News 23. 07. 2012

Salzburger Festspiele mit Fragen nach Kultur und Religion eröffnet

Im Rahmen der „Ouverture spirituelle“ bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele am Samstag diskutierten Kardinal Christoph Schönborn, Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle, die deutsche  Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovits und der Schweizer Theologen Hans Weder über Grundfragen der europäischen Kultur und des Suchens nach Gott im Kontext einer naturwissenschaftlich geprägten Geisteswelt.

In der Diskussion wies Christoph Schönborn die Kritik zurück, wonach die Kirche in kritischer Distanz zur Naturwissenschaft stünde.  Schönborn warnte vor einer „Vergötzung des Fortschritts“ und einem Knappwerden der Sinnreserven.

Raum für das Staunen

 Das „Suchen“ sei „dem Menschen eingewebt“, sagte der Kardinal. „Gefährlich“ sei aber das „alleinige Vertrauen auf die Wissenschaft“ und „wenn eine Methode zur Mentalität wird“. Demgegenüber hielt der Kardinal, der 2005 auf Grund eines Kommentars in der New York Times  zum Darwinismus selbst einiges an Kritik einstecken musste, fest, dass „in allen Wissenschaften Raum für das Staunen bleiben muss.“

Über Gott reden

Eine Sicht, die auch vom Wissenschaftsminister Töchterle bestärkt wurde, der zudem für einen klaren „Auftrag an die Bildung“ plädierte, „dafür zu sorgen, dass Gott im Diskurs bleibt“. Zuvor hatte der habilitierte Altphilologe über die bleibende Brisanz des Prometheus-Mythos als Vollender oder Zerstörer der Schöpfung referiert.

Unterschied zwischen „Natur“ und „Schöpfung“

Vor einem „verflachenden Umgang“ mit den Begriffen „Natur“, „Umwelt“ und „Schöpfung“ warnte die deutsche Philosophin Gerl-Falkovits. „Natur“ sei geistesgeschichtlich als ein helles und zugleich dunkles Phänomen verstanden worden, das der Mensch zu „vermessen, beeinflussen und zerstören versuche“. Von daher sage „Natur“ aber nichts über den tieferen Grund allen Verstehens aus. Demgegenüber gehe es bei dem aus dem christlich-jüdischen Denken stammenden Begriff von „Schöpfung“ um ein Verständnis, das dem Naturbegriff vorgeordnet sei.

Atheismus und Glaube

Der Schweizer Theologe, Hans Weder, ging in seinem Vortrag auf den „Raum der Lieder und Hymnen ein, in dem der Mensch zum Freund des Lebens und zur Dankbarkeit gegenüber Gott findet“. Mit Blick auf das Verhältnis von Glaube und Naturwissenschaft erinnerte der frühere Rektor der Uni Zürich an ein Wort des Physikers Werner Heisenberg, wonach der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft atheistisch mache, „am Grund aber wird man gläubig“.

„Schöpfung“ eröffnet Festspiele

Das vom internationalen Filmproduzenten Jan Mojto moderierte Gespräch wurde vom Herbert Batliner Institut und der Leitung der Salzburger Festspiele im Rahmen der erstmals stattfindenden „Ouverture spirituelle“ veranstaltet. Ihre musikalische Eröffnung erfolgte mit der „Schöpfung“ von Joseph Haydn, mit der nach dem Wunsch des Festspielintendanten Pereira auch künftig die Festspiele eröffnet werden sollen. Abgeschlossen wird die Gesprächsreihe am Mittwoch mit dem Thema „Spiritualität in der Kultur“. Teilnehmer sind der Dirigent Franz Welser-Möst, die Judaistin Susanne Plietzsch, „Kulturtheologe“ Givanni Netzer und Hanno Loewy von der „Association of European Jewish Museums“.

 

(KAP)

 

 

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