News 19. 07. 2012

IKG: Genugtuung über Entdeckung versteckter Naziparolen am Heldenplatz

Das Gerücht, wonach der Bildhauer Wilhelm Frass in der Marmorstatue des „Toten Soldaten“ in der Krypta des Heldenplatzes  1935 eine Hülse mit einer Nazi-Huldigungsschrift versteckt hat, wurde von Verteidigungsminister Norbert Darabos am Donnerstag in einer Pressekonferenz bestätigt. Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG), die gemeinsam mit der Initiative „Jetzt Zeichen setzen“  den Stein ins Rollen gebracht hatte, zeigt sich zufrieden: „Es erfüllt uns mit einer gewissen Genugtuung, dass sich die Hinweise als richtig  herausgestellt haben“, so der Generalsekretär der IKG, Raimund Fastenbauer, im Gespräch mit religion.ORF.at

Die Initiative „Jetzt Zeichen setzen“, die von zahlreichen Religionsgemeinschaften und Dialogeinrichtungen, wie auch einem breiten Bündnis aus Politik und Zivilgesellschaft mitgetragen wird, hatte bereits seit längerem eine Umgestaltung der Krypta am Heldenplatz gefordert. Die Plattform, der etwa die Katholische Aktion, eine buddhistische Gruppe und verschiedenste jüdische Verbände angehören, hatte sich ebenso dafür eingesetzt, dem Gerücht um eine versteckte Kapsel mit Naziparolen nachzugehen. Im Juni hatte Verteidigungsminister Darabos schließlich mit einer offiziellen Veranstaltung die Umgestaltung und Untersuchung der Krypta eingeleitet.

Brief: „Ewige Kraft des Deutschen Volkes“

Mit Röntgen- und Ultraschalltechnik sowie Knopflochkameras wurde nach der vermuteten Kapsel gesucht. Das Ergebnis: Der Bildhauer Wilhelm Frass hatte in einer Metallkapsel unter der Statue des „toten Soldaten“ einen Brief versteckt, in dem es unter Anderem heißt: „In diesen unvergänglichen Stein ist mein Glaube an die ewige Kraft des Deutschen Volkes gemeißelt, die kein Tod zu enden mag.“ Ein zweiter Brief ist von Alfons Riedel, einem Mitarbeiter des Bildhauers, der ebenfalls die Unsterblichkeit des Deutschen Volkes beschwört.

Krypta als Andachtsort rechter Burschenschaften

Alljährlich am 8. Mai, dem Tag der Kapitulation NS-Deutschlands, veranstaltet der Wiener Korporationsring ein „Totengedenken“. Der Dachverband der Wiener Burschenschaften organisiert dazu einen Fackelzug der schlagenden Studentenverbindungen, der in der Krypta des Heldenplatzes endet.

IKG: „Feiern, nicht trauern“

Gerade diese Tatsache sorgt in der jüdischen Gemeinde Wiens für Unmut: „Wir möchten die Gelegenheit auch nutzen um darauf hinzuweisen, dass die gesamte Konzeption des Heldenplatzes dahingehend umzudenken ist, dass künftig am 8. Mai die Befreiung vom Nationalsozialismus gefeiert und nicht etwa die Niederlage der Wehrmacht betrauert wird, wie das die Burschenschafter tun“, erklärt Fastenbauer gegenüber religion.ORF.at.

Neugestaltung bis zum 26. Oktober

„Nun sind die Verantwortlichen gefordert, ein neues Gestaltungskonzept für den Heldenplatz zu entwickeln, welches die für Österreichs Freiheit Gestorbenen berücksichtigt“, so IKG-Präsident Oskar Deutsch in einer Presseaussendung vom Donnerstag. Bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober sollen Krypta und Weiheraum - unter Beiziehung von Experten - Stätten des „würdigen Totengedenkens“ an die Weltkriegs-Gefallenen werden, ohne Referenzen an Kriegsverbrecher und das Nazi-Regime, heißt es dazu aus dem Verteidigungsministerium.

 

(Astrid Mattes)

 

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„Die Israelitische Kultusgemeinde begrüßt die rasche Reaktion von Verteidigungsminister Darabos“, heißt es in einer Presseaussendung vom Montag. Der Minister sei auf die Forderungen „eines breiten Bündnisses aus Zivilgesellschaft, Religionsgemeinschaften und Politik“ eingegangen, das sich für eine Umgestaltung der Krypta am Heldenplatz und eine „würdige Gedenkpolitik, die der Opfer und nicht der Täter gedenkt“, einsetzt.

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