News 09. 11. 2009

Berlin: Kirchen rufen 20 Jahre nach Mauerfall zur Wachsamkeit auf

Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Berliner Gethsemane-Kirche haben am Montagvormittag die Feiern zum 20. Jahrestag des Mauerfalls begonnen. Der evangelische Berliner Bischof Wolfgang Huber rief dabei dazu auf, die Freiheit zu bewahren, "die damals erkämpft wurde". Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, warnte vor "potenziellen Mauerbauern", die es auch heute noch gebe.

Bischof Huber forderte im Rahmen des Gottesdienstes zur Wachsamkeit auf, damit in der Freiheit niemand verloren gehe. "Gerade im Osten Deutschlands finden wir uns deshalb mit einer verbreiteten Arbeitslosigkeit nicht ab", sagte der evangelische Bischof in seiner Hinführung. Wachsam seien die Kirchen auch, "wenn dem Unrecht des SED-Staats der Mantel der Verharmlosung umgehängt wird".

Zollitsch betont Rolle der Kirchen

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskoferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, warnte in seiner Predigt vor "potenziellen Mauerbauern", die es auch heute noch gebe. "Sie sollten nicht das Sagen haben, weder in der Gesellschaft noch in den Kirchen." Zollitsch hob besonders die Rolle der Kirchen beim Mauerfall hervor. Er erinnerte daran, dass "das Montagsgebet in der damaligen DDR neben den Gläubigen auch Kirchenfernen und Ungetauften die Kraft und den Mut für die Montagsdemonstrationen gegeben" habe. "Gerade die Kirchen, die sich in Gemeindearbeit und Seelsorge der Menschen konkret annahmen, wussten um die Gewissenskonflikte und Alltagsnöte, denen damals viele im Osten ausgesetzt waren." Die 1989 gewonnene Freiheit müsse aber immer wieder neu bejaht und wachsam behütet werden.

Auch in der DDR gab es ein "Leben in Normalität"

Differenziert äußerte sich Zollitsch über das Leben der Menschen in der DDR. Auch in der DDR hätten Menschen in einer verordneten Unfreiheit "mit Anstand und Würde" gelebt. Es habe durchaus auch in dem von Unrecht geprägten Staat ein "Leben in Normalität" gegeben, "auch wenn die Unfreiheit manche Kompromisse und bittere Einschränkungen abverlangte".

Gedenken an den 9. November 1989

An dem Dankgottesdienst in der Berliner Gethsemanekirche nahmen u.a. der deutsche Bundespräsident Horst Köhler, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und zahlreiche Minister ihres Kabinetts sowie internationale Gäste teil. Mit einem Fest der Freiheit am Brandenburger Tor feiern die Berliner und hunderttausende Gäste heute den Fall der Berliner Mauer vor 20 Jahren. Am einstigen Symbol der deutschen Teilung werden am Abend die Staats- oder Regierungschefs aller EU-Mitgliedsstaaten, sowie US-Außenministerin Hillary Clinton und der russische Präsident Dmitri Medwedew erwartet.  Auch der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow soll kommen.Symbolisch soll bei der Feier in Anwesenheit von Deutschlands Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Mauer noch einmal einstürzen. Rund 1000 bemalte übermannsgroße Klötze aus Kunststoff, die den Mauerverlauf zwischen Reichstag und Potsdamer Platz nachbilden, sollen dort umfallen und damit an den November 1989 erinnern.

 

 

Hintergrund:

- news.ORF.at: Mauerfall: 20 Jahre Streit über einen Zettel

- Die Gethsemane-Kirche: Eine Wiege der Revolution

 

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