Erfüllte Zeit
03. 12. 2006, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
Redaktion: Martin Gross
Moderation: Brigitte
Krautgartner
"Mahnungen im Hinblick auf das Ende"
(Lukas 21, 25 - 28. 34 - 36)
Kommentar: Pfarrer Hans-Peter Premur.
Er ist Studentenseelsorger in Klagenfurt und Pfarrer in Krumpendorf
am Wörthersee.
Papst Benedikt war in
der Türkei
Von Dienstag bis Freitag dieser Woche hat Papst Benedikt XVI. einen
Besuch von höchster historischer Bedeutung und politischer Brisanz
absolviert: er ist in die Türkei gereist. Die Einladung dazu war
bereits im Vorjahr vom ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I.
gekommen, dem Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, der seinen Sitz in
Konstantinopel - dem heutigen Istanbul - hat.
Die Themen, die im Vorfeld der Visite und in ihrem Verlauf
angesprochen wurden, waren vielfältig: vom EU-Beitritt der Türkei
bis hin zur Religionsfreiheit für Christen, vom
christlich-muslimischen Dialog bis hin zur Ökumene mit der
orthodoxen Schwesterkirche spannte sich der Bogen.
Martin Gross fasste die
wichtigsten Ereignisse zusammen:
Es war eine kleine, handverlesene Gemeinde von 500 Katholiken, die
der Papstmesse im Marienheiligtum von Ephesus beiwohnten. Doch die
im Vergleich zu den gewaltigen Inszenierungen sonstiger
Papstauftritte eher kleinen Dimensionen des Türkeibesuchs standen in
keinem Verhältnis zur weltpolitischen, kirchenpolitischen und
interreligiösen Bedeutung dieser Tage.
Schon am Beginn standen die heiklen Begegnungen zuerst mit dem
türkischen Ministerpräsidenten Erdogan und dann mit dem Leiter der
türkischen staatlichen Religionsbehörde Ali Bardakoglu. Während der
Ministerpräsident nach dem Gespräch erfreut berichtete, dass der
Papst einen EU-Beitritt seines Landes unterstütze, kam wenig später
aus Rom eine relativierende Erklärung: der Vatikan betrachte den Weg
des Dialogs und der Annäherung in Europa positiv und ermutige dazu -
auf der Grundlage gemeinsamer Werte und Prinzipien".
Heikel auch das Gespräch mit Bardakoglu. Er, einer der liberalsten
Religionsführer der islamischen Welt, hatte den Papst scharf
kritisiert wegen seiner Regensburger Rede, in der Benedikt den Islam
mit Unvernunft und Gewalt in Zusammenhang gebracht hatte. Der Papst
ging nicht auf die Rede ein sondern strich die gemeinsamen Wurzeln
der beiden Religionen und ihren friedensstiftenden Kern hervor. Und
er plädierte eindringlich für eine Intensivierung des Dialogs.
Am Mittwoch dann die päpstliche Messe im Marienheiligtum Ephesos,
hier soll die Mutter Jesu ihre letzten Jahre an der Seite des
Johannes verbracht haben, also jenes Jüngers, dem sie Jesus noch am
Kreuz als Mutter anempfohlen hatte.
In seiner Predigt drückte der Papst die Sehnsucht nach dem "Frieden
für die gesamte Menschheit aus"; für die Zeit, wenn die Worte des
Propheten Jesaja Wirklichkeit würden und "Schwerter zu Pflugscharen"
und "Lanzen zu Winzermessern" geschmiedet werden.
Benedikt betete besonders für "das Land, das wir das Heilige
nennen", und das für Christen, Juden und Moslems gleichermaßen
wichtig sei. In Zusammenhang mit dem Thema Frieden zitierte er die
Worte des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesos: "(Christus)
ist unser Friede. (...) Er hat in seiner Person die Feindschaft
getötet."
Am Donnerstag dann der innerchristliche Höhepunkt der Reise in
Istanbul. Eine Begegnung des Papstes mit dem Ehrenoberhaupt der
Orthodoxie, dem ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., in der
St. Georgskathedrale im Phanar, dem Sitz des Patriarchen.
Nach der feierlichen Liturgie verlasen die beiden Kirchenoberhäupter
Erklärungen, - Batholomaios betonte die Bedeutung der Liturgie für
die Ökumene und Papst Benedikt bedankte sich und betonte, dass die
römisch katholische Kirche alles ihr mögliche tun werde, um die
Wiedervereinigung von Ost und Westkirchen zu ermöglichen. Und er
rief dazu auf, sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass den
gemeinsamen christlichen Wurzeln Europas wieder neues Leben
eingehaucht werde. Danach tauschte man Gastgeschenke aus, die
symbolisch für die Hoffnung standen, dass man bald wieder gemeinsam
Eucharistie feiern könne.
Nach dem Verlassen der Kathedrale setzten die beiden
Kirchenoberhäupter ein weiteres ökumenisches Zeichen, indem sie die
wartenden Menschen gemeinsam segneten.
Nach einem Vieraugengespräch des Papstes mit dem Patriarchen verlas
dann Kurienkardinal Walter Kasper eine gemeinsame Erklärung.
Nach diesem Höhepunkt aus ökumenisch-christlicher Sicht standen noch
ein Besuch des Papstes in der einstigen Hauptkirche der
Christenheit, der Hagia Sophia und der gegenüberliegenden Blauen
Moschee auf dem Programm. Vor seinem Rückflug nach Rom zelebrierte
Benedikt am Freitag Vormittag noch eine Messe in der katholischen
Kathedrale von Istanbul. Die weltpolitische, interreligiöse und
ökumenische Wirkung dieser wenigen Tage bleibt mit Spannung zu
beobachten.
Meine liebste Bibelstelle
Mit dem 1. Adventsonntag beginnt auch das neue Kirchenjahr. In der
"Erfüllten Zeit" starten wir aus diesem Anlass mit einer neuen
Serie, in der verschiedene Menschen unterschiedlicher Konfessionen
über "ihre liebste Bibelstelle" erzählen.
Maria Harmer hat zum
Auftakt den Wiener Weihbischof Helmut Krätzl befragt:
Jesaja 62, 5
Wie der junge Mann sich mit der Jungfrau vermählt,
so vermählt sich mit dir dein Erbauer.
Wie der Bräutigam sich freut über die Braut,
so freut sich dein Gott über dich.
Lutherausstellung in Wien
Nach Klagenfurt und Linz macht die
internationale Luther-Ausstellung nun in Wien Station. Die
Ausstellung, die ab 30. November im neuen Evangelischen Gymnasium (1110
Wien, Erdbergstraße 222a) zu
sehen ist, zeigt „die Aktualität Martin Luthers und seiner Arbeit
für die moderne Welt“, so die Veranstalter in einer Aussendung.
Konkret gehe es dabei um die „Aktualität der mündigen
Bürgergesellschaft, der Verantwortung, der Volksbildung, der
Emanzipation“. Die Reformation hat Europa nachhaltig umgestaltet.
Die Ausstellung ist vom 30. November (Eröffnung) bis 15. Dezember im
Evangelischen Gymnasium in Wien zu sehen und täglich außer Samstag
und Sonntag von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Ein Luthershop mit
Luthersocken, Lutherbier, Lutherbüchern u. a. lädt zum Kauf ein. Auf
den Luthersocken ist das berühmte Lutherwort aufgedruckt: „Hier
stehe ich, ich kann nicht anders.“
>>
Evangelisches Gymnasium
>>Die
Ausstellung
Pfarrgemeinderatswahlen
Heute, am ersten Adventsonntag, wird ein Hirtenbrief der
österreichischen römisch-katholischen Bischöfe veröffentlicht. Darin
wird auf zwei wichtige Ereignisse des kommenden Jahres hingewiesen.
Auf die 850-Jahr-Feier der Basilika von Mariazell, zu der Papst
Benedikt XVI. kommen wird und zu deren Vorbereitung die Bischöfe
eine Novene - also neun Monate - des Gebets vom 8. Dezember bis zum
8. September ausgerufen haben.
Zu der Feier sind besonders die Mitglieder der am 13. März neu zu
wählenden Pfarrgemeinderäte eingeladen, deren Arbeit in dem
Hirtenbrief gewürdigt wird. Die Bischöfe appellieren an die
Gläubigen in den Diözesen, zu wählen und sich auch als Kandidatinnen
und Kandidaten zur Verfügung zu stellen.
Von besonderer Bedeutung ist die altersmäßige Zusammensetzung des
Gremiums und hier zeigt sich, dass es nicht eben leicht ist, junge
Personen für den Pfarrgemeinderat zu finden und zu motivieren.
Für Laien ist die höchste Position, die sie erreichen können, die
des stellvertretenden Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates, denn
Vorsitzender ist gemäß Kirchenrecht stets der Pfarrer. Dass dieser
auch das alleinige Entscheidungsrecht haben soll, lässt sich für
Viele daraus aber nicht ableiten.
Gestaltung: Martin Gross
Eugen Drewermann "Gott
suchen"
Die christlichen Kirchen laden jedes Jahr dazu ein, den Advent als
eine Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest zu nutzen. Doch
wie kann das geschehen, in einer Umwelt, in der geistige und
geistliche Wert nicht eben allzu hoch im Kurs stehen?
Der folgende >>Text des
Theologen und Psychotherapeuten Eugen Drewermann versucht eine
Antwort auf diese Frage.
Musikliste:
Monteverdi Choir und English Baroque Soloists unter der Leitung von
John Eliot Gardiner: "Nun komm, der Heiden Heiland, BWV 62", Kantate
von Johann Sebastian Bach
Academy of Ancient Music und Amsterdam Loeki Stardust Quartet unter
der Leitung von Christopher Hogwood: "Andante" aus dem "Concerto Di
Flauti in G-Dur" von Alessandro Marcello
Currende und Herman Stinders/Orgel unter der Leitung von Erik van
Nevel: "Alma Redemptoris Mater für Doppelchor und Orgel" von Peter
Philips
Die Grazer Choralschola unter der Leitung von Franz Karl Prassl: "Ad
Te Levavi", Gregorianischer Choral
Chorvereinigung und Orchester St. Augustin unter der Leitung von
Friedrich Wolf: "Benedictus" aus der "Messe in D-Dur -
Hofkapellmeister Messe" von Antonio Salieri
Die Rheinische Kantorei und Das Kleine Konzert unter der Leitung von
Hermann Max: "Zünd uns ein Licht an im Verstand" und "Wer Gott von
Herzen liebt" aus der Kantate "Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben,
FWV D:D 10" von Johann Friedrich Fasch
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