News 04. 06. 2012

Missbrauchsverdächtige angeblich weiter im Amt – Kirche will prüfen

Die „Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt“ hat in einer Aussendung am Montag erneut Vorwürfe gegen die römisch-katholische Kirche in Österreich erhoben. 40 Personen, denen sexuelle Gewalt gegen Kinder vorgeworfen wurde, stünden nach wie vor im Dienst der Kirche. Eine Liste mit diesen Namen hat die Plattform an die zuständigen Bischöfe gesandt. In den Diözesen wartet man noch auf das Schreiben.

Paul Wuthe, Medienreferent der Bischofskonferenz versicherte in einer Aussendung am Montag, „die österreichischen Bischöfe werden die an sie von der ‚Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt‘ herangetragenen Vorwürfe ernsthaft prüfen“. In den Diözesen liege die Liste jedoch noch nicht vor, wie die Pressestellen der Erzdiözese Wien und der Diözese Graz-Seckau auf Nachfrage von religion.ORF.at mitteilten. Georg Plank, Pressesprecher der Diözese Graz-Seckau betonte, dass jede Anschuldigung geprüft werde. Plank verwies wie Wuthe auf die seit zwei Jahren geltende kirchliche Rahmenordnung, die den Umgang mit Tätern klar regeln würde. Überführte und verurteilte Täter dürften demnach nicht mehr in der Kinder- bzw. Jugendseelsorge eingesetzt werden.

Konsequenzen gefordert

Das wirft die  „Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt“ den Diözesen aber vor. „Einige von ihnen wurden zwar kurzfristig suspendiert, aber nach dem Abflauen des öffentlichen Interesses schon bald wieder in der Seelsorge eingesetzt“, heißt es in der Aussendung der Plattform. Man fordere die katholische Kirche auf, innerhalb der nächsten beiden Monate „endlich Konsequenzen zu ziehen, beziehungswiese die in manchen Fällen noch notwendigen Abklärungen vorzunehmen.“ Bis Ende Juli solle die katholische Kirche über die Ergebnisse informieren.  

Liste nicht an Klasnic-Kommission

Nicht weiterleiten wolle man die Liste, auf der neben 35 Priestern zwei nicht geweihte Ordensangehörige sowie drei Laienmitarbeiter stehen, an die Klasnic-Kommission (Unabhängige Opferschutzanwaltschaft unter der Leitung von Waltraud Klasnic). Diese fühle sich für die Täter nicht zuständig, sagte Philipp Schwärzler, Psychologe bei der von der Plattform eingerichteten Opfer-Hotline, auf Ö1. Herwig Hösele, Pressereferent der Klasnic -Kommission, sagte dazu gegenüber religion.ORF.at: „Sobald wir Namen kennen, melden wir diese natürlich weiter.“ Für ihn sei entscheidend, dass die Liste mit den Namen, die seit Mitte April im Raum stehe, jetzt endlich übermittelt werde. „Nur so können Verdachtsmomente so rasch wie möglich ausgeräumt oder die notwendigen Konsequenzen gezogen werden“, so Hösele.

Schwierige Fragen nach Umgang mit verurteilten Tätern

Wie die katholische Kirche mit verurteilten Tätern weiter umgehe, ist für den Medienreferent der Bischofskonferenz, Paul Wuthe, jedenfalls „eine wichtige und zugleich oft schwer zu beantwortende Frage“. Jemand, der seine Haftstrafe verbüßt und eine Therapie erfolgreich abgeschlossen habe, könne zwar nicht mehr in der Kinder- oder Jugendpastoral tätig sein. Wenn er sich weiterhin in Supervision befinde und das kirchenrechtliche Verfahren zu keinem Ausschluss aus dem Priesteramt geführt habe, stelle sich aber die Frage nach der weiteren konkreten priesterlichen Verwendung, so Wuthe.

 

(Martin Steinmüller)

 

 

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