News 10. 04. 2012

Skandal um wegretuschierte Luxusuhr des Patriarchen Kyrill

Ein schlecht retuschiertes Foto hat die orthodoxe Kirche in Russland in die Kritik gebracht. Blogger stießen auf den Internetseiten der Kirche auf ein Foto, auf dem der Patriarch Kyrill (Kirill) mit einer 30.000 Dollar teuren Uhr zu sehen ist. Am Donnerstag wurde die Uhr jedoch einfach wegretuschiert.

Das betreffende Foto zeigt Kyrill an einem Tisch mit dem russischen Justizminister. Neben seiner rechten Hand spiegelt sich auf der polierten Oberfläche des Tisches eine Uhr wider. Diese war zuvor noch zu sehen und verschwand letzten Donnerstag vom Bild, die Spiegelung hingegen, wurde nicht entfernt.

„Klein, russisch und nicht teuer“

Kyrill hatte sich in einem Interview gegen den Vorwurf er führe ein Luxusleben, während er Bescheidenheit predige verteidigt: Er trage zwar eine Uhr, doch die sei "klein, ordentlich", "russisch" und "nicht teuer", so der Patriarch laut Spiegel Online. Die Uhr sei ein Geschenk des Präsidenten Dimitrij Medwedew gewesen.

Luxusgüter „unangemessen für einen Mann der Kirche“

Einige bekannte Gläubige äußerten scharfe Kritik an der Kirche. Der Anti-Korruptions-Aktivist Alexej Nawalny nannte den Vorfall "schmachvoll". Viele stellten die Frage, ob es angemessen für einen Mann der Kirche sei, solch teure Luxusgüter zu besitzen. Als Reaktion auf die öffentliche Empörung entschuldigte sich das Büro des Patriarchen umgehend für den "Fehler" eines Mitarbeiters und versprach dessen umgehende Bestrafung.

Christliches Nachbarschaftsverständnis

Das Originalfoto findet sich mittlerweile wieder auf der Webseite des Patriarchen, diesmal jedoch in so geringer Auflösung, dass es nicht möglich ist, die Marke der Uhr zu erkennen. Bereits vor der Frage nach Kyrills Uhren, gab es Diskussionen um Besitz und Verhalten des Kirchenoberhauptes. Der Patriarch besitzt eine große Wohnung im Zentrum von Moskau, in der eine Verwandte lebt. Ein Nachbar habe während Renovierungsarbeiten so viel Schmutz erzeugt, dass Kyrill ihn nun auf 20 Millionen Rubel (rund 500 000 Euro) Schadenersatz verklagt.  Hier kamen Stimmen auf, die „christlicheres Verhalten“ in diesem Nachbarschaftsstreit einforderten, so Spiegel Online

Putins große Stütze

Nach dem Ende der Sowjetunion hat die Kirche die Rolle eines Wächters der Moral in Russland übernommen. Seit Kyrill aber vor den Präsidentenwahlen seine Sympathie für den designierten Präsidenten Wladimir Putin geäußert hat, werfen Kritiker der Kirche vor, sie habe ihre Unparteilichkeit verloren.

 

(APA, religion.ORF.at)

 

 

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