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News 25. 01. 2010 |
Caritas-Helferin nach Einsatz in Haiti: "Das Deftigste, das ich je erlebt hab"Die österreichische Caritas-Katastrophenhelferin Sabine Wartha ist Sonntagabend nach achttägigem Hilfseinsatz im Katastrophengebiet auf Haiti in die Heimat zurückgekehrt: "In den vergangenen Tagen hat sich eine ganz kleine Normalisierung getan: Banken und Geschäfte haben wieder geöffnet, Aufräumarbeiten haben begonnen", berichtete sie im Gespräch mit der APA. Die Solidarität im Krisengebiet sei groß. Generell meinte sie: "Ich bin schon lange dabei, habe vieles gesehen, aber Haiti war das Deftigste, das ich je erlebt hab."In ganz kleinen Schritten würde "so etwas wie Alltag, wenn man das in dieser Situation sagen kann", in der Hauptstadt Port-au-Prince einkehren, sagte Wartha. Auch in den umliegenden Städten seien erste Bestandsaufnahmen und Verteilungen von Hilfsgütern gestartet worden. Die Anwesenheit von Blauhelm-Soldaten sei wichtig, gerade auch bei großen Verteilungen. Dabei verhalte sich die Bevölkerung bei den Ausgaben der Hilfsgüter überraschend ruhig und befürchtete Unruhen hätte es nicht gegeben: "Die lokalen Leute sind wirklich toll und nett. Sie sind oft nur so verzweifelt." "Ich war verblüfft, wie die Leute bei dieser Hitze und in dieser Lage so ruhig sind", sagte Wartha. "Natürlich drängeln und schreien Menschen, das ist ja normal. Aber dass sie gewalttätig sind oder auf Helfer losgehen - gar nicht." An einem Tag habe man in Leogane Hilfspakete für 500 Familien verteilt: "Es waren aber tausend Familien da. Als wir dann weggefahren sind, haben die Menschen natürlich den Platz gestürmt und nachzusehen, ob vielleicht noch irgendetwas übrig geblieben ist. Am nächsten Tag ist weitere Hilfe gekommen. In solchen Situationen ist die Kommunikation mit den Menschen wichtig: Ihnen Signale zu geben, dass Hilfe kommt, dass sie nicht allein sind." Große SolidaritätDie Solidarität untereinander sei groß und gelte über Nationen hinweg: "Menschen schlafen natürlich im Freien und auf dem Boden, aber in Innenhöfen von Nachbarn, Freunden, Bekannten, Verwandten. Wenn man nachts durch die Straßen fährt, sind sie leer." Auch die Helfer schlafen draußen, mitunter wegen Angst vor Nachbeben. "Es hat eines gegeben, um 5.30 Uhr in der Früh. Ich bin an diesem Tag ziemlich spät schlafen gegangen und konnte kaum zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden", erzählte Wartha. Man habe Schreie gehört: "Panik war bei allen spürbar. Man hatte das Gefühl, die Erde schimpft mit einem. Seitdem haben die Leute lieber mit Malaria-Mücken draußen geschlafen, als drinnen vielleicht erschlagen zu werden." Man isst nicht, während die anderen hungernAls Helfer "steht man unter permanenten Druck und Anspannung. Dazu kommt die Hitze und dass wir kaum gegessen haben", sagte Wartha. "Selbst wenn man einen Müsliriegel dabei hat, isst man nicht. Das geht nicht, wenn währenddessen andere auf ihr Essen warten." Viele der Helfer hätten bei dem Beben selbst Angehörige verloren, trotzdem helfen sie mit. Woher man die Kraft dafür nimmt? "Es wundert mich selbst immer wieder", meinte die Österreicherin. Die große Solidarität würde helfen und "das Weitermachen. Die Emotion, die kommt eher erst aus einem heraus, wenn man wieder weg ist. An Ort und Stelle ist man zu sehr damit beschäftigt zu organisieren, zu informieren." Zurück in der Heimat befiel die Helferin ein Gefühl der Dankbarkeit dafür, "in welchem Luxus wir leben. Ich war hingerissen von Strom und Wasser, dass alles funktioniert. So wenige Flugstunden und man ist in einer ganz anderen Welt." Die Österreicher bat Wartha um Geldspenden; auf Haiti selbst seien weitere medizinische Hilfe sowie der Wiederaufbau wichtig. Chalupka: Beeindruckende SpendenbereitschaftDiakonie-Direktor Michael Chalupka lobte am Montag die Solidarität der Österreicher mit den Erdbeben-Opfern in Haiti. Die Spendenbereitschaft sei "beeindruckend", so Chalupka, der gleichzeitig appellierte, weiterhin zu spenden: "Für den Wiederaufbau des zerstörten Landes werden wir einen sehr langen Atem brauchen." Weiter enormer Bedarf an Medikamenten, Decken und NahrungsmittelnRainer Lang, der für die Diakonie-Katastrophenhilfe in Haiti ist, berichtete in einer Aussendung, dass die meisten Menschen in Port-au-Prince weiterhin im Freien schlafen. Obwohl die Hilfslieferungen "nach und nach" ankommen, sei der Bedarf an Medikamenten, Decken, Plastikplanen, Wasserkanistern und Nahrungsmittel für die Katastrophen-Opfer immer noch "enorm". Es gebe wieder Benzin, auch Banken und Supermärkte seien teilweise wieder geöffnet, berichtete Lang. Probleme bereite aber weiterhin der schlechte Zustand der Straßen. Vor allem in der Innenstadt von Port-au-Prince lägen zudem noch viele Tote unter den eingestürzten Gebäuden, so der Katastrophenhelfer. Verwesungsgeruch hänge in der Luft. "Viele Überlebende stehen nach wie vor unter Schock und können noch gar nicht das ganze Ausmaß der Katastrophe fassen", betonte Lang.
Spendenkonten:Caritas:
Nachbar-in-Not:
ORF TVthek: - Orientierung: Haiti nach dem Beben: Wer hilft den Straßenkindern von Port-au-Prince? - Orientierung: Haiti nach dem Beben: Großeinsatz für kirchliche Hilfsorganisationen
Weitere News zum Thema:- 14. 01. 2010: Erdbeben in Haiti: Hilfe der Kirchen voll angelaufen - 13. 01. 2010: Notruf: Schweres Erdbeben auf Haiti
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