News 02. 04. 2012

Ägypten: Koptische Kirche verlässt Verfassungsausschuss

Ägyptens koptische Kirche, zu der sich bis zu zehn Prozent der Bevölkerung des Landes bekennen, hat sich dem Boykott des Verfassungsausschusses durch die säkularen Kräfte angeschlossen.

Der zwanzigköpfige Heilige Synod beschloss einstimmig, die beiden Kirchenvertreter in dem Verfassungsausschuss abzuberufen, meldete die amtliche ägyptische Nachrichtenagentur MENA am Montag. Angesichts der Dominanz der Muslimbrüder in dem Verfassungsausschuss sei eine weitere Teilnahme unsinnig, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur eine Erklärung der Koptisch-Orthodoxen Kirche.

Bisherige Verfassung nach Revolution außer Kraft

Von der neuen Verfassung erhoffen sich die Ägypter nach 30-jähriger autoritärer Herrschaft unter Machthaber Husni Mubarak mehr Freiheiten. Das Militär, das Ägypten seit Mubaraks Sturz vor mehr als einem Jahr regiert, hatte die alte Verfassung außer Kraft gesetzt. Auch die als höchste theologische Autorität im sunnitischen Islam geltende Kairoer Al-Azhar-Universität und -Moschee beteiligt sich nicht an den Arbeiten des von den Islamisten kontrollierten Ausschusses, der mit der Ausarbeitung der neuen ägyptischen Verfassung beauftragt ist.

Islamisten im Präsidentschaftswahlkampf

Die hundert Mitglieder der Verfassungskommission setzen sich zur einen Hälfte aus Parlamentsmitgliedern und zur anderen Hälfte aus Vertretern der Zivilgesellschaft zusammen. Dass die Muslimbruderschaft entgegen früheren Ankündigungen nun doch einen eigenen Präsidentschaftskandidaten aufgestellt hat, löste in säkularen Kreisen einen Schock aus. Der 62-jährige volksnahe und erzkonservative Khayrat al-Shater wurde am Wochenende nominiert. Das Rennen um das höchste Amt wird jetzt völlig von religiös konservativen Kandidaten bestimmt. Zu den aussichtsreichsten Kandidaten gehört neben Shater auch Abdel Moneim Abul Futuh, ein ehemaliges Führungsmitglied der Muslimbruderschaft. Die islamistischen Salafisten, die im Parlament etwa ein Viertel der Sitze belegen, unterstützen Hazem Salah Abu Ismail.

 

(dpa/APA)

 

 

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