News 01. 06. 2012

Schönborn-Appell an Politik: Keine Kürzung bei Entwicklungshilfe

Kardinal Christoph Schönborn hat an die österreichische Bundesregierung den dringenden Appell gerichtet, die geplanten Einsparungen im Bereich der bilateralen Entwicklungshilfe zurückzunehmen. In seinen Grußworten zur Eröffnung des internationalen Caritas-Hungerkongresses am Freitagvormittag in Wien forderte der Kardinal mehr Mitgefühl mit jenen Millionen Menschen, die vom Hungertod bedroht sind. „Hunger ist für uns allzu oft nur ein allzu fernes Leid“, so Schönborn wörtlich.

Es brauche die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft inklusive der Kirchen, um akut und langfristig gegen den Hunger in der Welt anzukämpfen. Für Christen müsse das Wort Jesu zentrales Leitmotiv sein: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben.“

Fischer: Kürzungen „schmerzlich und unerfreulich“

Bundespräsident Heinz Fischer griff in seinen Begrüßungsworten den Appell Schönborns auf und versprach, sich gemeinsam mit dem Kardinal gegen die Entwicklungshilfekürzungen einzusetzen. Fischer bezeichnete die Kürzungen als „außerordentlich schmerzlich und unerfreulich“ und verwies auf Österreichs internationale Verpflichtungen. Der Präsident erinnerte weiters daran, dass in Österreich während und nach dem zweiten Weltkrieg große Not und Hunger herrschten. Fast 70 Prozent der Kinder damals seien unterernährt gewesen. Dass Österreich diese Krise damals überwinden konnte, sei vor allem auch der Hilfe aus dem Ausland zu verdanken gewesen.

Der Beitrag des Einzelnen

Fischer: „Die Tatsache, dass wir selbst einmal Hilfe bekommen haben, müsste schon Überzeugung und Verpflichtung genug sein, nicht wegzuschauen, wenn andere in noch größerem Maße Hunger leiden.“ Wer als Einzelner sorgsam mit Ressourcen umgeht, seinen Lebensstil ändert, sich engagiert, spendet und sich zu Wort meldet, helfe mit, langfristig die Situation hungernder Menschen zu verbessern. „Viele solcher Beiträge vermögen enorm viel zu verbessern“, so Fischer wörtlich.

Waldner: Landwirtschaft stärken

Als Vertreter der österreichischen Bundesregierung eröffneten Staatssekretär Wolfgang Waldner (ÖVP) und Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle den Kongress. Der für Entwicklungshilfe im Außenministerium zuständige Staatssekretär kündigte verstärkte Anstrengungen an, damit das Grundrecht auf Ernährung umgesetzt werden könne. Um Ernährungssouveranität zu erreichen, brauche es vor allem zahlreicher Maßnahmen im Bereich der Landwirtschaft. Jedes Land müsse in der Lage sein, primäre Grundbedürfnisse wie Ernährung weitgehend selbst zu decken. Österreich konzentriere sich in seiner Hilfe vor allem auf Burkina Faso in Afrika, so Waldner.

Töchterle: Ethische Grundlagen notwendig

Wissenschaftsminister Töchterle wies auf notwendige Forschungen als Grundlage für politische Entscheidungen hin. Zu diesen Wissenschaften zählten aber nicht nur technische und naturwissenschaftliche Bereiche, sondern auch philosophische und theologische Fachrichtungen. Töchterle hob die notwendigen ethischen Grundlagen zur Bekämpfung des Hungerproblems hervor.

Nicht nur Banken helfen

Thomas Stelzer, beigeordneter Generalsekretär der Vereinten Nationen, kritisierte, dass die Weltgemeinschaft immer noch zusehen würde, wenn Menschen hungrig schlafen gehen müssen, während andere im Überfluss leben. Scharf ging er auch mit der Tatsache ins Gericht, dass bei Wirtschaftskrisen im eigenen Land zuerst bei der Entwicklungshilfe gespart werde. Banken hingegen könnten mit hohen Finanzspritzen rechnen.

„Hunger grausamstes Zeichen von Armut“

Die Caritas könne angesichts von weltweit fast einer Milliarde hungernder Menschen nicht schweigen, sagte Erny Gillen, Präsident der Caritas Europa. Er verwies unter anderem auch auf Papst Benedikt XVI., der Hunger als das grausamste Zeichen von Armut bezeichnet hatte. Gillen rief dazu auf, endlich ernsthaft mit dem Kampf gegen Hunger, Armut und das ihnen zugrundeliegende Unrecht zu beginnen. Eine Milliarde bittere Not leidende Menschen könnten nicht länger warten.

 

(APA/KAP)

 

 

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Eine „Schubumkehr“ bei der staatlichen Entwicklungshilfe hat einmal mehr Caritas-Präsident Franz Küberl eingemahnt. Im Vorfeld der internationalen Hungerkonferenz in Wien (1. und 2. Juni) sagte Küberl in einem „Kurier“-Interview (Donnerstag-Ausgabe): „Die von Hunger betroffenen Menschen haben nur dann eine Chance auf Zukunft, wenn wir gemeinsam mit ihnen die Ärmel aufkrempeln.“ Es brauche einen „nationalen und internationalen Schulterschluss“.

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