Die Gemeinde Sassuolo in der norditalienischen Region Emilia Romagna hat 50 neue Kruzifixe bestellt. Sie sollen in all jene Schulzimmer gehängt werden, in denen es zurzeit keine gibt. "Wir wollen auf diese Weise gegen das absurde Urteil der Straßburger Richter protestieren", sagte Bürgermeister Luca Caselli. Das Stadtoberhaupt von Sanremo, Maurizio Zoccarato, forderte alle Schulleiter auf, Kreuze in den Schulklassen anzubringen.

Lob für Berlusconi

Der Präsident der Mitte-Rechts-Senatoren, Maurizio Gasparri, lobte den Einspruch der Regierung Berlusconi gegen das Kreuz-Urteil. "Die Religionsfreiheit muss respektiert werden, dies bedeutet aber nicht, dass unsere kulturelle Identität und Geschichte geleugnet werden dürfen. Man baut keine europäische Identität auf, indem man im Namen einer Scheinintegration die Rechte der Mehrheit ignoriert", so Gasparri.

Auch Befürworter des Urteils

Wenige Stunden nach dem Urteilsspruch des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, bezeichnete die Moderatorin der Tavola Valdese -des Leitungsgremiums der Evangelischen Kirche der Waldenser und Methodisten Italiens – das Urteil als positiv. „Es ist ein wichtiges Urteil, das endlich die Frage nach der öffentlichen Darstellung religiöser Symbole in einen europäischen Rahmen der Laizität und des Rechtschutzes für alle stellt: - für alle Gläubigen, - für alle Gläubigen, die nicht der Mehrheitskonfession angehören und - für alle, die nicht gläubig sind.“

 

 

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