Erfüllte Zeit

15. 07. 2007, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

Redaktion und Moderation: Martin Gross

 

"Das Beispiel vom barmherzigen Samariter" (Lukas 10, 25 - 37)

>>Kommentar: Prof. Leopold Neuhold. Er ist Professor für Ethik und Gesellschaftslehre an der katholisch theologischen Fakultät der Universität Graz.

 

 

Aufregung um päpstliche Schreiben

Zwei Schreiben aus dem Vatikan haben in der vergangenen Woche für einiges Aufsehen gesorgt, darin ging es zum einen um eine Wiederaufwertung des alten lateinischen Messritus, zum anderen um die Feststellung, dass nur die römisch-katholische Kirche im Vollsinn Kirche sei.

Zum ersten: In seinem vor einer Woche veröffentlichten Schreiben über den künftigen Vollzug der römischen Liturgie legt Papst Benedikt XVI. fest, dass das nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil von Paul VI. veröffentlichte Messbuch weiterhin die normale Form der römischen Messe darstelle. Darüber hinaus aber sei es in Hinkunft jedem Priester erlaubt, im vorkonziliaren tridentinischen Ritus zu feiern, also auf Lateinisch und vom Volk abgewandt. Bis dato musste ein Priester dafür erst die Genehmigung des Ortsbischofs einholen.

Der Papst hält in seinem Schreiben jedenfalls fest, dass es weiterhin Aufgabe der Bischöfe bleibe darüber zu wachen, dass alles friedlich und sachlich ablaufe. In drei Jahren werde man überprüfen, wie sich die neue Regelung bewährt habe.

 

Von Neu kann bei dem zweiten Schreiben nicht die Rede sein. Die vatikanische Glaubenskongregation hat mit Wissen und Billigung des Papstes ein Papier veröffentlicht, in dem einmal mehr betont wird, dass die römische Kirche darauf beharre, die einzige wahre Kirche Christi zu sein. Fast Wortidentes steht auch im Dokument Dominus Jesus zu lesen, das Papst Benedikt noch als Kardinal Joseph Ratzinger und Präfekt der Glaubenskongregation im Sommer 2000 veröffentlicht hat.

Nun ist vor allem in protestantischen Kreisen der Unmut groß, denn sie werden erneut nicht als Kirchen, sondern nur als kirchliche Gemeinschaften bezeichnet, weil sie das Sakrament der Weihe nicht praktizieren und weil ihnen die apostolische Sukzession fehlt, also die Legitimierung des Bischofsamtes durch eine ununterbrochene Weitergabe von den 12 Aposteln her.

Dabei sei man in der ökumenischen Diskussion gerade was das Amt des Papstes betrifft, - das ist ja einer der zentralen Stolpersteine der Ökumene -, schon weiter gekommen, erinnert Johann Marte, der Präsident der ökumenischen Stiftung Pro Oriente. In Sibiu findet nämlich Anfang September die dritte europäische ökumenische Versammlung statt. Stellt sich tatsächlich die Frage: Warum jetzt so ein Schreiben, das viele Ökumeniker als Schuss vor den Bug verstehen.

So sehr die evangelischen Kirchen in Österreich ihr Befremden über das Papier zum Ausdruck gebracht haben, so sehr ist man sich aber auch einig, dass das gute ökumenische Klima in Österreich dadurch keinen Schaden leiden solle.

Gestaltung: Martin Gross

 

>>Das neuen Apostolische Schreiben "Summorum pontificum"

>>Zweites Vatikanisches Konzil - Wikipedia

>>Dominus Iesus

>>3. Ökumenische Europäische Versammlung in Sibiu

 

 

"Lesen ist Leben"

heißt das neue Buch von Cornelius Hell, erschienen im Wieser Verlag. Der Übersetzer, Literaturkritiker, Essayist und Feuilletonchef der "Furche" versammelt darin zahlreiche Miniaturen über Autoren von Hannah Arendt bis George Orwell. Die meisten davon waren als "Gedanken für den Tag" auf Österreich1 zu hören.

Gestaltung: Ursula Baatz

 

 

Christlich jüdische Bibelwoche

Am 23. Juli beginnt im Grazer Bildungshaus Maria Trost die schon traditionelle christlich jüdische Bibelwoche, dieses Mal ist sie dem Buch Hiob und der Frage nach dem menschlichen Leid gewidmet. Wie immer werden prominente katholische, evangelische und jüdische Referenten teilnehmen. Näheres unter >>Bildungshaus Maria Trost

 

 

Nachruf Kaplan August Paterno

Am vergangenen Dienstag ist Kaplan August Paterno im 72. Lebensjahr gestorben. Er war über viele Jahre der medial wohl präsenteste Vertreter der katholischen Kirche in Österreich. 2004 wurden gegen ihn Missbrauchsvorwürfe geäußert, die seine letzten Lebensjahre überschatteten.

Er war immer wieder in den "Gedanken für den Tag" zu hören und hat darin oft Ratschläge gegeben, wie man der Traurigkeit entkommen und sich das Paradies auf Erden schaffen kann. August Paterno in den Gedanken für den Tag am 22. August 2002:

Es gab in den vergangenen Tagen solche, an denen ein guter Freund mir gestand, dass er überhaupt nicht mehr aus dem Fenster blicken konnte, ohne dass er in eine Depression verfiel oder begann, von schöneren Gegenden zu träumen, als die, die sich von braunem Wasser überdeckt, darbot. Aber er gestand auch ein, dass das Träumen von einem Paradies nichts bringt, sondern nur die Auseinandersetzung damit, wo das Paradies nun wirklich sei oder wie wir es schaffen oder erfahren könnten. Ich habe von Überlegungen des Mystikers Ernesto Cardenal erzählt, den die gleiche Fragestellung zu folgendem Schluss geführt hat: Das Paradies ist nicht in Paria, wie Herr Christoph Columbus geglaubt hat…schöne Landstriche, so hübsch und grün wie die Gärten Valencias im März… mildes Klima und das Land und die Bäume wie im April die Gärten Valencias… Das Paradies ist auch nicht in Antigua, wo die Temperatur nie über 28 Grad steigt, und wo das Baden fast vollkommen ist, und wo es elektrischen Strom gibt und keine Malaria, und wo drei Golfplätze sind. Es ist auch nicht in Santa Lucia Paradies der Maler und Fotografen auch nicht auf der Isla del Caiman (ohne Einkommensteuer) wo Sie noch nach einem Piratenschutz suchen und für sechs Dollar pro Tag in einem Hotel wohnen können. Nein. Man kommt nicht dahin mit Reisegesellschaften. Das Paradies ist auch nicht die Jungferninsel, „ein perfektes Paradies, wenn es nicht so unbequem wäre, dass da kein Zahnarzt ist.“ Aber das Paradies, das ich kenne, ist nicht das der Reisegesellschaften. Da, wo wir beide sind, ist das Paradies.

 

 

Musikliste:

 

Der Rundfunkchor und das Rundfunksymphonieorchester Leipzig unter der Leitung von Herbert Kegel: "Kyrie" aus der "Messe in C-Dur - Missa in honorem ssmae trinitatis", KV 167 von Wolfgang Amadeus Mozart

 

Melos Quartett: "Andantino grazioso" aus dem "Quartett für 2 Violinen, Viola und Violoncello Nr. 6 in a-moll" von Luigi Cherubini

 

Kammerchor Stuttgart und Musica Fiata Köln unter der Leitung von Frieder Bernius: "Jauchzet dem Herrn alle Lande", SWV 36 von Heinrich Schütz

 

The King's Consort und Chor unter der Leitung von Robert King: "Magnificat and nunc dimittis in B-Dur" aus der "Messe in B-Dur" von Henry Purcell

 

Ricercar Consort: "Allegro" aus dem "Oktett Nr. 3 in a-moll", HOB.X/3 von Joseph Haydn