News 21. 05. 2012

Katholikentag endet mit kritischen Worten

Am Sonntag ist der Deutsche Katholikentag in Mannheim zu Ende gegangen. Zuvor machten Vertreter von Reformbewegungen ihrem Unmut Luft. Harsche Kritik an den Forderungen nach Reformen kam vom Regensburger Bischof.

Im zähen Ringen um Kirchenreformen hat sich der Ton zum Abschluss des Katholikentags verschärft. Prominente Katholiken und Basisgruppen übten in Mannheim Kritik an der Amtskirche, der sie mangelnde Dialog- und Veränderungs-bereitschaft vorwerfen.

Gauck appelliert für Dialog

Zum breiten und offen geführten Dialog ermunterte der Bundespräsident Joachim Gauck die Bischöfe. Gleichzeitig machte sich der Protestant und ehemalige Pfarrer auch für die Ökumene stark. An die Christen appellierte er, sich stärker in der Politik zu engagieren. Zudem würdigte er die Arbeit der Ehrenamtlichen. „Wie wäre es um die Kirche bestellt, wenn sie nur durch das geistliche Amt repräsentiert wäre“, sagte er bei einem Empfang zum Abschluss des Glaubensfestes unter Applaus der Gäste. Zuvor hatte er mit 20 000 Gläubigen am Open-Air-Gottesdienst vor dem Mannheimer Schloss teilgenommen.  Die katholische Kirche tue gut daran, den Dialog mit den Laien zu suchen. In der Abschlusspredigt des Katholikentages sei häufig die Rede vom Geist des Dialogs gewesen, sagte Gauck. „Ich habe zahlreiche Bischöfe gesehen, die dazu geklatscht haben.“

Applaus für Schüller

Viel Zustimmung für seine kritischen Worte bekam der Vorsitzende der österreichischen Pfarrerinitiative Helmut Schüller. Er sprach bei dem von Basis- und Reformgruppen organisierten Alternativprogramm. Schüller attestierte der Kirchenführung Reformunfähigkeit. „Wir haben keine Glaubenskrise, und wir haben auch keine Kirchenkrise. Wir haben eine Krise der Kirchenleitung“. Applaus gab es bei der Feststellung, dass die Reformen nicht nur nicht vorankommen, sondern seit Jahren bereits rückabgewickelt werden. Schüller forderte eine klare Sprache im Dialog mit der Kirchenleitung. Anfangs habe die Pfarrerinitiative noch im „Synodalsprech“ zu viel Rücksicht genommen und „gewünscht“ und „gewollt“. Heute kündigten sie an, „was sie tun werden“ und „was sie erwarten“. „Wir haben das Recht, Dinge zu sagen, und müssen uns nicht ständig erklären.“

Harte Bischofsworte

Scharfe Widerworte auf die Forderung nach Reformen kamen vom Regensburger Bischof Müller. Der Gastgeber des nächsten Katholikentages 2014 griff die Gläubigen an, die immer lauter mehr Mitwirkungsrechte für Frauen und Laien und Verbesserungen für geschiedene Wiederverheiratete fordern. „Es ist die Frage, ob die sogenannten Reformgruppen wirklich solche sind“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Es kann nicht sein, dass Leute, die von sich aus nichts zustande bringen, sich an die großen Veranstaltungen dranhängen und eine parasitäre Existenzform bringen.“

Gedämpfte Hoffnungen

Versöhnlicher gab sich der Freiburger Erzbischof Zollitsch. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz lobte die Atmosphäre des Katholikentags. „Der Aufbruch besteht darin, dass wir auch bei schwierigen Themen einander zugehört haben.“ Im Blick auf den bis 2015 anberaumten Dialogprozess dämpfte er jedoch Hoffnungen auf rasche Änderungen. Im Abschlussgottesdienst predigte er: „Es braucht den Mut, sich auf neue Wege einzulassen und nach vorne zu gehen.“ Eine gemischte Bilanz zog Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. „Wir haben eine lebendige, glaubensstarke und vitale Kirche erlebt.“ Bei vielen Teilnehmern habe er aber auch Unruhe und Anspannung darüber gespürt, wie es mit ihrer Kirche weitergeht.

(APA/dpa)

 

 

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