News 14. 06. 2012

Vatikan informiert Piusbruderschaft über Papst-Antwort

Der Vatikan hat am Mittwochabend mit der Leitung der „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ (FSSPX) über den Fortgang der kirchlichen Einigungsbemühungen beraten. Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, legte FSSPX-Oberen Bernard Fellay bei einem längeren Gespräch am Sitz seiner Kurienbehörde die offizielle Antwort des Papstes vor.

Benedikt XVI. hatte bei einer Audienz am Samstag Levada und Kongregationssekretär P. Luis Ladaria Ferrer SJ seine Entscheidung zum bisherigen Verlauf des Dialogs mit der FSSPX mitgeteilt. Im Mittelpunkt steht dabei die „lehrmäßige Präambel“, die der Vatikan der Bruderschaft zum Abschluss eineinhalbjähriger Expertenberatungen als Grundlage für eine Einigung vorgelegt hatte. Unklar ist bisher, ob und mit welchen Modifizierungen Fellay diese Präambel akzeptieren will.

Antwort des Papstes nicht für Öffentlichkeit

Das am Donnerstagnachmittag vom Vatikan veröffentlichte Kommunique zum Treffen enthält ebenfalls kein Wort über die Antwort des Papstes. Betont wird, dass die FSSPX dem Vatikan „in vernünftiger Zeit“ eine Antwort auf die im Mai von der Glaubenskongregation durchgeführte Bewertung über die Voraussetzungen zu einer Kircheneinheit zuleiten werde.

Dritte Antwort Fellays

Der Vatikan hatte der FSSPX am 14. September 2011 zum Ende der theologischen Gespräche ein zweiseitiges Dokument mit Lehr- und Interpretationsprinzipien der katholischen Glaubenslehre zur Unterzeichnung übergeben. Darin wird die Treue zum Lehramt der katholischen Kirche einschließlich der Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) festgehalten. Die beiden ersten Antworten Fellays waren vom Vatikan als ungenügend bewertetet worden. Ein drittes Schreiben von Mitte April wurde von der Kardinalsversammlung der Glaubenskongregation am 16. Mai beraten und dem Papst zur Entscheidung vorgelegt.

Piusbruderschaft uneins

Zugleich koppelte die Kongregation die Beratungen mit Fellay von Verhandlungen mit den drei übrigen FSSPX-Bischöfen ab, die ebenfalls 1988 illegal von Erzbischof Marcel Lefebvre geweiht worden waren. Diese drei, unter ihnen der Holocaustleugner Richard Williamson, hatten eine Einigung mit Rom für die nähere Zukunft prinzipiell ausgeschlossen.

Konfliktpunkt Zweites Vaticanum

Für Irritationen sorgen in Rom unterdessen jüngste öffentliche Äußerungen Fellays, der Vatikan verlange von seiner Gruppierung nicht mehr die Akzeptanz des gesamten Zweiten Vaticanums. Die Annahme des vollständigen Lehramts der katholischen Kirche sei und bleibe Grundlage für eine Beendigung des Bruchs zwischen Rom und den Lefebvre-Gefolgsleuten von 1988, hieß es dazu im Vatikan.

Ähnlicher Status wie Opus Dei

Unterdessen berichtete der Rom-Korrespondent der französischen katholischen Tageszeitung „La Croix“ am Donnerstag, das vom Vatikan vorgelegte Dokument biete der FSSPX für den Fall einer Einigung eine Wiederaufnahme in Form einer Personalprälatur, ähnlich der des Opus Dei, an. Allerdings gebe es in der jüngsten Antwort Fellays immer noch Formulierungen, die der Papst abgelehnt habe. Unter anderem sei darin von „Irrtümern des Konzils“ die Rede.

Dokument vorerst unveröffentlicht

Die Zeitung will erfahren haben, dass das Dokument nach erfolgter Einigung veröffentlicht werden solle; allerdings sei vereinbart worden, die nunmehr durch Verhandlungen veränderte Ursprungsversion nicht zu publizieren. Nun sei es zunächst an Fellay, die vom Vatikan vorgenommenen Veränderungen zu akzeptieren. Nicht unwahrscheinlich sei, dass er sich am Mittwoch bei Levada eine neuerliche Zeit des Nachdenkens für die Bruderschaft ausgebeten habe.

 

(KAP)

 

Mehr Dazu
13. 06. 2012

Lombardi: Verhandlungen mit Piusbrüdern weiterhin im Gang

Der Einigungsprozess zwischen dem Vatikan und der „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ ist nach Worten von Vatikansprecher Federico Lombardi „weiterhin im Gange“. Bisher liege ihm keine Information über eine Entscheidung vor, sagte er am Mittwoch gegenüber „Kathpress“.
 

>>mehr

 

30. 04. 2012

Vatikan-Experte Politi: Piusbrüder führen Papst und Vatikan vor

Vatikan-Experte Marco Politi wirft dem Vatikan vor, sich von der lefebvrianischen Piusbruderschaft vorführen zu lassen und ihr immer weiter entgegenzukommen. Der Vatikan habe seit Jahren nach und nach seine Positionen aufgegeben, kritisierte Politi am Sonntag im WDR.

>>mehr