Anglikanische Kirche: Erzbischof von Canterbury tritt zurück
Der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, der gleichzeitig Primas der anglikanischen Weltgemeinschaft ist, tritt mit Ende des Jahres von seinem Amt zurück. Der 61-Jährige habe zum Jänner 2013 einen Lehrauftrag am Magdalene College in Cambridge angenommen, teilte der Lambeth Palace, sein Londoner Amtssitz, am Freitag mit.
Der 61-jährige tritt vorzeitig zurück: Das normale Pensionierungsalter der anglikanischen Bischöfe liegt bei 70 Jahren. Williams Amtszeit war geprägt von innerkirchlichen Auseinandersetzungen zur Frage von weiblichen Geistlichen und dem Umgang mit Homosexuellen, die die weltweit rund 77 Millionen Gläubige zählende Kirche an den Rand der Spaltung getrieben hatte.
Kirche von England ein "großer Schatz"
Queen Elizabeth II. wurde - als weltliches Oberhaupt der Staatskirche von England - von der Entscheidung des Erzbischofs informiert. Williams stand der anglikanischen seit Dezember 2002 vor und ist der 104. Erzbischof von Canterbury. In der Aussendung zu seinem Rücktritt erklärte Williams, das Amt als geistliches Oberhaupt der anglikanischen Kirche sei für ihn ein "enormes Privileg" gewesen. Die Kirche von England sei eine "großer Schatz", in dem in schweren Zeiten viele Menschen Inspiration und Trost suchten. Williams hatte im April vorigen Jahres Prinz William und Catherine Middleton getraut und leitet auch die Feierlich-
keiten zum 60. Thronjubiläum der Queen in diesem Jahr.
Katholischer Bischof würdigt Williams Arbeit
Der Londoner katholische Erzbischof Vincent Nichols lobte in einer ersten Reaktion am Freitag Williams "scharfen Intellekt" und den Einsatz des Anglikaner-Primas für Harmonie in der "Familie der Christen". "Ich werde ihn vermissen", teilte der Erzbischof von Westminster mit.
Kirchengründung wegen Ehescheidung
Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre. Später setzten sich protestantische Einflüsse durch, die 1549 zur Veröffentlichung des ersten anglikanischen Glaubensbuches führten, des "Book of Common Prayer".
„Primus inter pares“
Außerhalb Englands gibt es 26 anglikanische Kirchen-
provinzen, darunter in den USA, Australien und in mehreren afrikanischen Ländern, die an Bedeutung zunehmen. Der Mutterkirche von England steht die Königin beziehungsweise der König als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury. Er hat jedoch als "Primus inter pares" (Erster unter Gleichen) keine Weisungsbefugnis für die jeweiligen Nationalkirchen.
Zwei Lager seit dem 17. Jahrhundert
Bereits im 17. Jahrhundert entstanden zwei große theologische Lager, die "High Church" mit Betonung von Kirchenverfassung und Sakramenten sowie die "Low Church" mit Betonung der Heiligen Schrift. Im 19. Jahrhundert löste eine Gruppe anglikanischer Geistlicher an der Universität Oxford eine Rückbesinnung auf katholische Elemente aus.
Streitpunkt Geschlechterfragen
Gegenüber den Anglokatholiken bestand die evangelikal gewordene Low Church auf das reformatorische Erbe. Mittlerweile ist aber eine neue Bruchlinie zwischen Konservativen und Liberalen entstanden, die quer durch Anglokatholiken und Evangelikale verläuft. Die Spannungen haben sich in den vergangenen Jahren erheblich verschärft. Streitfragen sind die in vielen Nationalkirchen zugelassene Weihe von Frauen zu Geistlichen, teils auch zu Bischöfinnen, sowie der Umgang mit Homosexuellen.
Wetten werden angenommen
Die wettfreudigen Briten haben indessen bereits damit begonnen auf die Nachfolge von Williams zu setzen. Favorit der Buchmacher für die Nachfolge Williams’ ist der Erzbischof von York, John Sentamu. Gegen ihn gibt es aber Vorbehalte wie gegen den auch gehandelten Londoner Bischof Richard Chartres, der mit Prinz Charles befreundet ist.
(KAP, Religion.ORF.at)
12. 02. 2012
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