Grünes Licht für „König Abdullah Dialogzentrum“
Mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP, FPÖ und BZÖ hat der Außenpolitische Ausschuss des Nationalrates am Dienstag die völkerrechtlichen Weichen für die Errichtung des sogenannten „König Abdullah Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ in Wien gestellt. Kritik an dem Beschluss äußerten Grünen und die „Initiative Religion ist Privatsache“.
Der parlamentarische Ausschuss genehmigte in seiner Sitzung am Dienstag ein Übereinkommen, das die Einrichtung des Zentrums in Wien als Organisation mit Völkerrechtspersönlichkeit vorsieht, berichtete die Parlamentskorrespondenz.
Zentrum „ein Hohn“
Heftige Kritik an dieser Entscheidung kam von den Grünen. In der Debatte argumentierte die grüne Abgeordnete Alev Korun, angesichts der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien sei das Dialogzentrum für viele Betroffene, insbesondere für Frauen, ein Hohn. Es gehe nicht an, einem Land, das zudem für Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Verfolgung Andersgläubiger bekannt ist, eine Plattform in Österreich zu bieten, meinte die Grün-Mandatarin.
Fragliche Menschenrechtssituation
Auch Abgeordnete der Parteien, die für die Errichtung des Zentrums gestimmt hatten, äußerten sich in der Diskussion kritisch zu dem geplanten Bau. Petra Bayr von der SPÖ brachte ihre Skepsis angesichts der Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien zum Ausdruck und bezeichnete überdies die Einbindung des Vatikan in das Zentrum als wenig nachvollziehbar. BZÖ-Mandatar Herbert Scheibner teilte ebenfalls die Kritik an der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien, betonte aber, es sei gerade vor dem Hintergrund der Entwicklungen des Arabischen Frühlings wichtig, den Dialog zu führen.
Dialog für Öffnung
Außenminister Michael Spindelegger wertete das Zentrum als positives Signal und als Zeichen Saudi-Arabiens, sich einer gewissen Öffnung zu widmen. Die Etablierung in Wien bedeutete für ihn dabei eine Fortsetzung der österreichischen Bemühungen, eine Drehscheibe für den Dialog zu sein. Spindelegger wies darauf hin, dass sämtliche Muslimgruppierungen Österreichs bis auf eine einzige Ausnahme - die liberalen Muslime - das Zentrum befürwortet hätten.
Vorwurf der Scheinheiligkeit
Kritik am Dialogzentrum kam am Mittwoch von der „Initiative Religion ist Privatsache“. In einer Aussendung zeigte sich Vorstandsmitglied Heinz Oberhummer vor allem über das „Engagement der ÖVP“ verwundert. „Wieso gerade eine Partei, die sich christlich-demokratisch nennt, sich von einem christenfeindlichen Alleinherrscher für seine PR-Projekte einspannen lässt, ist mir rätselhaft“, so Oberhummer. „Hier geht es nicht um die Förderung des religiösen Dialogs sondern um eine vom Außenministerium ausgehende Scheinheiligkeit.“
Multireligiöses Direktorium
Das „König Abdullah Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ soll laut Spindelegger von einem Direktorium bestehend aus Vertretern von zwölf Religionen einschließlich des Judentums geleitet werden, während Saudi-Arabien die Finanzierung übernehme. Die Eröffnung des Zentrums ist für 26. November geplant.
(APA/religion.ORF.at)
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