News 30. 05. 2012

Ägypten – Wahlsieger der Muslimbrüder umwirbt Christen

Nach seinem guten Abschneiden in der ersten Runde der ägyptischen Präsidentschaftswahl umwirbt der Kandidat der Islamisten jetzt die Christen. Mohamed Mursi, der Mitte Juni in einer Stichwahl gegen den früheren Minister unter Staatschef Hosni Mubarak, Ahmed Shafik, antreten wird, sagte am Dienstag vor der Presse in Kairo: „Die Christen sind Partner in dieser Nation, sie haben alle Rechte und Pflichten.“

Er wolle keine Frau zwingen, das islamische Kopftuch zu tragen, betonte Mursi. Er gehört der Muslimbruderschaft an und hatte seinen Wahlkampf bisher unter dem Slogan „islamische Renaissance“ geführt. Etwa zehn Prozent der Ägypter sind Christen. Seit dem Sturz von Präsident Mubarak im vergangenen Jahr klagen sie über zunehmende Diskriminierung am Arbeitsplatz und vor Gericht.

Gewaltenteilung

Um die Ängste vieler Ägypter vor einem Machtmonopol der Muslimbrüder zu zerstreuen, sagte Mursi zudem, er setze auf Gewaltenteilung. Wenn er Präsident würde, hieße dies nicht zwingend, dass auch der nächste Ministerpräsident ein Muslimbruder sein müsse.

Gute Chancen auf Präsidentenamt

Bei der Parlamentswahl zur Jahreswende hatten die Muslimbrüder, die neben der inzwischen verbotenen Partei von Ex-Präsident Mubarak schon seit Jahren die wichtigste politische Kraft waren, die meisten Mandate erhalten. Der neue Parlamentspräsident kommt aus den Reihen der Muslimbrüder. Mursi hat gute Chancen, Präsident zu werden. Im ersten Wahlgang in der vergangenen Woche hatte er mehr Stimmen als der frühere Mubarak-Minister Shafik erhalten.

(dpa)

 

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