News 18. 04. 2012

Vatikan einigt sich angeblich
mit Piusbruderschaft

Mehreren Quellen zufolge hat sich die „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ mit dem Vatikan versöhnt. Die 1970 vom Konzilsgegner Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete und 1988 ins Schisma geführte Piusbruderschaft könnte noch in der ersten Hälfte dieses Jahres in die volle Gemeinschaft mit Rom zurückkehren. Es hat allerdings auch starke Widerstände gegen die Aufnahme des Dialogs mit den Traditionalisten gegeben.

Berichten der gewöhnlich bestinformierten „Vatikanisten“ Andrea Tornielli („La Stampa“ und „Vatican Insider“) und Jean-Marie Guenois („Le Figaro“) zufolge war die Antwort, die der Generaloberer der Piusbruderschaft, Bischof Bernard Fellay, der vatikanischen Glaubenskongregation diese Woche zukommen ließ, eine positive. Laut Tornielli hat Bischof Fellay am Dienstag eine „lehrmäßige Präambel unterzeichnet zurückgeschickt“, die ihm der Vatikan im September zur Zustimmung vorgelegt hatte.

Widerstand im deutschen und französischen Episkopat

Papst Benedikt XVI. hatte die von seinem Vorgänger Johannes Paul II. verfügte Exkommunikation der vier von Lefebvre unerlaubt geweihten Bischöfe aufgehoben. Einer von diesen, der Brite Richard Williamson, hatte durch seine Holocaust-Infragestellung einen internationalen Skandal provoziert. Von den Konzilsdokumenten lehnten die Piusbrüder insbesondere die Erklärungen über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen und über die Religionsfreiheit, sowie das Dekret über den Ökumenismus ab.  Im deutschen und im französischen Episkopat hat es starke Widerstände gegen die Aufnahme des Dialogs mit der Piusbruderschaft gegeben.

Freiheit und Aktionsautonomie für die Piusbrüder

Am vergangenen Samstag habe Fellay in einer Mitteilung, die nur an seine Priester gerichtet gewesen sei, an die Prinzipien erinnert, die die Bruderschaft in ihren Beziehungen zu Rom leiteten.

Entscheidend sei dabei, dass von der Piusbruderschaft keine Zusicherungen verlangt würden, die den Glauben berühren, und das, was sich davon ableitet:  Liturgie, Sakramente, Moral und Disziplin. Zudem müsse der Piusbruderschaft „Freiheit und Aktionsautonomie“ garantiert werden, die es ihr erlaube, zu wirken und sich zu entfalten.

Religiöse Unterwerfung gegenüber den Lehren des Papstes

Die bisher nicht veröffentlichte Präambel enthält Kriterien zur Interpretation der katholischen Lehre und Bedingungen für eine mögliche Überwindung der theologischen Differenzen zwischen dem Vatikan und den Traditionalisten, die seit 1988 von Rom getrennt sind. Der Text fordere, so Tornielli, eine „religiöse Unterwerfung des Willens und Intellekts“ gegenüber den Lehren, die der Papst und das Bischofskollegium vorschlagen, „wenn sie ihr authentisches Lehramt ausüben“, auch wenn die Lehren nicht als Dogma proklamiert werden. Eine Unterschrift bedeute aber kein Ende „der legitimen Diskussion, der Studien und der theologischen Erklärung von einzelnen Ausdrücken oder Formulierungen, die im Zweiten Vatikanischen Konzil enthalten sind“.

Status einer Personalpälatur im Gespräch

Als mögliche Lösung, die zu einer Wiedereingliederung der Bruderschaft in die Kirche führen könnte, wird immer wieder der Status einer Personalprälatur ins Gespräch gebracht, die direkt dem Papst unterstellt ist. Diese Form einer juristischen Person wurde mit der Neufassung des Kirchenrechts (Codex Iuris Canonici) von 1983 eingeführt. Bisher kam sie nur beim Opus Dei zum Einsatz.

Tagung der Kongregations-Kardinäle im Mai

 Wie Vatikan-Experte Tornielli schreibt, soll Fellays Antwort der in der nächsten sogenannten „Feria Quarta“-Tagung der Glaubenskongregation analysiert werden. Die Tagung der Kongregations-Kardinäle - darunter auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn - ist für die erste Maihälfte angesetzt. „Einige weitere Wochen werden notwendig sein, um eine entsprechende kanonische Struktur auszuarbeiten“, heißt es. Tornielli und Guenois zufolge ist etwa ein Viertel der Bruderschaft gegen eine Einigung. Dazu gehörten auch die drei vom Gründer Marcel Lefebvre zusammen mit Fellay geweihten Bischöfe, Richard Williamson, Bernard Tissier de Mallerais und Alfonso de Galarreta.

 

(KAP/APA)

 

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