Erfüllte Zeit

11. 02. 2007, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

 

 

Redaktion und Moderation: Markus Veinfurter

 

 

 

"Der Andrang des Volkes"

(Lukas 6, 17. 20 - 26)

>>Kommentar: Pfarrer Roland Schwarz

 

 

"Völker, Kulturen und Religionen" - Meran

Schon Markgraf Meinhard der Zweite von Görz-Tirol konnte sich seinerzeit (zur Mitte des 13. Jahrhunderts) dem Reiz der Landschaft nicht entziehen - und der lungenkranke Franz Kafka schätzte besonders die gesunde, milde Luft: Meran, auf 300 Meter Seehöhe gelegen, ist seit den Tagen der Donaumonarchie und dem Aufkommen des Tourismus weltberühmt - wegen seines Klimas, wegen der Thermalbäder und wegen der zahlreichen Sanatorien und Hotels.

Sogar Palmen, Zypressen und Kakteen gedeihen hier im Freien. Das Vielvölkergemisch der Monarchie, damals meist aus betuchten Herrschaften bestehend, hat einen eigenen religiösen, toleranten Mikrokosmos entstehen lassen, der bis in unsere Tage herüber reicht.

Markgraf Meinhard ließ die weltberühmte Meraner „Laubengasse" errichten, die den Pfarrplatz mit dem Kornplatz verbindet.

Seit den Tagen, in denen Meran die Hauptstadt Tirols war, blühen in diesen Laubenhäusern Handel und Handwerk. Und wo Handel getrieben wird, dort gibt es stets vielfältige Berührungspunkte zwischen Völkern, Kulturen und Religionen.

Der Kurbetrieb und der aufkommende, ziemlich elitäre Tourismus an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert verstärkte dieses "Meraner Klima" - nach dem Ersten Weltkrieg kamen noch reiche Emigranten aus dem versunkenen Zarenreich hinzu - bis der Faschismus und nationalsozialistisches Gedankengut auch vor der jüdischen Gemeinde Merans nicht Halt machten.

Die auf eine ganz kleine Gruppe dezimierte jüdische Glaubensgemeinschaft kämpft ums Überleben, die russisch-orthodoxe Gemeinde hingegen beginnt sich durch Zuzug wieder zu entfalten.

Seit einigen Jahrzehnten zählen neben Christen und Juden auch noch Muslime zur Meraner Bevölkerung, ein nicht immer einfaches Verhältnis.

Gestaltung: Stefan Nicolini

 

>>Stadtgemeinde Meran

 

 

"Der Freischütz"

Der Stoff wäre eines üppigen Bollywood-Filmes würdig: Böse Mächte gefährden eine große Liebe. Geheimnisvolle Kugeln, die nie ihr Ziel verfehlen - und vieles mehr. Carl Maria von Weber hat daraus schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine romantische Oper gemacht:

"Der Freischütz" hat am 17. Februar an der Wiener Volksoper Premiere.

Die Oper ist voller archaisch-mythisch-religiöser Elemente. Das bekannteste davon ist das mitternächtliche Gießen der "Freikugeln" in der Wolfsschlucht.

Für die Einführung hat Volksoperndirektor Rudolf Berger einen bekannten Kirchenrebellen nach Wien eingeladen: Am 14. Februar legt der Theologe und Psychotherapeut Eugen Drewermann seine Interpretation des "Freischütz" vor.

Entstanden ist diese ungewöhnliche Verbindung in Bergers Straßburger Zeit - über Drewermanns tiefenpsychologische Märcheninterpretationen.

Auf dem Spielplan der Volksoper steht noch ein zweites Stück mit stark religiöser Thematik: Im "Evangelimann" von Wilhelm Kienzl geht es ebenfalls um eine tragische Liebesgeschichte - allerdings ohne "Happy end". Die Hauptperson Mathias verbüßt unschuldig zwanzig Jahre Kerkerhaft - seine Braut nimmt sich das Leben. "Selig sind die Verfolgung leiden" - singt (aus der Haft entlassen) der Evangelimann Mathias und findet schließlich die Kraft, dem Urheber seiner Lebensmisere zu verzeihen.

Gestaltung: Markus Veinfurter

 

Radiotipp:

Die Gedanken von Eugen Drewermann zum "Freischütz" werden auch auf Österreich 1 zu hören sein: Am Ostermontag, 9.4.2007 um 22.00 Uhr.

 

>>Volksoper Wien

 

 

Musikliste:

 

Sylvia McNair/Sopran und English Baroque Soloists unter der Leitung von John Eliot Gardiner: "Alleluia" aus der Motette für Sopran "Exsultate, Jubilate, KV 165" von Wolfgang Amadeus Mozart

 

Musica Antiqua Köln unter der Leitung von Reinhard Goebel: "Allegro, 1. und 3. Satz" und "Largo" aus dem "Konzert für drei Oboen, drei Violinen und Cembalo in B-Dur" von Georg Philipp Telemann

 

Kammerchor Stuttgart und Musica Fiata Köln unter der Leitung von Frieder Bernius: "Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, SWV 32" aus "Die Psalmen Davids" von Heinrich Schütz

 

Die Chorvereinigung und das Orchester der Chorvereinigung St. Augustin unter der Leitung von Friedrich Wolf: "Quoniam Tu Solus Sanctus" aus der "Messe Nr. 13 in B-Dur, HOB. XXII/13" von Joseph Haydn

 

Ensemble Vocal Europeen de la Chapelle Royale unter der Leitung von Philippe Herreweghe: "Geheiligt werd der Name dein" von Hans Leo Hassler