News 04. 07. 2012

Roms Oberrabbiner kritisiert Text zu Pius XII. in Yad Vashem

Der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni hat die Änderung der vom Vatikan beanstandeten Informationstafel zu Papst Pius XII. in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem kritisiert. Man könne sich schwerlich des Eindrucks erwehren, dass die Neufassung auf diplomatischen Druck des Vatikan hin zustande gekommen sei, sagte Di Segni laut Kathpress dem Internetportal "Vatican Insider" am Mittwoch.

Es handle sich um eine "bequeme Kompromisslösung", die der "internationalen öffentlichen Meinung auf Kosten der historischen Wirklichkeit gefallen will", so der Oberrabbiner. Er bleibe jedoch weiterhin bei seiner "sehr kritischen" Haltung gegenüber Pius XII., hob Di Segni hervor.

Info-Tafel zeichnet differenzierteres Bild

Die Informationstafel zur Rolle von Pius XII. in den Jahren der nationalsozialistischen Judenvernichtung war am vergangenen Sonntag geändert worden. Zwar wird der Pacelli-Papst in dem neuen Text weiter dafür kritisiert, dass die Kirche nicht öffentlich für die verfolgten Juden eingetreten sei. Die komplexen Vorgänge werden jedoch differenzierter dargestellt.

Ergebnis neuerer Forschungen

Die Leitung von Yad Vashem hatte am Sonntag erklärt, die Neufassung sei nicht auf Druck des Vatikan, sondern unter Berücksichtigung jüngerer Forschungsergebnisse erfolgt. Der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco, hatte sich zufrieden mit der Änderung des Textes geäußert. Der Vatikan habe sich seit der Anbringung der alten Beschriftung im Jahr 2007 um eine Änderung bemüht, so Franco.

Jüdisch-Katholische Kommission

Die Haltung Papst Pius’ XII. in der NS-Zeit wird kontrovers diskutiert. Pius XII. wird vor allem vorgeworfen, dass er den Holocaust schweigend zur Kenntnis genommen hätte. 1999 wurde eine jüdisch-katholische Historikerkommission eingerichtet, die die Rolle Pius XII. während der NS-Zeit prüfen sollte. Da der Vatikan die von den jüdischen Kommissionsmitgliedern angeforderten Akten teilweise erst nach interner Prüfung und Katalogisierung weitergeben wollte, zogen sich die jüdischen Historiker 2008 aus der Kommission zurück.

 

(APA/KAP/religion.orf.at)

 

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