News 11. 07. 2012

Türkische Intellektuelle solidarisieren sich mit Kloster

Mehrere hundert namhafte türkische Intellektuelle und Künstler unterstützen mit einer Unterschriftenaktion das syrisch-orthodoxe Kloster Mor Gabriel im Südosten der Türkei. Bis Dienstag hatten sich rund 300 Akademiker, Künstler und Journalisten auf einer entsprechenden Internetseite eingetragen. Der Berufungsgerichtshof in Ankara hatte rund 28 Hektar an Ländereien des Klosters dem türkischen Staat zugeschlagen.

Das jüngste Urteil des türkischen Berufungsgerichtshofes gegen das Kloster vermittle den syrisch-orthodoxen Christen die Botschaft, dass sie in ihrer angestammten Heimat in Südostanatolien nicht erwünscht seien, schrieben die Unterstützer. Das Berufungsgericht hatte in einer am Dienstag bekannt gewordenen Entscheidung große Ländereien in der Umgebung des im vierten Jahrhundert gegründeten Klosters dem türkischen Schatzamt zugesprochen.

Kloster zum Besatzer erklärt

Unter der Überschrift „Die Türkei ist das Vaterland der Syrisch-Orthodoxen und das Kloster Mor Gabriel ist kein Besatzer“ kritisierten die Unterstützer den Richterspruch aus Ankara als Signal der Ausgrenzung der Christen. Obwohl das Kloster ordnungsgemäß Steuern für den Landbesitz bezahlt habe, werde es durch das Urteil plötzlich zum Besatzer erklärt. Die Online-Initiative steht unter dem Motto „Wir sind in diesem Land gemeinsam aufgewachsen“.

Widersprüchliche Botschaft

Das Urteil stehe auch im Gegensatz zu Aufrufen der türkischen Regierung an die Mitglieder der syrisch-orthodoxen Diaspora in Europa, sie sollten in ihre Heimat zurückkehren, so die Initiative weiter. Den syrisch-orthodoxen Christen sei signalisiert worden, dass sie in ihrer angestammten Heimat unerwünscht seien. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem die Politologen Cengiz Aktar und Baskin Oran sowie die Journalistin Nadire Mater und der Schauspieler und Regisseur Nedim Saban.

Jahrelanger Rechtsstreit

Die syrisch-orthodoxen Christen sind eine der ältesten christlichen Gemeinden überhaupt und sprechen noch heute Aramäisch. Das Kloster Mor Gabriel, das geistliche Zentrum der Kirche, liefert sich seit Jahren einen Rechtsstreit mit umliegenden Dörfern und den türkischen Behörden. In der Gegend um das Kloster in der südosttürkischen Provinz Mardin leben nur noch wenige tausend syrisch-orthodoxe Christen.

 

(AFP/KAP)

 

 

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