News 30. 04. 2012

Vatikan-Experte Politi: Piusbrüder führen Papst und Vatikan vor

Vatikan-Experte Marco Politi wirft dem Vatikan vor, sich von der lefebvrianischen Piusbruderschaft vorführen zu lassen und ihr immer weiter entgegenzukommen. Der Vatikan habe seit Jahren nach und nach seine Positionen aufgegeben, kritisierte Politi am Sonntag im WDR.

Auch Papst Bendikt XVI. selbst fordere inzwischen nicht mehr, "was er noch als Kardinal Ratzinger mit Papst Johannes Paul II. von den Piusbrüdern verlangt hat". Konkret nannte der Vatikan-Fachmann eine klare Anerkennung der wichtigsten Reformtexte des Zweiten Vatikanischen Konzils über Religionsfreiheit und Gewissensfreiheit sowie über die Beziehungen zu den christlichen Kirchen und zu den anderen Weltreligionen.

Piusbrüdern „alles Geschenkt“

Auf die Nachfrage, ob dies nicht auf starke Kräfte im Vatikan zurückzuführen sei und weniger auf Benedikt XVI. selbst, sagte Politi wörtlich: "Nein, es ist der Papst, der hat diese Agenda durchgesetzt. Der Papst hat in all den Jahren immer den Fuß auf dem Gaspedal gehabt." Mit der Zeit habe der Papst den Piusbrüdern praktisch "alles geschenkt". So habe er ihnen ermöglicht, "die alte tridentinische Messe zu feiern, wann sie wollen", und auch die Exkommunikation der vier illegal geweihten Bischöfe zurückgenommen.

Politi: Papst lässt sich Inhalte diktieren

Besonders fatal sei die Entwicklung der letzten Wochen, erklärte Politi. Die oft als Ultimatum an die Piusbrüder charakterisierte "Lehrmäßige Präambel" spreche nur noch "ganz allgemein von der Notwendigkeit der Piusbruderschaft, die Autorität der Päpste und der Konzile anzuerkennen, aber ihnen bleibt die Freiheit, dann spezifische Punkte zu diskutieren". De facto überlasse man es damit den "Traditionalisten", die neuesten Inhalte der Präämbel zu diktieren.

Piusbruderschaft bestätigt eigenen Text

Der deutsche Distriktobere der Piusbruderschaft, Franz Schmidberger, sagte am Sonntag ebenfalls im WDR, dass man dem Vatikan "einen eigenen Text eingereicht habe", der sich zwar "an der bisherigen Präambel orientiert, aber doch ein eigener Text ist". Der Vatikan hatte vor kurzem bestätigt, eine Antwort der Piusbrüder erhalten zu haben. Der Text werde jetzt "binnen kurzer Zeit" von der Glaubenskongregation untersucht und dann dem Papst zur Entscheidung vorgelegt.

Trennung seit 2009

Die bislang nicht veröffentlichte Vatikan-Präambel enthält Kriterien zur Interpretation der katholischen Lehre sowie Bedingungen für eine mögliche Überwindung der theologischen Differenzen zwischen dem Vatikan und den Traditionalisten. Diese sind seit einer unerlaubten Bischofsweihe 1988 von Rom getrennt. Papst Benedikt XVI. hatte im Jänner 2009 als Entgegenkommen die Exkommunikation der vier Bischöfe zurückgenommen. Im Anschluss loteten Vatikan-Experten und Piusbrüder in einer eineinhalbjährigen Dialogrunde bestehende theologische Differenzen aus. Streitpunkte sind insbesondere Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) zur Ökumene, zur Religionsfreiheit und zum interreligiösen Dialog, die bislang von den Piusbrüdern abgelehnt werden.

(KAP)

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