News 30. 03. 2012

Ägyptische Diözese Minia setzt auf Demokratie- und Frauenförderung

Als einen „Motor des Wandels“ sieht sich die koptisch-katholische Diözese Minia in Oberägypten, die im Zuge des politischen Umbruchs ihre vielfältigen und erfolgreichen Sozialprojekte um demokratische Bildung erweitern will. Bischof Ibrahim Isaac Sidrak von Minia ist dieser Tage auf Einladung des langjährigen Projektpartners Dreikönigsaktion in Wien, wo er die Vorhaben der IDAM (Integrated Development Action of Minya) erläuterte.

Die IDAM arbeitet bei ihren sozialen Projekten mit der gesamten ägyptischen Gesellschaft zusammen, betont Bischof Sidrak im Gespräch mit der APA. Im Fokus der langjährigen Bemühungen standen von Anfang an multidimensionale Programme zur Förderung der Frauen sowie Ausbildung und Unterstützung von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt. Im Besonderen kümmert sich IDAM um Witwen in den Dörfern: Sie haben in der ägyptischen Gesellschaft einen schlechten Status. Zwölf Sozialzentren wurden in der Diözese eingerichtet.

Frauen als Opfer der Gesellschaftsordnung

 „Viele Frauen sind Opfer der gesellschaftlichen Ordnung“, hält der Bischof fest. Die pastorale Betreuung lege großes Gewicht auf die Schulung von Laien, nicht nur für den Religionsunterricht, sondern auch als Psychologen und in anderen Belangen. Besonderes Augenmerk werde auch der Betreuung von Behinderten und Gehörlosen geschenkt, „die von der Gesellschaft total marginalisiert werden“, sowie der Betreuung von Häftlingen und deren Familien. Hilfe wird auch Arbeiterinnen und Krankenpflegerinnen zuteil, die in Sieben-Tage-Wochen ausgebeutet werden.

Rechtshilfe und Alphabetisierungskurse

Die sozialen Aktivitäten sollen in Zukunft vermehrt durch politische und staatsbürgerliche Bildung ergänzt werden. In der Stadt Minia und in den Dörfern sind Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung vor allem bezüglich der Stellung der Frau geplant, ferner Rechtshilfeberatung und Alphabetisierungskurse für Frauen sowie Kleinkreditprogramme. Eigene Workshops sollen in zehn Projektgemeinden gesellschaftlich anerkannte Meinungsführer ausbilden, angepeilt wird hier ein Frauenanteil von 40 Prozent.

Dreikönigsaktion unterstützt Frauenförderung

Bereits seit 1984 unterstützt die Dreikönigsaktion (DKA) die Programme der Diözese Minia zur Förderung von Frauen und Mädchen sowie deren Gesundheitsvorsorge. Laut DKA war Minia einst eine Hochburg muslimischer Fundamentalisten. Eine Demokratisierung auf Gemeindeebene und in den Familien sei notwendig, um die künftigen Probleme zu meistern. In den Dörfern bildeten sich, ohne die frühere polizeiliche Omnipräsenz, lokale Komitees, die Chancen der sozioökonomischen Entwicklung ausloten wollen.

250.000 koptisch-katholische Gläubige

Zehn Prozent der mehrheitlich islamisch-sunnitischen Ägypter sind Christen. Die Mehrheit der Nicht-Muslime gehört der orthodoxen koptischen Kirche an (90 Prozent der Christen). Die mit Rom unierte koptisch-katholische Kirche zählt rund 250.000 Gläubige, dazu kommen etwa 15.000 Katholiken anderer Riten.

 (APA)

 

 

 

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