News 28. 03. 2012

Erzbischof: Johannes XXIII. exkommunizierte Castro nicht

Fidel Castro ist nach Worten des langjährigen Sekretärs von Papst Johannes XXIII. (1958-1963), Erzbischof Loris Capovilla, von diesem nicht exkommuniziert worden. „Das Wort Exkommunikation hat es im Vokabular des Johannes-Papstes nicht gegeben“, sagte Capovilla der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Mittwoch).

Capovilla äußerte Unverständnis darüber, dass immer wieder über einen angeblichen Kirchenausschluss am 3. Jänner 1962 berichtet werde. Dafür habe es nicht einmal einen Grund gegeben, so der 96-Jährige. Eine Exkommunikation ergebe nur für Menschen einen Sinn, die innerhalb der katholischen Kirche stehen. Es habe es bereits 1949 ein Dekret von Papst Pius XII. gegeben, der jeden, der einer kommunistischen Partei beitritt, für exkommuniziert erklärte. Capovilla beteuert gegenüber „Corriere della Sera“ außerdem, dass der Heilige Stuhl „nie die Initiative“ ergreife, um diplomatische Beziehungen zu zerbrechen. Sogar die Ausweisung des Weihbischofs in Havanna und von 131 Priestern aus Kuba im September 1961 habe Johannes XXIII. bei einer Generalaudienz nur in „gemäßigter Form“ angesprochen.

Kein Hinweis in Tagebüchern

Der italienische Theologe Gianni Gennari sagte der Zeitung, dass die Berichte über eine Exkommunikation Castros Anfang 1962 begannen, nachdem der damalige Kurienerzbischof Dino Staffa im Gespräch über den Revolutionsführer auf die Exkommunikationsandrohung von 1949 verwiesen habe. Der Zeitung zufolge findet sich auch in den „akribisch“ geführten Tagebüchern von Johannes XXIII. kein entsprechender Eintrag.

Treffen mit Benedikt XVI.?

Über ein mögliches Treffen von Papst Benedikt XVI. mit dem 85-jährigen Fidel Castro wird seit Wochen spekuliert. Castro teilte dem kubanischen Internetportal „Cubadebate“ am Dienstagabend (Ortszeit) mit, er werde „mit Freude am Mittwochvormittag Seine Exzellenz Papst Benedikt XVI. begrüßen“. Von Vatikanseite gab es weder ein Dementi noch eine Bestätigung; mehrfach wurde darauf verwiesen, dass dies im offiziellen Programm nicht vorgesehen sei.

2.500 Priester und Ordensleute verbannt

Fidel Castro, Zögling eines Jesuiten-Kollegs, ließ Anfang der 1960er-Jahre kirchliche Schulen schließen und ordnete die Verbannung von Ordensfrauen und Priestern an. Höhepunkt war die Ausweisung des Weihbischofs Eduardo Roza Masvidal und 131 weiterer Priester. Die meisten von ihnen stammten wie Castros Vater aus Spanien. Insgesamt mussten in den 1960er- Jahren rund 2.500 Priester und Ordensleute die Karibikinsel verlassen.

Bis heute offene Fragen

Die „New York Times“ berichtete damals, der Revolutionsführer sei exkommuniziert worden. Quelle war ein Vatikanbeamter, der erklärt hatte, wer einem Bischof Gewalt antue oder dies unterstütze, sei automatisch von den Sakramenten ausgeschlossen. Ob sich Fidel Castro und sein ebenfalls katholisch getaufter Bruder Raul tatsächlich die höchste Kirchenstrafe zugezogen haben, blieb jedoch wie vieles an der kubanischen Revolution ungeklärt. Als 1974 der Architekt der „vatikanischen Ostpolitik“, Erzbischof Agostino Casaroli, auf Kuba freundlich empfangen wurde, zeigte sich, dass der Gesprächsfaden doch nicht ganz abgerissen war. Auch die diplomatischen Vertretungen in Rom und in Havanna blieben bestehen.

Zwei Treffen mit Johannes Paul II.

Auffallend ist, dass Fidel Castro seit dem Untergang des Ostblock-Sozialismus eine vorsichtige Annäherung an die katholische Kirche suchte. 1996 traf er Johannes Paul II. in Rom, zwei Jahre später besuchte der polnische Papst den Diktator in Havanna. Statt in Kämpfer-Uniform begrüßte der „Maximo lider“ den Pontifex Maximus damals im dunklen Zweireiher und ließ kaum eine Gelegenheit aus, sich bei Papstreden in der ersten Reihe zu zeigen. Zur Kommunion ging er freilich nie. Als Geschenk für den Gast aus Rom hatte er den Weihnachtsfeiertag auf Kuba wieder eingeführt und der Freilassung von politischen Gefangenen zugestimmt.

Annäherung in kleinen Schritten

Seither ging die Annäherung in kleinen Schritten weiter. Eine Diözesanzeitung wurde wieder zugelassen, Prozessionen wurden erlaubt, ein Kloster und ein Priesterseminar eröffnet. Der jüngere Bruder Raul Castro, der 2006 die Führung übernommen hat, setzt diese Politik fort. Er akzeptiert auch die Rolle des Kardinals von Havanna, Jaime Ortega y Alamino, als Vermittler zu politischen Häftlingen, von denen einige aufgrund seines Einsatzes in die Freiheit gelangten.

(KAP)

 

 

 

Mehr Dazu
28.03.2012

Papst fordert mehr Freiheit für Kirche auf Kuba

Bei einem persönlichen Treffen mit Kubas Präsident Raul Castro hat der Papst am Dienstag indes größere Freiheiten für die katholische Kirche in Kuba gefordert. Der Papst habe die Erwartungen der Kirche und ihren Wunsch nach einem größeren gesellschaftlichen Engagement geäußert, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi vor Journalisten in Havanna.

>>mehr