News 15. 06. 2012

Konzil bleibt für Piusbruderschaft weiterhin inakzeptabel

Die lefebvrianische Piusbruderschaft hat nach eigenem Bekunden weiter Probleme, das Zweite Vatikanische Konzil und die aktuelle Form der katholischen Messe zu akzeptieren. Der Wille nach weitergehenden Klärungen mit Rom könnte „in eine neue Reihe von Gesprächen münden“, teilte die „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ (FSSPX) am Donnerstag an ihrem Hauptsitz im Schweizer Menzingen mit.

Vorausgegangen war am Mittwoch eine mehr als zweistündige Unterredung zwischen FSSPX-Generaloberem Bernard Fellay mit den Spitzen der römischen Glaubenskongregation, Kardinalpräfekt William Levada und Sekretär Luis Ladaria Ferrer. Fellay habe dem Levada „die Situation der Priesterbruderschaft St. Pius X. vorgestellt“, hieß es in der Mitteilung. Die Frage nach der Situation der drei weiteren Bischöfe der Bruderschaft sei hingegen nicht erörtert worden.

Drei Bischöfe lehnten ab

Im Gegensatz zu Fellay hatten Bernard Tissier de Mallerais (bild), Alfonso de Galarreta sowie Richard Williamson eine Einigung auf Grundlage einer vom Vatikan im September 2011 vorgelegten „lehrmäßigen Präambel“ abgelehnt. Alle vier hatten sich 1988 gegen den Willen des Papstes von Erzbischof Marcel Lefebvre (1905 bis 1991) zu Bischöfen weihen lassen. Das begründete den offenen Bruch mit Rom.

Rätselraten rund um Inhalte

Während der formelle Ablauf der kirchlichen Einigungsbemühungen publik ist, gibt es um Inhalte und Perspektiven bisher nur Rätselraten. Die „Lehrmäßige Präambel“, die der Vatikan den Piusbrüdern am 14. September 2011 zum Abschluss eineinhalbjähriger Expertengespräche zur Unterschrift übergab, ist weiterhin geheim. Nach Angaben des Vatikans enthält sie zentrale katholische Glaubenssätze und einige „Lehrprinzipien und Interpretationskriterien, die notwendig sind, um die Treue zum Lehramt der Kirche und das 'Fühlen mit der Kirche' zu garantieren“.

Kein „Rabatt in Glaubenspositionen“

Zu diesem Lehramt gehöre „das gesamte Zweite Vatikanische Konzil“, versichert man im Vatikan beharrlich. Dies umso mehr, als manche Medien und Theologen spekulieren, Benedikt XVI. könne um der ersehnten Einigung Willen den Lefebvrianern Zugeständnisse machen und die Anforderungen herunterschrauben. Einen „Rabatt in Glaubenspositionen“ werde es unter diesem Papst nicht geben, beteuerten Kurienmitarbeiter. Das erklärt auch die ausgedehnten Bedenkzeiten. Die beiden ersten Antworten auf die „Präambel“ vom vergangenen Herbst und Winter schienen dem Vatikan ungenügend. Sie enthielten offenbar kein klares Ja oder Nein, wiederholten nur Aussagen früherer Konzilien zur Tradition und setzen sich zu wenig mit dem vorgelegten Text selbst auseinander.

Vatikan stellte Ultimatum

Der zwischenzeitliche Vorschlag der Piusbruderschaft lautete, die Positionen des Zweiten Vatikanums so weit zu akzeptieren, wie sie mit früheren Lehrmeinungen übereinstimmten. Das bezeichneten Vatikanmitarbeiter allerdings als inakzeptabel. Die dritte Antwort Fellays von Mitte April - der Vatikan hatte inzwischen ein Ultimatum gestellt - wurde im Vatikan dann als „positiv“ bezeichnet. Die Glaubenskongregation setzte den Text auf die Tagesordnung ihrer Kardinalsversammlung am 16. Mai.

Unterschiedliche Signale von Fellay

Dabei wurde entschieden, die drei 1988 zusammen mit Fellay illegal geweihten Bischöfe aus dem Verfahren auszukoppeln. Daraus leiteten Beobachter gute Chancen für eine Einigung ab. Denn die drei anderen, unter ihnen der Holocaust-Leugner Richard Williamson, hatten eine Übereinkunft mit Rom kategorisch ausgeschlossen. Ob mit Fellay nun eine Einigung zustande kommt, ist offen. Von ihm kommen unterschiedliche Signale. Nach Zustimmung und Einigungsbereitschaft irritierte er unlängst mit der Aussage, Rom verlange gar nicht mehr die Annahme des vollständigen Lehramtes der Kirche.

Kircheneinheit noch vor Sommer?

Zudem tauchten Zitate des Ordensoberen auf, in denen er von „Irrtümern des Konzils“ sprach. Wenn das Treffen am Mittwoch laut Vatikan die „Möglichkeit für Erklärungen und Präzisierungen“ bot, waren vermutlich solche Äußerungen gemeint. Ob Fellay darauf eine überzeugende Antwort geben konnte, ist unbekannt. So scheint im Moment unklar, ob der Einigungsprozess nun tatsächlich in die letzte Runde geht und es noch vor der Sommerpause zu der erhofften Kircheneinheit mit den „Abweichlern“. Der Ball, so Vatikansprecher Federico Lombardi, liegt jetzt „im Feld der Bruderschaft“.

 

(APA/KAP)

 

 

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