News 30. 05. 2012

„Vatileaks“: Rücktritt des Papstes ausgeschlossen

Im Skandal um den Diebstahl geheimer Dokumente haben prominente Kardinäle und Erzbischöfe der Kurie bedauert, dass Papst Benedikt XVI. aktuell viel durchmachen müsse und dass die Öffentlichkeit durch die Entwicklungen der vergangenen Tage – Enthüllungsbücher, Festnahme und eine spektakuläre Absetzung – ein verzerrtes Bild des Vatikans bekomme. Ein Rücktritt des Papstes im Zuge der „Vatileaks“-Affäre wird allerdings ausgeschlossen.

Benedikt XVI. leide unter dem Verrat, aber er gehe Schwierigkeiten nicht aus dem Weg und werde „niemals auf sein Amt verzichten“, betonte der römische Kardinal Angelo Comastro in einem Interview mit der Tageszeitung „Il Messaggero“ (Mittwoch). Zugleich schloss der Erzpriester des Petersdoms und Generalvikar des Vatikanstaates aus, dass ein Kardinal an der Veröffentlichung der päpstlichen Geheimdokumente beteiligt sein könnte.

Vorerst keine Hilfe durch italienische Behörden

Auch Vatikansprecher Federico Lombardi wandte sich gegen Spekulationen, der Papst könnte im Zuge der „Vatileaks“-Affäre zurücktreten. Solche Gerüchte seien keine Neuigkeit und gingen von den denselben Leuten aus, die auch schon zuvor derlei Mutmaßungen in die Welt gesetzt hätten. Lombardi betonte außerdem, dass der Vatikan für die Untersuchung der „Vatileaks“-Affäre vorerst keine Hilfe der italienischen Justiz in Anspruch nehmen wolle. Zunächst gelte es, die weiteren Ergebnisse der Untersuchungen der Kardinalskommission sowie die Vernehmung des verhafteten päpstlichen Kammerdieners abzuwarten. Sollte sich anschließend herausstellen, dass die Unterstützung italienischer Behörden erforderlich sei, werde man jedoch um eine solche ersuchen.

Zahlreiche Geheimdokumente veröffentlicht

Seit Jahresbeginn waren mehrere als geheim eingestufte Vorgänge aus dem Vatikan in TV-Sendungen und Zeitungen publik geworden; der Vorgang ging als „Vatileaks“ in die Schlagzeilen ein. Zuletzt erschien vor einer Woche ein Buch des TV-Journalisten Gianluigi Nuzzi mit neuen Enthüllungen und Faksimile zahlreicher Dokumente. Vor einer Woche wurde ein Kammerdiener des Papstes, der 46-jährige Paolo Gabriele, wegen des Verdachts auf Diebstahl vertraulicher Dokumente verhaftet. Gabriele soll in Kürze vor Gericht verhört werden.

Nachfolger für Vatikanbank-Direktor gesucht

Unterdessen wird im Vatikan dringend ein Nachfolger für den unter spektakulären Umständen abgesetzten Direktors der Vatikanbank IOR, Ettore Gotti Tedeschi, gesucht. Der Aufsichtsrat des „Instituts für die religiösen Werke“ hatte dem bisherigen Leiter am Donnerstag das Misstrauen ausgesprochen und dem zuständigen Kardinalsrat die Beendigung von dessen Mandat empfohlen. Gotti Tedeschi habe wichtige Aufgaben nicht in der gewünschten Weise wahrgenommen, hieß es in der Vatikan-Mitteilung.

Lombardi: Absetzung ohne Druck

Auch in diesem Fall sieht sich Vatikansprecher Lombardi mit Falschinformationen durch die Presse konfrontiert. So wies er am Mittwoch Berichte zurück, wonach das vatikanische Staatssekretariat Druck auf den Aufsichtsrat des Geldinstituts ausgeübt habe. Es habe sich um eine selbstständige Entscheidung des Aufsichtsrates gehandelt, sagte der Vatikansprecher. Italienische Medien hatten berichtet, Bertone habe Gotti Tedeschi aus dem Amt befördern wollen, und in diesem Sinne Einfluss auf den Aufsichtsrat genommen.

(APA/KAP)

 

 

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